Spuk im Netz
Cotta hat auch noch nicht angerufen.«
»Dafür habe ich etwas über Andromeda herausgefunden«, sagte Bob. »Sie war die Tochter von Kassiopeia, einer Königin der griechischen Sage. Kassiopeia war so arrogant, dass sie behauptete, Andromeda sei schöner als die Meernymphen. Dafür wurde allerdings ungerechterweise nicht sie bestraft, sondern Andromeda – sie wurde gefesselt auf einen Felsen im Meer gesetzt, wo das Ungeheuer Ketus sie verschlingen sollte. Aber der Held Perseus ritt auf dem fliegenden Pferd Pegasus über das Meer und rettete sie. Und diese Geschichte ist in den Sternbildern festgehalten. Lass mich mal an den Computer, Justus.« Er schaltete den Rechner ein, ging ins Internet und rief ein Bild des Sternenhimmels auf. »Hier, das W – das ist Kassiopeia. Gleich neben ihr ist ihr Ehemann Kepheus oder Cepheus, der König von Persien. Da unten, das lange V, das ist Andromeda, und neben ihr Perseus, der Held. Sogar das Meeresungeheuer ist da.« Er zeigte auf das Sternbild Walfisch.
Justus und Bob betrachteten die durch Linien verbundenen Punkte. »Die Prinzessin ist aber reichlich dünn«, witzelte Peter. »Und Kepheus sieht aus wie ein Haus. Und wie hilft uns das jetzt weiter?«
»Weiß ich auch nicht«, sagte Bob. »Unsere Büchereileiterin nennt sich nach einer griechischen Prinzessin. Das hätte ich nicht von ihr gedacht.«
Justus speicherte die Seite bei den Lesezeichen ab. »Vielleicht hat sie –« Er stutzte, dachte nach und wiederholte: »Vielleicht hat sie den Namen in irgendwelchen Internetforen benutzt! Da haben die Leute fast immer seltsame Namen. Such mal danach, Bob!«
Bob tat es und verzog schmerzlich das Gesicht. »Anderthalb Millionen Treffer, Just.«
»Und zusammen mit unseren geheimnisvollen Zahlen?«
Bob tippte die Zahlen ein. »Kein einziger.« Ärgerlich schüttelte er den Kopf. »So kommen wir nicht weiter. Wir wissen nicht, wonach Miss Bennett gesucht hat und warum sie so plötzlich weggefahren ist. Wir wissen nur, dass eine junge Frau ihr offenbar eine falsche Nachricht geschickt hat und dass Miss Bennett nicht bei ihr angekommen ist. Und –«
»Kollegen«, unterbrach Justus, »ich glaube, wir gehen die Sache falsch an. Unsere wichtigste Spur ist der Einbrecher. Erinnert euch doch mal an die Situation in der Bücherei. Wir waren gerade dabei, Miss Bennetts Passwort herauszufinden, als dieser Typ zum Tisch kam und sagte, er hätte ein Buch fallen gelassen und aus Versehen eine Seite zerrissen. Hat jemand von euch vorher das Geräusch eines fallenden Buches gehört?«
»Ich nicht«, sagte Peter. »Aber ein reißendes Geräusch schon.«
Bob nickte. »Das Reißen habe ich auch gehört. Aber sonst nichts.«
»Gut. Gehen wir mal hypothetisch davon aus –«
»Justus«, sagte Peter genervt.
»Also schön, nehmen wir einmal an, unser späterer Einbrecher hätte dieses Theater um das Buch absichtlich veranstaltet, um Karen abzulenken. Warum sollte er das tun? Um uns zu helfen? Was kann es einen Besucher der Bücherei interessieren, ob wir ein Passwort herausfinden oder nicht?«
»Vielleicht – Mensch, vielleicht wollte er es selbst wissen!«, rief Bob.
»Genau, Bob! Und das bedeutet, dass er absichtlich in der Bücherei war. Vielleicht, um genau dasselbe herauszufinden wie wir – nämlich, warum Miss Bennett verschwunden ist –«
»– und ob sie irgendwelche Hinweise hinterlassen hat«, ergänzte Peter. »Und kaum wissen wir, dass sie eine CD gebrannt und mit nach Hause genommen hat, macht sich der Kerl davon, bricht in Miss Bennetts Haus ein und versucht alle Daten zu löschen. Die Frage ist also: Was sind das für Daten? Wonach sucht Miss Bennett?«
»Wir sollten dem Hinweis folgen, den sie Inspektor Cotta gegeben hat«, sagte Justus. »Kommt, Kollegen – wir besuchen ihre Schwester im Geiste.«
Kassiopeia
Miss Bennetts Nachbarin hieß Cynthia Featherstone. Ihr Haus war genauso gebaut wie das von Miss Bennett, nur waren die Wände hellblau gestrichen und das Dach war dunkelrot. Umgeben war es von einem Meer aus blühenden Sträuchern.
Mrs Featherstone öffnete den drei ??? die Tür, und sie zuckten zusammen. Einen größeren Gegensatz als den zwischen Miss Bennett und ihrer ›Schwester im Geiste‹ konnte es gar nicht geben. Miss Bennett war immer heiter und freundlich, trug helle, bunte Kleider, schlang sich manchmal auch farbige Seidentücher um den Hals, mochte alles, was bunt und fröhlich war. Mrs Featherstone dagegen sah aus wie Kleopatras Oma in
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