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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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betrachtete, sagte er: »Nach dem gewaltsamen Tod meiner Mutter war ich kurz vor dem Ausrasten und wurde sehr jähzornig. Ich war damals achtzehn und hätte eine Wut-Therapie gebraucht, aber das gab es damals noch nicht. Also begann ich mich fürs Extremklettern zu interessieren.«
    Und die Frau auf den Fotos?
    »Es sieht sehr gefährlich aus.«
    »Kann es auch sein. Es kann aber auch erhebend sein, befreiend. Sie sollten es einmal ausprobieren.«
    »Mir wird schon auf einer Trittleiter schwindelig«, gestand Candice. »Während meines Graduiertenstudiums habe ich auf einer Grabungsstelle nahe der Großen Pyramide gearbeitet. Mein Professor forderte mich zu einem Wettklettern auf die Spitze der Cheops-Pyramide heraus. Hinauf wäre ich gut gekommen, aber ich wusste, der Abstieg wäre eine völlige Katastrophe geworden. Wir haben oben auf der Pyramide gestrandete Touristen gesehen, die Angst vor dem Abstieg hatten und von ägyptischen Militärhubschraubern geholt werden mussten. Das hätte mir auch geblüht. Wie passend, mit einem Hubschrauber von der Spitze der Großen Pyramide gehievt zu werden. Funktioniert das denn? Für Ihre große Wut, meine ich?« Sie fasste sich an den Hals.
    »Ich habe mit dem Felsklettern aufgehört. Was ist los?«
    »Der Verband sitzt zu fest.«
    Er führte sie zu dem burgunderroten Ledersofa und stellte die Gläser auf geflochtenen Navajo-Untersetzern ab. »Ich werde den Verband wechseln.«
    »Warum haben Sie das Felsklettern aufgegeben?«, wollte Candice wissen, als er mit einem Verbandkasten zurückkam, und fragte sich dabei, ob es mit der Frau am Seil zusammenhing.
    »Ein Unfall, ich hatte mich am Knie verletzt.« Er setzte sich neben sie und ließ den Deckel des grünen Kastens mit dem weißen Kreuz aufschnappen. Als er vorsichtig den Verband von ihrem Hals wickelte, wurde er stutzig.
    »Was ist?«, fragte Candice in der Vorstellung, ihre Halsschlagader blute. Glenn fasste mit beiden Händen an ihren Nacken, um ihr Haar zu heben und das rosafarbene Halsband aufzuknöpfen. Bei der unerwarteten Berührung seiner Fingerspitzen auf ihrer nackten Haut hielt Candice unwillkürlich den Atem an.
    »Ihre Kamee ist blutverschmiert.«
    Er ließ das Halsband in ihre Hand fallen und wandte sich der Halswunde zu, aus der zwar kein Blut mehr sickerte, die aber richtig gesäubert werden musste. Während er einen Wattebausch mit einem Antiseptikum tränkte, setzte draußen der Regen wieder ein, ein sanftes Wispern an den Glasschiebetüren, das mit dem weichen Sound der Bluesgitarre verschmolz.
    Glenn ging so behutsam wie möglich zu Werke. Er hatte schon mit Stichwunden, Schusswunden, eingeschlagenen Schädeln, durch Fleisch ragenden Knochen, ja sogar abgerissenen Gliedmaßen zu tun gehabt. Dieser kleine Schnitt jedoch erschreckte und verunsicherte ihn. Und machte ihn gleichzeitig wütend. Ihr Hals, so weiß und zart – sie könnte selber eine Kamee sein – verletzt! Er würde den Bastard finden und
ihm
den Hals aufschlitzen.
    Candice sah die Ader an Glenns Schläfe pulsieren und fragte sich, woran er gerade dachte. An seinen Vater, mit Sicherheit. Entfremdet, und dennoch sorgte er sich.
    »Warum Kameen?«, bohrte Glenn weiter, dem bei ihrem Schweigen und in ihrer Nähe unbehaglich wurde. Bevor sie das Haus ihrer Mutter verließ, hatte sie sich umgezogen – jetzt trug sie eine Bluse aus einem Nichts an Stoff und einen fließenden Rock mit weitem Saum. Ihr Haar wurde von einem schlichten Clip zurückgehalten. Ein feiner Duft von einer Badeessenz stieg von ihrer Haut auf – Lavendel oder Pfingstrose?
    »Ich sammle Kameen leidenschaftlich gern«, erklärte Candice und wich dabei seinem Blick aus. Wenn sie ihm jetzt in die Augen schaute, müsste sie womöglich ihren Entschluss über freiwillige Enthaltsamkeit noch einmal überdenken. »Ich reinige sie und bringe wunderschöne Damen wieder zum Leben.«
    »Wie Nofretete«, ergänzte Glenn mit einem raschen Lächeln. Er tupfte die Wunde trocken, dann gab er Salbe auf den Finger und verstrich sie sanft auf der Wunde. »Warum glauben Sie, dass sie ein König war?«, fragte er, um sich von dem, was er tat, und von ihrer körperlichen Nähe abzulenken. Er spürte, dass auch Candice sich in dieser Situation nicht ganz wohl fühlte.
    Sie schaute über seine Schulter auf ein Portrait über dem Kamin. »Meine Theorie ist unbeliebt.« Wie hatte Reed O’Brian in seinem Büro in San Francisco es noch formuliert? »Wenn wir Ihnen den Dokumentarfilm anvertrauen,

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