Spuk aus dem Jenseits
Falschparkern zickzack fahren.“
„Dann soll sich die Alte bei
mir beschweren.“
Tims Freunde hielten auf der
anderen Seite der Limousine. Der TKKG-Häuptling blickte hinüber. Dabei fiel ihm
auf: Jörg schien sich hinter Karl zu verstecken und zog den Kopf ein, daß seine
Ohren die Schultern berührten. Kannte Jörg den Typ?
Tim musterte den Mann. Er
mochte Ende Vierzig sein. Schickimicki-Klamotten, stabile Figur. Das Hemd stand
offen. Auf der behaarten Brust hing ein Amulett an dicker Goldkette. Ein
eckiger Schädel mit kräftigem Gesicht, von dem man die Rücksichtslosigkeit
ablesen konnte. Eine Sonnenbrille verbarg die Augen.
„Was machen wir mit ihm?“
Tim sprach zu seinen Freunden.
„Wenn er stur bleibt“, schlug
Klößchen vor, „lassen wir ihm die Luft aus den Reifen.“
Tim spürte, wie der
Schickimicki den Atem anhielt.
„Ich bin für eine Anzeige“,
sagte Gaby. „Wir sind fünf Zeugen. Da kann er sich nicht rausreden.“
Karl schüttelte den Kopf. „Den
kleinen Strafzettel bezahlt so einer mit links. Und das nächste Mal stellt er
sich wieder hierher. Nein, es muß fühlbar sein.“
Tim sah den Typ an. „Die
Parklücke dort vorn ist immer noch frei. Die daneben auch. Und die nächste
ebenfalls.“
Dem Schicki war Blut ins
Gesicht gestiegen.
„Wenn ihr meinen Wagen anrührt,
prügele ich euch windelweich.“
Tim lachte ihm ins Gesicht.
„Mann, Sie werden doch nicht
lebensmüde sein und für mich den rechtlich abgesicherten Glücksumstand der
Notwehr herbeiführen. Wollen Sie den Spätsommer auf der Chirurgischen Abteilung
verbringen?“
Der Mann bleckte die Zähne,
wurde noch roter, stieß den Schlüssel ins Schloß und stieg in den Wagen. Ein
Widerling!
Beim Zurücksetzen hätte er beinahe
einen vorbeifahrenden Bus gerammt. Dessen Fahrer hupte.
Die Kids sahen zu, wie der
Schicki mit Kavalier-Start lospreschte, Vollbremsung machte und sich auf die
freie Parklücke stellte.
„Na, also!“ meinte Tim. „Man
muß die Leute nur erziehen. Guten Willens ist er, der A...! Nur ein bißchen
verschusselt. Zur Seite, Leute! Die Oma will vorbei. So, bitte sehr, meine
Dame.“ Er erwiderte das Lächeln der alten Frau. „Jörg! Kannst wieder
hervorkommen, nachdem du dich so klein gemacht hast hinter Karl. Kennst den
A..., ja?“
„Klar. Das ist Dr. Beinhart
Geiser, der Nachfolger meines Stiefvaters in der Firma. Das heißt: Ihm, Geiser,
gehört sie jetzt ganz allein.“
*
Sie standen hinter einem
Kleinbus, gut versteckt, und luchsten durch die Fenster.
Eben hatte Geiser das
Bestattungs-Unternehmen RUHE SANFT betreten. Das Haus, mit einer Hofeinfahrt
links und einem kleinen Kunden-Parkplatz rechts, sah ein bißchen aus wie eine
Kiste. Flachdach überm Obergeschoß und eine architektonisch einfallslose
Gestaltung.
Ein Schaufenster, in dem Särge
ausgestellt waren, war Blickfang an der Straßenfront. Auffallend wenig
Interesse rief diese Auslage hervor bei den Leuten, die hier Schaufensterbummel
machten. Niemand stand davor.
„Ist jemand verblichen bei
Geisers?“ fragte Tim.
„Davon habe ich nichts gehört“,
antwortete Jörg.
„Weshalb sucht man einen
Beerdigungs-Experten auf? Wenn man Trauerhilfe braucht. Oder?“
„Geiser machte nicht den
Eindruck“, sagte Gaby, „als leiste er Trauerarbeit. Der war nur unverschämt und
wütend.“
„Dann ist er also privat bei
Kahlig“, sagte Tim. „Ich nenne das einen Zusammenhang. Geiser war der Freund
deines Stiefvaters, Jörg, und hat jetzt die Firma. Demonius spukt rächend aus
dem Jenseits hervor, und Kahlig macht uns weis, er sei ihm leibhaftig begegnet,
zweimal. Was da über drei Ecken läuft, beruht nicht auf Zufall.“
„Vielleicht stecken die beiden
unter einer Decke“, sagte Karl. „Geiser fühlt sich seinem verstorbenen Freund
verpflichtet und befolgt dessen letzten Willen: die Rache an Jörgs Mutter. Und
Kahlig macht mit. Aber wieso? Der ist doch dem Demonius nicht verpflichtet.
Oder?“
Das galt Jörg.
Er hob die Achseln. „Weiß
nicht. Demonius kannte die unmöglichsten Leute. Mama sagt, man konnte ihn nicht
durchschauen. Und er sei unberechenbar gewesen.“
„Hat Geiser Familie?“ wollte
Tim wissen.
„Nö.“ Jörg schüttelte den Kopf.
„Nur so eine Art Geliebte. Sie heißt Isabell Pilsen. Vielleicht hat er sie
inzwischen geheiratet. Aber eine Vermählungs-Anzeige haben wir nicht gekriegt.
Das hätte Mama mir gesagt. Sie ist noch immer interessiert an allem, was die
Firma betrifft.“
Sie
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