Spur der Flammen. Roman
sagte er beschwichtigend.
Als er sie daraufhin wie nebenbei fragte: »Was hältst du von dem jungen Jeremy?«, entzog sie sich ihm und sah ihn skeptisch an. »Warum fragst du?«
»Nur so, Liebste.«
»Für mich ist er nicht jung.«
»Du weißt, wie das gemeint ist. Magst du ihn?«
»Ich finde ihn nicht unnett.«
»Immerhin lehnst du ihn nicht ab.«
In ihrem Blick zeichnete sich Entsetzen ab. »Frederick, was soll das?«
»Wo du doch niemanden hast, der dich beschützt, Liebste.«
»Ich habe dich.«
»Ich bin wohl kaum in der Lage, mich um dich zu kümmern.«
Sie reckte das Kinn. »Ich bin zwanzig.«
»Das ist ja der Punkt. Ich traue Desmond Stone nicht. Er will dich für sich gewinnen, aus verschiedenen Gründen, von denen kein einziger etwas mit Zuneigung zu tun hat.«
Ihr Entsetzen wich Verblüffung. »Desmond Stone? Ich habe nicht die Absicht, ihn zu heiraten.«
Vielleicht bleibt dir gar keine andere Wahl, entgegnete er im Stillen, um sie nicht zu beunruhigen. »Was würdest du sagen, wenn ich Jeremy bitten würde, sich um dich zu kümmern, wenn ich nicht mehr da bin?«
»Frederick, du darfst die Hoffnung nicht aufgeben!«
Er umfasste ihre Schultern. »Emma, du musst stark sein, um meinetwillen, unseren Ordensbrüdern zuliebe und zum Nutzen der gesamten Menschheit. Sobald diese Pläne hier fertig sind, musst du sie unbedingt nach Morven bringen und darauf dringen, dass sie ausgeführt werden. Wir können nicht auf eine Begnadigung warten, die vielleicht niemals ausgesprochen wird. Der junge Jeremy steht kurz vor seiner Entlassung. Ich möchte, dass du mit ihm gehst. Wenn nicht, steht zu befürchten, dass die Luminanz durch irgendwelche ehrgeizigen Machenschaften von Desmond Stone gefährdet wird.«
Die Pläne lagen bereit.
»Ich werde diese Entwürfe Emma mitgeben, damit sie sie zu den Alexandriern bringt«, sagte Keyes zu Jeremy. »Allerdings mache ich mir Sorgen um das Risiko, das sie damit auf sich nimmt. Da gibt es nämlich einen Mann, Desmond Stone, der vermutlich darauf aus ist, diese Unterlagen verschwinden zu lassen, und um sie erst einmal an sich zu bringen, könnte er Emma gegenüber Gewalt anwenden. Sie braucht einen Beschützer, jemanden, der auf sie Acht gibt.«
»Großer Gott, warum soll ausgerechnet ich das sein?«
»Weil ich mitbekomme, wie liebevoll und zärtlich Sie sie ansehen. Und weil ich weiß, dass Emma Ihnen wohlgesonnen ist.«
Jeremy war sprachlos. »Verehrter Mr.Keyes«, sagte er endlich, »ich fühle mich geschmeichelt, aber ich bin nicht der Richtige für diesen Auftrag. Man kann sich nicht auf mich verlassen. Mein Ruf ist nicht der Beste. Ich gelte als launisch und eitel.«
Keyes lächelte. »Sie zeichnen sich durch mehr als das aus, mein Freund. Sie sind eine Seele von Mensch, Mr.Lamb. Als ich hier eingeliefert wurde, haben Sie sich mir gegenüber ohne ersichtlichen Vorteil für Sie als großherzig erwiesen, weil Sie annahmen, ich hätte keine Freunde. Sie haben mir aus reiner Herzensgüte geholfen, und in diesem Gefängnis, wo jeder auf sich selbst gestellt ist, bedeutet das sehr viel. Noch mehr aber verrät Ihr Gesicht, wenn sie Emma anschauen. Es drückt Innigkeit aus, nicht etwa Wollust oder Besitzanspruch wie das von Desmond Stone, der sie anstiert wie einen Gegenstand. Sie sind ihr gegenüber so zuvorkommend, dass es geradezu schmerzt. Deshalb weiß ich, dass sie bei Ihnen gut aufgehoben sein wird.«
Jeremy war betroffen. So sehr er Emma liebte – diese Verantwortung war zu groß. Niemals würde sie so zu ihm aufschauen wie zu Frederick. Konnte er überhaupt mit ihr zusammenleben, wenn die Erinnerung an Frederick Keyes ständig zwischen ihnen stand? »So Leid es mir tut, Sir, aber auf mich ist kein Verlass. In jeder Hinsicht. Dieser Makel steckt tief in mir, und man kann, wie es so schön heißt, einem alten Hund keine neuen Tricks beibringen.«
Wenn Keyes ihm doch bloß nicht mit so was gekommen wäre! Jeremy konnte an nichts anderes mehr denken. Dass ihm zugemutet wurde, sich um Miss Emma Venables zu kümmern und auf sie aufzupassen, belastete ihn wie nichts anderes. Mit Ausnahme dieser kurzen Gefängnisstrafe war Jeremys Leben in einem ruhigen Fahrwasser dahingetrieben, und so würde es wohl nach seiner Entlassung weitergehen. Er würde sich wieder mit seinen Freunden treffen, an Gesellschaften teilnehmen, sich amüsieren. Aber doch nicht die Verantwortung für jemanden übernehmen! Vor allem nicht für ein so zartes und hinreißendes
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