Spuk aus dem Jenseits
Blechbard wirkte
etwas erschöpft. Sicherlich hatte er nicht nur hart gearbeitet, sondern sich
außerdem Bakterien eingefangen oder Viren, und die Hitze schien ihm auch nicht
zu bekommen, denn er hatte einen kleinen Ventilator eingeschaltet, der ihm
gequirlte Luft zuflügelte.
„Ich heiße Peter Carsten“,
sagte der TKKG-Häuptling, „werde Tim genannt und möchte Sie im Namen meiner
Freunde um eine Auskunft bitten. Sie betrifft Jörgs Stiefvater, den
verstorbenen Dr. Albrecht Demonius.“
Blechbard hob eine Braue.
„Etwas Medizinisches wollt ihr wissen, nehme ich an. Alles andere könnte euch
Jörg viel besser erzählen.“
„Medizinisch — ja. Aber es
könnte auch zu tun haben mit Parapsychologie (Wissenschaft von
übersinnlichen Erscheinungen).“
Blechbard hob auch die andere
Braue. „Klingt geheimnisvoll. Also, worum geht es?“
„Wir haben Grund zu der
Annahme, daß Dr. Demonius noch lebt.“
Das überraschte den Arzt. Ihm
rutschte beinahe die Brille von der Nase. Dann lächelte er mild.
„Da irrt ihr euch.“ Wohl wegen
Jörg fügte er hinzu. „Leider.“
Mann o Mann! dachte Tim. Wie
soll ich fragen? Er hat den Toten für tot erklärt und den Totenschein
ausgestellt. Ich kann das doch nicht anzweifeln, ohne daß ihm die Galle
überläuft. Und dann sagt er gar nichts, sondern schmeißt uns raus.
Tim sagte: „Es gibt
Kriminalfälle, bei denen Folgendes vorkommt. Jemand nimmt ein Mittel. Er
scheint tot zu sein. Der Arzt bestätigt das. Aber der Betreffende ist nur
scheintot. Beerdigt wird dann ein anderer oder ein leerer Sarg.“
„Donnerwetter!“ Blechbard
schien amüsiert zu sein. „Was für einer Sache seid ihr denn da auf der Spur?
Aber ich versichere euch: Der Verdacht ist unbegründet. Jörgs Stiefvater litt
seit langem an einer schweren Herzkrankheit. Es endete tödlich für ihn. Scheintot
war er ganz sicher nicht.“
Was haben wir erwartet? dachte
Tim. Eine andere Auskunft ist undenkbar.
„Was meintest du mit
Parapsychologie?“ fragte Blechbard.
Tim hob die Achseln. „Jemand
will Dr. Demonius auf der Straße gesehen haben.“
„Jetzt?“
„In dieser Woche.“
„Ein Irrtum. Oder eine
Typ-Ähnlichkeit. Manche Menschen haben Doppelgänger, ohne das zu wissen. Dr.
Demonius kann es nicht gewesen sein.“
Tim nickte. „Damit ist alles
klar. Besten Dank für die Auskunft, Herr Doktor.“
4. Beschattung
Ein Straßen-Café verlockte. Die
fünf Kids parkten ihre Drahtesel am Bordstein und gruppierten sich um einen
Tisch, der für zwei Personen gedacht war. Es wurde eng. Dadurch ergab es sich
von selbst, daß sie die Köpfe zusammensteckten. Aber erstmal wurde bestellt —
bei einem Jüngling, der die Ärmel hochgerollt hatte und unentwegt zur anderen
Straßenseite sah, wo ein roter Sportwagen stand.
„Zweimal Mineralwasser, zwei
Coke, einen Eisbecher“, nickte der Jüngling. Rückwärtsgehend entfernte er sich,
den Blick immer noch auf seinen Traumwagen gerichtet.
Auch so ein Spinner, dachte
Tim. Einer, der das Ozon-Gas vermehren würde, wenn ihm die Kiste gehörte.
„Was haben wir?“ sagte der
TKKG-Häuptling. „Zunächstmal Tatsachen: Steinwurf durch die Scheibe, Brand am
Garagentor, das verwüstete Blumenbeet. Dazu die Anrufe. Das alles können wir
als gegeben hinnehmen, denn deine Mutter, Jörg, hat’s erlebt.“
„In diese Schublade paßt Kahlig
aber nicht“, sagte Gaby. „Richtig“, nickte Tim. „Er sagt zwar, er sei kein
Spinner. Aber auch Verrückte behaupten von sich, sie wären völlig normal.
Schwere Trinker würden sich niemals als Alkoholiker bezeichnen, wie man weiß.
Und Drogenabhängige machen sich selbst vor, sie hätten das tödliche Spiel voll
im Griff. Also: Ist Kahlig ein Spinner? Wenn ja — können wir ihn vergessen.
Wenn nein, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder er hat sich geirrt, was
jedem passieren kann. Oder er sagt absichtlich die Unwahrheit. Das heißt, er
lügt.“
„Weshalb sollte er lügen?“
fragte Klößchen.
„Schwere Frage“, nickte Tim,
„wenn du seine Beweggründe meinst, sein Motiv. Leicht ist es aber zu
beantworten, wenn man es im gesamten Zusammenhang sieht. Da kann es nur eins
bedeuten: Kahlig steckt mit dem Spuk-Verursacher unter einer Decke. Ob das nun
Demonius ist oder sein Geist.“
„Oder“, wandte Karl ein,
„Kahlig ist es selbst. Täter und Anrufer. Wissen wir, ob er Stimmen nachahmen
kann? Vielleicht hat er sich darauf spezialisiert, weil ihm der Umgang mit
Verstorbenen zu still
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