Spur der Flammen. Roman
Angreifer aufrappelte und sich nach einem Blick zu ihr in die Büsche schlug.
»Ist er tot?«, fragte sie den Sanitäter, der ihre Halswunde versorgte. Der verletzte Polizist wurde in den Krankenwagen geladen.
»Nur bewusstlos geschlagen, Ma’am.«
Ein Wagen kam die enge Straße herangebraust, kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Glenn flog geradewegs auf Candice zu. »Sind Sie okay?«, rief er, noch ehe er sie erreicht hatte.
»Verdammter Mist«, sagte sie nur.
Glenn sah, wie fest der dünne Kimono über ihren Brüsten zugezogen war, sah, wie der feuchte Stoff an ihrem Körper klebte. Er wandte den Blick ab und trat zu den Kollegen am Tatort.
Vor dem demolierten Streifenwagen blieb er stehen. »Sie haben wirklich ganze Sache gemacht«, rief er Candice zu. »Überall Blut, und eine perfekte Blutspur, die vom Haus ins Gebüsch führt.« Er konnte seine Bewunderung nicht verhehlen, als er sie sich am Steuer des Streifenwagens vorstellte, wie sie versuchte, den Angreifer abzuschütteln. »Wir haben die Notfallambulanzen vor Ort benachrichtigt, dass sie auf gebrochene Nasen und Gesichtsverletzungen achten sollen. Obwohl ich bezweifle, dass der Mann so dumm sein wird, ins Krankenhaus zu gehen.«
Glenn blätterte in seinem Notizblock. »Ein Hawaii-Hemd?«
»Das war alles, was ich erkennen konnte. Mit blauen Palmen.«
Diese Stimme! Wie honigfarbener Whiskey, der über heiße Steine lief. Glenn musterte das einsame Haus in den Hügeln mit skeptischem Blick. »Hier können Sie nicht bleiben.«
»Ich möchte meine Freunde nicht behelligen, und weitere Angehörige habe ich nicht. Kommt wohl nur ein Hotel in Frage.«
Nachdenklich betrachtete Glenn die Kamee an ihrem bandagierten Hals – eine zarte Göttin, mit Blut befleckt – und sagte spontan etwas, das er eigentlich gar nicht sagen wollte: »Ich weiß, wo Sie sicher sind.«
»Wo?«
Der letzte Ort auf dieser Welt, an dem er sie haben wollte. »Bei mir.«
Kapitel 8
I st ganz einfach«, sagte Rossi und kratzte gedankenverloren das erdbeerrote Mal auf seiner Wange. Es juckte nicht, nur bildete er sich ein, dass es jucken sollte. »Der Mann, den ich angeheuert habe, ist gut und verschwiegen. Der Plan ist folgender: Er verschafft sich, als Blumenbote verkleidet, Zutritt zur Intensivstation, tut verwirrt, auf der Suche nach dem Patienten, dem er angeblich den Blumenstrauß bringen soll. In den zwei Minuten, die die Schwestern brauchen, um ihn rauszuwerfen, hat er ausgekundschaftet, wo unser Freund liegt. Ich komme ein paar Minuten später und gebe mich als Angehöriger aus.«
Philo Thibodeau streichelte nachdenklich die silbergraue Siamkatze auf seinem Schoß. Draußen rollten glitzernde Brecher an einen südkalifornischen Strand. »Vor der Intensivstation ist ein Polizist postiert.«
Rossi war damit beschäftigt, eine Injektionsspritze aufzuziehen.
»Kein Problem.«
»Sie wollen den Personalausweis sehen.«
»Auch kein Problem.«
Philo blickte zum Strand hinüber. »Wie lange wird es dauern?«
»Bei einer Kaliuminjektion kann der Tod unmittelbar eintreten, also injiziere ich weit entfernt vom Herzen. Ins Bein wahrscheinlich. Das gibt mir genug Zeit, die Station zu verlassen.«
Er setzte die Kappe auf die Nadel, schob die Injektionsspritze in seinen Hemdärmel und knöpfte die Manschette zu. »Wenn der Herzstillstand eintritt, bin ich längst verschwunden. Sie werden mich nicht damit in Verbindung bringen.«
»Gibt es eine Chance auf rasche Wiederbelebung?«
Rossi schüttelte den Kopf. »Sie werden den Grund für den Herzstillstand nicht kennen und die falschen Medikamente verabreichen. Als Gegenmittel zum Kalium bräuchte er Insulin als IV -Stoß, Glukoselösung und Kalziumglukonat. Aber darauf wird keiner kommen.«
Rossi war vor langer Zeit einmal Arzt gewesen. »Sie werden sich fünfzehn Minuten bis zu einer halben Stunde, je nachdem, damit aufhalten, bevor sie aufgeben und ihn für tot erklären.« Philo kitzelte die schnurrende Katze unter ihrem Diamanthalsband.
Eigentlich sträubte sich alles in Glenn dagegen, sie hierher zu bringen. Aber der Mann, der sie überfallen hatte, war höchstwahrscheinlich derselbe, der seinen Vater die Treppe hinuntergestoßen hatte, und Glenn fühlte sich für ihre Sicherheit verantwortlich.
Zumindest redete er sich das ein. In Wahrheit, was er natürlich nicht länger als eine flüchtige Sekunde zugeben wollte, hatte es mehr damit zu tun, wie sie zitternd im Heck des Rettungswagens gesessen hatte, mit
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