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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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das Innenministerium bestürmen würden, einzuschreiten und ihn freizulassen.
     
     
    Keyes fand keinen Schlaf – abgesehen davon, dass Albträume ihn heimsuchten und Ratten über ihn hinwegkrochen, war er davon besessen, Desmond Stones unmenschlichen Plan für den Schutz von Morven zu verhindern. Er schritt die feuchten Steine auf und ab, trat auf das faulige Stroh, achtete nicht auf das Stöhnen und die Schreie seiner Mithäftlinge, ließ Jeremy Lambs unermüdliches Geplapper nicht an sich heran. Wie war die Bibliothek am besten zu schützen?
    Als Emma eintraf, gewahrten beide Männer unwillkürlich ihre roten und geschwollenen Augen. Sie sprangen auf und geleiteten sie zu einem Sitzplatz. Nur mit Mühe gelang es ihr, sie vom neuesten Stand der Dinge zu informieren: dass das Gnadengesuch für Frederick verworfen worden war.
    Das war eindeutig Desmond Stones Werk! Mit seinem Geld und den vielen persönlichen Kontakten hatte er erreicht, dass der Innenminister Fredericks Ersuchen abgelehnt hatte. Mit steinernem Gesicht, das zugleich Entschlossenheit ausdrückte, beugte er sich über die weinende Emma.
    »Emma«, sagte er zärtlich, »ich möchte, dass du jetzt gehst.«
    »Nein!«
    »Bitte, Liebste. Ich muss nachdenken. Mir eine konkrete Vorstellung davon machen, wie …« Er stockte und warf einen Blick auf die nutzlosen Skizzen und Zeichnungen, die er zu Papier gebracht hatte. Stone hatte Recht: Keyes mangelte es an Ideen. »Wie ich dieses Gefängnis verabscheue«, sagte Emma leise. »Für alles verlangen die Aufseher Geld. Allein um zu dir gebracht zu werden, musste ich einen Schilling bezahlen. Aber bei diesen verschlungenen Wegen hätte ich unmöglich allein zu deiner Zelle gefunden. Selbst Theseus hätte sich auf der Suche nach dem Minotaurus in einem derartigen Labyrinth verirrt.«
    Frederick starrte sie an. »Was hast du da eben gesagt?«
    Sie schaute mit tränennassen Augen zu ihm auf. »Die Sage«, meinte sie verwirrt. »Das Labyrinth des Minos. Du weißt schon.«
    »Erzähl sie mir noch mal.«
    »Warum?«
    »Erzähl mir einfach, wie es sich da verhielt.«
    »Ägäus, der König von Griechenland, musste Minos, dem König der Minoer, einen Tribut leisten und ihm sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen ausliefern. Frederick, warum willst du …«
    »Sprich weiter!«
    »Die vierzehn Opfer wurden in einen unterirdischen Irrgarten verbracht, in dem ein Ungeheuer, der Minotaurus, lebte, eine hässliche Kreatur halb Mensch, halb Stier. Die Opfer konnten sich in diesem Labyrinth unmöglich zurechtfinden und waren dazu verdammt, nach und nach vom Minotaurus gefressen zu werden.«
    »Worauf Theseus, der Sohn von König Ägäus«, fiel Frederick ihr erregt ins Wort und übernahm es, das Ende der Geschichte zu schildern, »worauf also Theseus beschloss, den Minotaurus zu töten. Er diente sich freiwillig als eines der auserkorenen Opfer an, und es gelang ihm tatsächlich, das Ungeheuer zu töten und anschließend mit Hilfe des Zwirnsfadens, den er bei sich trug und dessen eines Ende er am Zugang zur Höhle befestigt hatte, wieder aus dem Labyrinth herauszufinden!«
    »Frederick?«
    »Das ist die Lösung!«, rief er aus.
    Jetzt wusste er, was zu tun war. Und zwar sofort. Die Schlinge des Henkers wartete auf ihn.
    Ab sofort hatte Frederick ein noch größeres Problem. Zwar wusste er jetzt, wie Morven ohne Gefahr für Leib und Leben anderer zu sichern war, aber wie die Pläne den Alexandriern zukommen lassen? Emma war die Einzige, der er vertrauen konnte, aber sie war jung und unerfahren. Desmond Stone würde sie auf Schritt und Tritt beobachten, weshalb es riskant war, ihr die Pläne mitzugeben.
    In Hut und Seidenkleid, aber ohne Handschuhe, beschäftigte sich Emma mit ihrer Stickarbeit. Ungeachtet der Weisungen Fredericks weigerte sie sich standhaft, ihre Besuche einzustellen. Inzwischen hatte sich ein weiterer Alexandrier beim Innenminister für ihren Verlobten eingesetzt, und da sie felsenfest davon überzeugt war, dass er Erfolg haben würde, wollte sie jeden Tag bei Frederick sein – bis der Gnadenerlass spruchreif wurde.
    Frederick hatte allen Grund, ihren Optimismus nicht zu teilen. Er grübelte noch immer, wie er es am geschicktesten anstellte, seine Pläne den Alexandriern zukommen zu lassen, als er zufällig aufsah und den Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Jeremy bemerkte.
    Und mit einem Mal wusste er, wie sein zweites Problem zu lösen war.
     
     
    Jeremy wurde aus Keyes nicht schlau. Sobald jemand

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