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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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hatte. Dass sie mit irgendeinem Jugoslawen in einem gelben Ferrari gefahren war. Und dass irgendetwas daran ziemlich faul war.
    Jorge war schon in Ordnung. Erfüllte das Ghettoklischee des knallharten Asylanten. Zugleich war er ein guter Mensch, der JW aufrichtige Dankbarkeit erwies, weil er ihn im Wald aufgelesen hatte.
    JW entgegnete: »Ich trag meine Schwester auch immer bei mir. Hab ein Foto von ihr im Portemonnaie.«
    Jorge schaute JW erneut an.
    Er sagte nichts.
    Die Konversation ebbte ab.
    Sie beobachteten wieder die Tore.
    JW fand, dass Jorge nicht nur müde, sondern auch irgendwie gestresst wirkte.
     
    Nach einer halben Stunde kamen die Lastwagen herausgefahren, zwei an der Zahl, mit der Aufschrift Schenker Vegetables in grünen Lettern an den Seiten. Sie hatten bereits mehrere Schenker- LKW vorbeifahren sehen und waren entsprechend angespannt. Sie durften auf keinen Fall die richtigen verpassen. JW malte sich aus, wie es wäre, wenn sie hinter der falschen Ladung herfahren würden. Und plötzlich vor einer Riesenmenge Kohlköpfe ohne K stehen würden. Sowohl Jorge als auch JW hielten einen Zettel mit den Autokennzeichen in Händen – dieses Mal waren es die richtigen Lastwagen.
    JW legte den ersten Gang ein. Schloss sich langsam den Brummis an. Sie fuhren auf eine Rampe hinauf und drehten eine Runde auf dem Terminal. JW fuhr hinterher.
    Die einzige Lücke im System war der Zugang zum Flughafenbereich. Rein theoretisch hätten die Fahrer sie dort drinnen übers Ohr hauen können. Denn nur sie allein besaßen die Erlaubnis, die Verladerampen im Flughafenbereich von Arlanda zu betreten. Aber das Risiko, dass sie das Zeug gegen wertlosen Shit ausgetauscht hätten, war minimal. Die Chauffeure wussten ja selbst – wenn sie Abdulkarim und die anderen beschissen, würden sie bezahlen müssen. Nach Aussage des Arabers – mit dem Leben.
    JW s und Jorges Aufgabe war verantwortungsvoll. Sie durften weder die Lastwagen noch die Chauffeure aus dem Blick verlieren. Selbst wenn die Fahrer nicht genau wussten, was sie beförderten – es waren zu viele Kilo, um auch nur das geringste Risiko einzugehen.
    Auf einem der Parkplätze außerhalb von Arlanda hielten die Lastwagen für einige Sekunden. Lange genug für Jorge, um kurz rauszuspringen. Er schaute nach, ob jeweils die richtigen Typen am Steuer saßen. Wenn es andere gewesen wären, hätten sie sie gezwungen auszusteigen und sie in ihren Wagen verfrachtet. Um sie Abdulkarim und Fahdi zu übergeben. Zur weiteren Behandlung.
    Jorge winkte. Das bedeutete grünes Licht – jeweils der richtige Typ hinterm Steuer.
    Sie fuhren weiter.
    Es war ein schöner Tag. Blauer Himmel mit zwei einsamen Wölkchen gespickt.
    Jorge wirkte abwesend. Hatte er etwa Angst?
    JW fragte: »Und, wie steht’s? Gestresst?«
    »Nee. Stress is was anderes. Weiß, wie der sich anfühlt. Zum Beispiel, als ich aus Österåker abgehaun bin, vierhundert Meter in Rekordzeit, da war ich ziemlich gestresst. Ich merk’s daran, dass ich anfang zu stinken. Stink regelrecht nach Stress.«
    »Nimm’s nicht persönlich, J, aber du siehst zum Fürchten aus«, entgegnete JW und prustete laut los. Er dachte, dass Jorge es mit einem Grinsen quittieren würde.
    Aber das tat er nicht. Stattdessen meinte er: » JW , kann ich mal ’nen Blick auf das Foto von deiner Schwester werfen?«
    JW s Gedanken kreisten wieder um seine eigenen Belange. Was zum Teufel wollte Jorge? Warum das ganze Gerede von Camilla?
    JW hielt das Lenkrad mit der linken Hand. Befühlte mit der rechten seine Gesäßtasche. Nahm das schmale Lederportemonnaie mit Monogramm heraus. Außer Scheinen enthielt es vier Plastikkarten: VISA , Führerschein, Tankkarte und die Mitgliedskarte von Nordiska Kompaniet.
    Er reichte es Jorge und sagte: »Müsste unter der Visakarte sein.«
    Jorge nahm die Plastikkarte heraus. Darunter, im selben Fach, steckte ein Passfoto.
    Der Chilene betrachtete JW s Schwester.
    JW konzentrierte sich aufs Fahren.
    Jorge gab ihm das Portemonnaie zurück. JW legte es ins Handschuhfach.
    »Ihr seid euch ähnlich.«
    »Ich weiß.«
    »Sie sieht gut aus.«
    Danach Schweigen.
    Die Lastwagen fuhren langsam. Die Order Abdulkarims lautete, unter keinen Umständen zu schnell zu fahren – Arlandaleden war nämlich die Lieblingsstrecke der Verkehrspolizei.
     
    Eine knappe Stunde später erreichten sie die südlichen Stadtteile. Bislang war alles ruhig verlaufen.
    JW rief Abdul an. »Wir werden in vierzig Minuten da sein. Die Lastwagen

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