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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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hatten. Sie wollten ihre eigene Firma gründen, gaben sich wie Unternehmer, Visionäre. Am Ende wurde dann irgendeine Lösung gefunden. Der anderen Sorte jagte diese Gewissheit, dass sie nie auch nur einen Finger für ihren Broterwerb würden krümmen müssen, Angst ein. Sie wollten sich beweisen, mussten sich beweisen, eigene Erfolge verzeichnen, sich verdient machen um das Vermögen, das sie sowieso einmal erben würden. Sie büffelten auf der Businessschool, studierten Jura, gingen nach London. Saßen vor Tests, mündlichen oder schriftlichen Prüfungen, regelmäßig bis ein Uhr nachts an ihren Gruppenarbeiten. Und wenn es ihre Zeit zuließ, jobbten sie nebenbei noch in Anwaltskanzleien, Banken oder beim Herrn Papa. Sie hatten es eilig – wollten es aus eigener Kraft zu etwas bringen.
    JW war eigentlich nicht der Typ für den schnellen Weg. Er hätte sicher einige Jahre von K leben können, aber er zog es vor, sich abzusichern – sein Studium vernünftig durchzuziehen und die Uni nicht zu schmeißen.
    Er packte seine Bücher zusammen. Zog sich aus und stellte sich unter die Dusche.
    Erfahrungsgemäß hielt er den Duschkopf mit dem Strahl von sich weggerichtet in der Hand und versuchte, mit ausgeklügeltem Feingefühl, die richtige Wassertemperatur einzustellen. Wie kam es nur, dass es, wie man auch drehte, so schwer war, eine angenehme Temperatur zu erreichen? Zu heiß. Einen Nanomillimeter nach links – zu kalt.
    Er ließ das Wasser zuerst über seine Beine laufen. Die hellen Härchen legten sich alle in dieselbe Richtung, als der Wasserstrahl sie nass werden ließ. Dann steckte er den Duschkopf in die Halterung und ließ das Wasser über Haare, Kopf und Oberkörper brausen. Stellte es wärmer.
    Versuchte die Gedanken an Camilla zu verdrängen. Dachte stattdessen an Sophie. Was machte er nur falsch? Auf dem Fest draußen auf Lövhälla Gård hatte er geglaubt, sie rumkriegen zu können. Aber anstatt ihrer war es dann Anna, ihre beste Freundin. Anna war okay, aber ihr fehlte einfach das gewisse Etwas. Wie dämlich war er nur gewesen, ausgerechnet Anna zu vögeln? Die Gerüchteküche in Sachen Fest brodelte ja ohnehin schon so heftig, dass die Veranstaltung gute Chancen hatte, in den Klatschspalten der Boulevardpresse erwähnt zu werden. Sophie hatte es mit Sicherheit schon erfahren. Vielleicht war sie sauer.
    Sophie war in JW s Augen total süß. Sie hatte einen Körper wie eine Bikinischönheit, war sexy wie eine Braut aus dem Playboy und noch dazu charmant wie eine intelligente Fernsehmoderatorin. Und außerdem hatte sie Grips. War ihm in jeder Diskussion, die sie führten, verbal überlegen. Glänzte mit smarten Schlussfolgerungen, sobald sie ihren Mund öffnete. Übertrumpfte seine Witze locker mit einem Augenzwinkern. Und das war nicht alles – sie schien noch dazu richtig nett zu sein, auch wenn sie ihn wie eine typische Lundsbergschülerin ignoriert hatte. Sie hatte Top-Noten, zehn von zehn möglichen Punkten. Er wollte sie gerne viel öfter treffen, aber ohne die Boys, allein.
    JW stellte das Wasser heißer. Überlegte kurz, ob er in der Dusche pinkeln sollte, ließ es dann aber sein. Es war nicht sein Stil.
    Vielleicht spielte er das Spiel nur nicht richtig mit. Vielleicht sollte er Sophie ebenfalls ignorieren. Nicht so offenkundig auf sie abfahren. Nicht so freudig reagieren, wenn er sie sah. Sich weniger mit ihr unterhalten und eher ihre Freundinnen anbaggern. JW hasste diese Anmachspielchen. Und dennoch war er ein Experte seines eigenen Spielchens vor den Boys. Aber wenn es um Sophie ging, wollte er sie, sobald sie in seiner Nähe war, einfach in den Armen halten. Sie an sich drücken, küssen und so weiter. Wie sollte er da eiskalt bleiben können? Es gelang ihm inzwischen locker, in der Disco eine Braut aufzureißen. Er sonderte einfach ein paar Phrasen ab. Kriegte sie ins Bett. Fickte sie. Prahlte damit vor den Boys. Aber die seriöse Nummer war verzwickter. Eine ernsthafte Affäre war eine diffizile Angelegenheit.
    Er stellte das Wasser noch heißer. So machte er es immer. Begann mit einer halbwegs akzeptabel eingestellten, angenehmen Temperatur, aber das Wasser war ihm nach wenigen Minuten zu kalt. Drehte den Warmwasserhahn weiter auf. Bis schließlich das Wasser nahezu kochend heiß war. Der Spiegel beschlug, und das Badezimmer verwandelte sich in eine Dampfsauna.
    Es wurde Zeit für das Mittagessen mit Abdulkarim. JW stieg aus der Dusche und machte sich im Badezimmer zurecht. Sprühte sich

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