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Spuk im Netz

Spuk im Netz

Titel: Spuk im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Trauer.
    Sie war wohl ursprünglich blond gewesen, hatte aber ihre langen Haare schwarz gefärbt und zu einem wuscheligen Durcheinander hochgesteckt. Ihre dünnen Augenbrauen waren schwarz nachgezogen und dämonisch schräg gestellt. Um die wässerig blauen Augen hatte sie dicke schwarze Linien gezogen, die im alten Ägypten modern gewesen waren, bei ihr aber verschmiert waren und sie aussehen ließen, als wäre sie erst mit dem einen und dann mit dem anderen Auge gegen eine Schrankecke gelaufen. Gekleidet war sie in ein weites schwarzes Gewand, und die Zehennägel ihrer nackten Füße waren schwarz lackiert. Bei einer Sechzehnjährigen hätte das alles lustig oder wenigstens kultig ausgesehen, aber Cynthia Featherstone musste weit über sechzig sein. Der Flur hinter ihr war schwarz wie eine Gruft. Und als wäre das noch nicht genug, strich eine schwarze Katze schnurrend um ihre Beine.
    »Mrs – äh – Featherstone?«, fragte Justus.
    »Ja«, sagte sie mit einer heiseren Stimme, die sie möglicherweise für ›rauchig‹ hielt. »Ich habe euch erwartet ... kommt herein.«
    Als sich die Tür hinter den drei ??? schloss, überkam sie plötzlich ein leichter Schwindel. Ein überwältigender Geruch von süßlichem Rauch ließ kaum Luft zum Atmen. Der Flur war ein schwarzer Schacht, der nur von zwei flackernden Kerzen in goldenen Wandhaltern beleuchtet wurde. Die Wandhalter hatten die Form von Händen, die zu Klauen gekrümmt waren, und die Kerzen standen auf den nach oben gerichteten Handflächen.
    »Folgt mir«, sagte Mrs Featherstone und ging ihnen voraus. Die drei Detektive folgten ihr, und Peter stolperte versehentlich über die schwarze Katze, die mit einem wütenden Fauchen davonschoss, fast unsichtbar in der Finsternis.
    »Was ist das für ein ekelhafter Gestank?«, zischte Bob Justus zu. Aber Mrs Featherstone hatte ihn gehört. »Es ist Weihrauch«, sagte sie heiser. »Er klärt die Sinne für das Übersinnliche.«
    »Na toll«, murmelte Peter. »Wir wollten sowieso gerade gehen.«
    Die Frau lachte kurz auf. »Nein, das wollt ihr nicht. Und das könnt ihr auch gar nicht. Ich habe die Haustür abgeschlossen.«
    Die drei ??? blieben stehen. Peter und Bob schauten einander erschrocken an. Nur Justus blieb gelassen. »Das haben Sie nicht getan, sonst hätten wir den Schlüssel im Schloss gehört. Aber Sie haben Recht, wir wollen noch nicht gehen. Und es würde mich interessieren, warum Sie versuchen, uns Angst einzujagen.«
    Sie kicherte. »Weil es mir Spaß macht. Und weil es euch ein wenig – sagen wir – einstimmen soll.«
    »Total übergeschnappt«, flüsterte Peter Bob ins Ohr. »Die hat doch nicht alle Tas–«
    »Junger Mann!« Das klang plötzlich gar nicht mehr rauchig, sondern scharf und laut wie ein Peitschenhieb. Mrs Featherstone wirbelte herum und zeigte mit der Hand auf Peter. »Das ist der Fluch dieser Zeit – der freche Unglaube! Hüte dich! Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als deine Schulweisheit sich träumen lässt!«
    Mit offenem Mund starrte Peter sie an. Aber Justus und Bob konnten ein Grinsen nur schwer unterdrücken. Solche Worte ausgerechnet an den Zweiten Detektiv zu richten, der als Einziger von ihnen überhaupt an etwas Übersinnliches glaubte, war einfach zu viel.
    Mrs Featherstone funkelte sie an. »Ja, grinst nur. Ich verschwende meine wertvolle Zeit mit euch! Dummköpfe und Ungläubige seid ihr!« Sie stieß eine Tür am Ende des Flurs auf und marschierte mit wehendem Gewand hindurch. »Bewegt euch!«, rief sie über die Schulter zurück. »Ich habe nicht viel Zeit!«
    Die drei ??? wechselten Blicke. »Wo ist wohl Mr Featherstone?«, flüsterte Bob. »In der Irrenanstalt?«
    »Ich finde, wir sollten abhauen«, sagte Peter.
    »Na kommt, Kollegen«, sagte Justus. »Schließlich sind wir nicht zum Spaß hier.«
    »Was du nicht sagst«, zischte Peter. »Aber wir wussten bis jetzt auch nicht, dass Miss Bennett mit einer Verrückten befreundet ist!«
    »Damit haben wir doch schon etwas von dem herausgefunden, was wir wissen wollen«, sagte Justus. »Kommt!« Entschlossen drehte er sich um und folgte Mrs Featherstone. Bob und Peter zögerten, seufzten und marschierten hinterher.
    Der Flur war ein Schacht, das Wohnzimmer eine Grotte. Auch hier war alles schwarz: die wallenden Tücher, die die Wände und die Fenster verdeckten, die niedrigen Tische, auf denen Kerzen brannten, und die Teppiche. Schwarze Kissen waren wie Felsbrocken übereinandergetürmt. In der Mitte des Raumes

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