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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Älter. Ohne Prestige. Sie schauten tiefer in die Flasche. Riskierten nicht so viel. Altes Eisen eben.
    Mrado hatte Goran an der Strippe. Tat sogar vor sich selbst so, als würde er ihn mögen. Auf Serbisch: »Goran, mein Freund. Ich bin’s.«
    »Mrado, wie ich höre. Seit wann sind wir denn Freunde?« Goran: überheblich gegenüber allen und jedem, außer Il Padre. Mrado schluckte. Ließ die Bemerkung an sich abgleiten – sein Auftrag war wichtiger.
    »Wir arbeiten für denselben Mann. Wir sind Landsleute. Wir haben uns sogar schon gemeinsam die Seele aus dem Leib gesoffen. Sind wir etwa keine Freunde? Wir sind mehr als nur Freunde.«
    »Über eins musst du dir im Klaren sein, nämlich dass wir weder Freunde noch miteinander verwandt sind. Ich bin Geschäftsmann. Und womit du dich beschäftigst, hab ich noch nie kapiert. Jagst den armen Leuten an den Garderoben Angst ein. Klaust du ihnen auch ihre Jacken?«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Als ich letztes Wochenende im Cafét war, war plötzlich meine Jacke weg. Die verdammten Homos an der Garderobe hatten keinen blassen Schimmer. Irgendwer hatte wohl auf das Teil gezeigt und behauptet, er hätte seine Marke verloren.«
    »So etwas kommt vor.«
    »Kommt so was etwa auch in den Garderoben vor, die du kontrollierst?«
    »Keine Ahnung.«
    »Solltest dich mal drum kümmern.«
    »Goran, ich bitte nicht oft um Hilfe. Und auch dieses Mal nicht. Ich werd dich entlohnen, so was nennt man nicht helfen.«
    »Hör auf, in Rätseln zu sprechen. Ich hab im Gefühl, dass dieses Gespräch irgendetwas Gutes bringen könnte. Die Frage ist nur: was? Du hast doch so schön angefangen. Hast mich einen Freund genannt.«
    Hätte es sich um jemand anderen gehandelt, hätte er aufgelegt. Die Kreatur persönlich aufgesucht. Kurzen Prozess mit ihr gemacht. Aber ihr vorher noch mit einer Gartenschere einen Finger nach dem anderen abgeschnitten.
    »Schlagfertig wie immer, Goran. Ich brauch jemanden, der sich mit den Fahrern auskennt. Einen Mann, auf den man sich verlassen kann. Wenn du mir einen guten Kontakt besorgst, überlass ich dir fünf Prozent von dem, was ich am Ende an der Sache verdiene.«
    »Und was kommt dabei rüber im Monat?«
    »Weiß ich noch nicht genau, aber ich hab ’nen fetten Rado-Deal am Laufen. Soll ihm zwei Läden organisieren. Ich würd drauf tippen, dass es sich um mindestens Fünftausend, wenn nicht noch mehr handelt. Netto.«
    »Fünftausend und mehr für einen Namen? Im Monat? In welche Falle willst du mich eigentlich locken?«
    »Ich will dich nicht in die Falle locken. Ist nur ziemlich wichtig für mich, dass die Sache funktioniert. Und dafür bin ich eben bereit, was abzudrücken.«
    »Verdammt. Erzähl mehr. Wo liegt das Risiko? Und was genau brauchst du?«
    Mrado erklärte es ihm, ohne zu viel preiszugeben.
    Goran meinte schließlich: »Ich hätte da ’nen Mann. Christer Lindberg. Ich schick dir seine Handynummer per SMS . Geht das okay?«
    »Ja, klar. Danke. Ich ruf dich nächste Woche an und sag, was draus geworden ist. Manchmal bist du eben doch zu etwas gut.«
    »›Gut‹? ›Gut‹ ist nur mein zweiter Rufname. Merk dir das.«
    Mrado legte auf. Dachte darüber nach, ob er smart oder naiv gewesen war.

13
    Es wurde langsam Herbst. Jorge hatte in vierzehn der letzten vierundzwanzig Nächte einen Platz in verschiedenen Nachtherbergen bekommen. Hatte die persönlichen Daten eines Fixers im Zentrum von Sollentuna für den laufenden Monat für dreitausend Kröten gekauft. Die Nachtherbergen stellten dem zuständigen Sozialarbeiter des Fixers die Kosten in Rechnung. Der Typ wiederum verlor seine Sozialbeiträge – wollte lieber Cash für Heroin/Amphetamine.
    Jorge begriff nicht, warum sich fast nur Schweden in der Herberge aufhielten, wo doch die richtig armen Teufel alle Asys waren. Hatten die denn gar keinen Stolz?
    Das Leben in der Herberge war easy. Ein gutes Frühstück und Abendessen waren im Preis inbegriffen. Jorge guckte fern. Las Zeitung. Sie schrieben keinen Furz über seine Flucht.
    Er unterhielt sich nur wenig mit den anderen.
    Versuchte Liegestütze und Sit-ups zu machen sowie auf einem Bein seilzuspringen, wenn keiner in der Nähe war. Joggen konnte er nicht, sein Fuß war nach dem Sprung von der Mauer immer noch im Eimer.
    Auf Dauer funktionierte das Ganze jedoch nicht. Er konnte sich keine Dauerwelle ins Haar machen, ohne dass die Leute sich fragten, was er da tat. Konnte keine Bräunungscreme auftragen, ohne dass sie glotzten. Das

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