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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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bandagiertem Hals und langen nackten Beinen, die der verrutschte Seidenkimono freigab. Sie hatte so schmal und verletzlich ausgesehen, und dennoch hatte sie ihren Angreifer abgewehrt und ihm auch noch Schaden zugefügt. Glenn konnte einfach an nichts anderes mehr denken, und er spürte, dass Candice Armstrong ihm ganz allmählich in einer Weise unter die Haut ging, die das sichere Gleichmaß seiner Gefühle bedrohte. Während der Autofahrt hatte sie die Möglichkeit eines Jobs in San Francisco erwähnt. Er hoffte inständig, dass sie den Job bekam.
    Schweigend fuhren sie im Fahrstuhl bis zum achten Stock, es gab nicht einmal die übliche Musikberieselung, die die Spannung lösen würde. In Glenns Gedanken überschlugen sich die Fragen: Wer hatte seinen Vater gestoßen? Wo war der Brief, den Mrs.Quiroz versteckt hatte? Gab er Aufschluss über den Angreifer? Und was bedeutete das Wort
Morven
, dieses unerklärliche Wort, das die Vergangenheit heraufbeschwor? Gleichzeitig spürte er Candices Nähe, den Duft ihrer Haut, den unruhigen Atem, der ihm zeigte, wie sehr sie der Überfall mitgenommen hatte.
    Candice versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie hatte zwar auf Drängen des Notarztes ein paar Beruhigungstabletten aus dem Medizinschrank ihrer Mutter eingesteckt, aber noch keine davon eingenommen. Es war schon weit nach Mitternacht und sie hatte ihre Mutter noch nicht in New York angerufen. Schließlich wollte sie Sybilla nicht unnötig beunruhigen. Auch als sie Huffy bei Zora ablieferte, hatte Candice den Überfall mit keinem Wort erwähnt und für den Verband an ihrem Hals eine belanglose Ausrede erfunden.
    Als Glenn die Wohnungstür aufschloss, schlug Candice vor, er solle zu seinem Vater ins Krankenhaus fahren. »Ich komme auch allein zurecht.«
    »Ich werde Sie nicht allein lassen. Und mein Vater würde sowieso nicht merken, ob ich da bin oder nicht. Die Station wird mich rufen, wenn man mich braucht.«
    Wenn
man
mich braucht. Nicht, wenn
er
mich braucht. Warum diese Kluft?, hätte sie am liebsten gefragt. Was hatte ihn und seinen Vater in all den Jahren so sehr voneinander getrennt, dass es nun, in dieser tragischen Stunde, weiterhin zwischen ihnen stand?
    Glenn war in seinem üblichen Trenchcoat am Haus ihrer Mutter vorgefahren, und als er ihn nun ablegte, war Candice einigermaßen erstaunt, was darunter hervorkam. Kein Anzug, kein Jackett mit Hemd, nur eine schwarze Hose und ein T-Shirt, das sich an feste Muskeln und einen straffen Bauch schmiegte. Das Schwarz stand ihm gut, dachte Candice unwillkürlich, er wirkte darin kraftvoll und beherrscht.
    Sie wandte den Blick ab. Solange ihre berufliche Perspektive ungewiss war, musste sie ohne Liebesbeziehung auskommen. Also redete sie sich ein, dass Glenn Masters auch wieder nur so ein gut aussehender Typ war, der selbst ein T-Shirt zu tragen wusste.
    Die Einrichtung der Wohnung hätte aus einem Lifestyle-Magazin stammen können: Wildledersitzgarnitur in Burgunder und Grau, Chromlampen, indische Teppiche, echte Palmen in riesigen Kübeln und ein prächtiger Esstisch aus dunklem Rauchglas mit einer Navajo-Vase in der Mitte – eine gelungene Mischung aus Art Déco und Indianerkunst.
    Glenn trat an den CD -Spieler. »Was möchten Sie hören?«
    »Mir ist alles recht.«
    »Ich persönlich liebe Blues«, erklärte er und schob eine CD von B. B. King in die Plattenlade.
    Candice bemerkte, dass eine der Zimmerwände über und über mit Schwarzweißfotos von Bergen, Felsen, Steilwänden, Klippen, Felsen und Schluchten von Normal- bis Postergröße bedeckt war. Glenn fing ihren Blick auf. »Ich habe früher Extremsport betrieben«, erklärte er. »Bergsteigen, Freeclimbing, Felsklettern. Das da sind einige der Orte, die mich herausgefordert haben.«
    Während er in der Küche verschwand, schaute Candice sich einige der Fotos näher an und entdeckte in beinahe jeder Felswand eine Gestalt. Es war jedes Mal Glenn, der unglaublich glatte und steile Wände mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit erklomm. Auf einigen der Bilder war auch eine Frau zu erkennen, gertenschlank und sehnig, mit Glenn an einem gemeinsamen Seil. Candice studierte die Bildunterschriften: Eagle Crag, Hongkong; Gola Island, Donegal, Irland; Grampians, Australien; Red Rock Canyon, Nevada; Chimney Butte, North Dakota. Und in Kalifornien – Joshua Tree, Yosemite Nationalpark, Sequoia.
    Glenn kam mit zwei Gläsern mit Eiswürfeln und Orangensaft aus der Küche. Als er sah, wie aufmerksam sie die Fotos

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