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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Lollo gerissen hatte, wie geil Nippe doch immer wieder war. Jegliche Übertreibungen zum Besäufnis, zum Tanzen, zu den Skandalen und dem Rausch in der Gerüchteküche gereichten JW zum Vorteil.
    Die nachfolgenden Wochen brachten ihm gutes Geld ein. Abdulkarim liebte ihn. Er prophezeite ihnen beiden eine glänzende Zukunft, breitete seine Visionen aus – über kurz oder lang würde ihnen die gesamte Stadt gehören. JW wusste nicht so recht, ob er Abdul ernst nehmen sollte oder ob alles eher ironisch gemeint war. Der Araber quatschte so viel dummes Zeug.
    JW hörte mit dem Taxifahren auf und ließ einen Kollegen weitermachen. Holte sich vorher Abdulkarims Einverständnis. Für den Araber war es okay.
    JW betrachtete sich selbst mit anderen Augen: der Erfolgsmann, der Schneemann, der Mösenmann – es war ihm nämlich gelungen, innerhalb von zwei Wochen drei Mädels mit nach Hause zu nehmen. Rekord für ihn. Er kam sich vor wie ein Mini-Nippe.
    Tagsüber unternahm er wie ein Wilder Shoppingtouren. Zwei Paar neue Schuhe gingen in seinen Besitz über: ein Paar Gucci-Loafer mit goldener Spange und Helmut-Lang-Stiefel für den Winter. Er legte sich außerdem einen Anzug von Acne zu, dessen Säume an den Aufschlägen sichtbar waren. Ziemlich hipp, möglicherweise etwas zu stylish. Vielleicht nicht ganz der strikte, klare Stil. Er schwelgte geradezu in Hemden mit Umschlagmanschette: Stenströms, Hugo Boss, Pal Zileri. Kaufte Jeans und andere Hosen, Strümpfe, Gürtel, Unterhemden und Manschettenknöpfe. Das beste Stück, das er erstand, war ein Kaschmirmantel von Dior für den Winter. Der Preis lag bei zwölftausend Kronen. Teuer – ja schon, aber es kostet eben etwas, wenn man ganz oben mitreden möchte. Er hängte ihn vor sein Bett, so dass er ihn betrachten konnte, sobald er aufwachte. Verdammt flottes Teil.
    JW liebte jede Minute. Er sparte keine Öre.
     
    Bezüglich des Ferraris rekapitulierte er im Stillen: In dem betreffenden Jahr hatten zwei Autos dieser Marke in Schweden existiert. Es war also nicht unmöglich, eine Verbindung zu ihren Haltern herzustellen beziehungsweise zu jemandem, der Camilla gekannt hatte oder zumindest mehr wusste als die Polizei. Peter Holbeck, der Besitzer einer der Wagen, hatte seinen kaum benutzt. Es schien also nicht gerade plausibel, dass Camilla irgendetwas mit ihm zu tun gehabt hatte, zumal sich der Typ während der besagten Zeit überhaupt nicht in Schweden aufgehalten hatte. Also konnte es sich nur um die Leasingagentur Dolphin Finans AB handeln. Das Unternehmen war allerdings vor einem Jahr in Konkurs gegangen – irgendetwas musste also faul sein.
    JW holte beim Bolagsverket Informationen über die Leasingagentur ein. Sie war als Lagerunternehmen mit dem Namen Grundstenen AB gekauft worden, wurde danach aber direkt in Leasingfinans AB umbenannt. Ein halbes Jahr später wurde sie erneut umbenannt und hieß nun Finansieringsakuten i Stockholm AB . Ein weiteres Jahr später hieß sie dann Dolphin Finans AB . Drei Namenswechsel innerhalb von weniger als drei Jahren.
Fishy.
Während der gesamten Zeit seit der Gründung des Unternehmens saß ein und dieselbe Person in der Firmenleitung, ein gewisser Lennart Nilsson, geboren am 14 . Mai 1954 . JW rief seinen Namen beim Einwohnermeldeamt auf.
    Lennart Nilsson war tot.
    JW besorgte sich den Insolvenzverwalterbericht.
    Die beachtenswerte Information im Bericht: Lennart Nilsson aus Nacka war in einschlägigen Kreisen als Drogenabhängiger bekannt und starb an Leberzirrhose. Entsprechend den obligatorischen Informationen des Insolvenzverwalters über eventuelle Unregelmäßigkeiten war der Mann offensichtlich zum Sündenbock gemacht worden.
    JW befand sich in einer Sackgasse. Der Ferrari war von einem Unternehmen geleast worden, das inzwischen bankrott war und dessen einziger namentlich auffindbarer Vorsitzender nicht mehr lebte. Wie sollte er nun weiter vorgehen?
    Die einzige Möglichkeit, die ihm einfiel, war, den Insolvenzverwalter persönlich zu kontaktieren. Er wählte seine Nummer, bekam seine Sekretärin an den Apparat und bat sie, ihn mit dem Rechtsanwalt zu verbinden. Den Aussagen der Sekretärin zufolge war er ziemlich beschäftigt, da sie jedes Mal, wenn JW anrief, bat: »Würden Sie es bitte später noch einmal versuchen? Leider sitzt er gerade in einer Besprechung.« JW bat sie schließlich, ihm auszurichten, dass er ihn zurückrufen möge. Er ging davon aus, dass das reichen würde. Aber der Rechtsanwaltsheini rief nicht

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