Spur der Flammen. Roman
ging er weiter. Hinter einer Ecke schaute er auf die Uhr, um zu sehen, wie viel Zeit verstrichen war, seit Rossi das Kalium verabreicht hatte. Der Herzstillstand musste unmittelbar bevorstehen.
Gerade als Glenn die Tür zum Gästezimmer aufstieß, klingelte sein Handy. Es war das Krankenhaus. »Was? Ja, besten Dank. Ich werde in etwa dreißig Minuten da sein.« Er lauschte in den Hörer, dann sagte er: »Ich weiß das zu schätzen, Schwester, aber hier handelt es sich um eine polizeiliche Ermittlung, und ich muss meinem Vater einige Fragen stellen.«
Während er das Gespräch beendete und eine andere Nummer in sein Handy hämmerte, sagte er zu Candice: »Das war das Krankenhaus. Mein Vater hat sich erholt. Der Druck auf sein Gehirn hat nachgelassen, er ist wach, er spricht und ist bei klarem Verstand.«
»Dem Himmel sei Dank.« Candice lächelte erleichtert.
»Vielleicht kann er uns sagen, wer ihn die Treppe hinuntergestoßen hat.« Das zweite Telefonat war noch kürzer als das erste, eine knappe Anweisung an seine Dienststelle, weitere Sicherheitsbeamte vor der Intensivstation zu postieren. Jetzt, da der Professor wach war, schwebte er in noch größerer Gefahr.
Glenn steckte das Handy in die Gürteltasche. »Es wird nicht lange dauern«, sagte er zu Candice. »Ich werde die Tür von außen abschließen. Aber legen Sie die Sicherheitskette vor, wenn ich weg bin.«
»Ich komme mit.«
Er wollte protestieren, aber mit einem Blick auf ihr Gesicht sah er ein, dass es sinnlos war. »Also los.«
Das Alarmsignal auf der Intensivstation schrillte los.
Das Notfallteam kam angerannt – Menschen in weißen Laborkitteln, grünen OP -Kitteln, Technikeruniformen. Als die Tür zur Intensivstation aufschwang, mischte sich der Arzt vom Ende des Korridors unter das Team und gelangte unbehelligt auf die Station.
Der Plan funktionierte wie ein Uhrwerk, genau wie Rossi vorhergesagt hatte. Der angebliche Blumenbote war bis auf die Intensivstation vorgedrungen, hatte den Verwirrten gespielt, mit den Schwestern diskutiert und sich, bevor er hinauskomplimentiert wurde, die Patientenliste an der Wandtafel eingeprägt: Bett Nummer 1 , John Masters; Bett Nummer 8 , Richard Chatzky. Das hatte er dann an Rossi weitergegeben, der sich daraufhin als Richard Chatzkys Cousin ausgab.
Und schon war er drinnen. Der Rest war ein Kinderspiel. Während die Schwestern beschäftigt waren, spritzte Rossi das Kalium in das Bein des Komapatienten Chatzky. Alles, was Philo Thibodeau, im weißen Arztkittel mit Stethoskop und falschem Namensschild, zu tun hatte, war, auf das Alarmsignal zu warten.
Als das Notfallteam zu dem Herzstillstand geeilt kam, stahl Philo sich fort an das Bett Nummer 1 , sieben Kabinen vom aktuellen Geschehen entfernt, wo John Masters lag, der sich gerade von seinem Treppensturz zu erholen begann. Mit den Geräuschen im Rücken – den eiligen Schritten, den Rufen nach Lidocain, Defibrillator und was an anderen Dingen gebraucht wurde, von denen Rossi ihm versichert hatte, dass sie die Wiederbelebungsversuche verlängern und ihm daher mehr Zeit mit Masters lassen würden – beugte sich Philo über dessen Bett. »Hi, John. Erinnerst du dich an mich?«
Glenn brachte den Wagen mit einem harten Quietschen auf dem Krankenhausparkplatz zum Stehen. Beide sprangen heraus, es drängte sie den Professor zu sehen, ehe wieder irgendeine Komplikation eintrat. Candice hatte ihm nie richtig danken können für alles, was er für sie getan hatte. Das wollte sie jetzt nachholen. Und auch Glenn hatte einen Entschluss gefasst: Es war an der Zeit, die zwanzigjährige Kluft zwischen ihnen zu überbrücken.
Die Augenlider des Professors flatterten, bis sie sich ganz öffneten. Er runzelte die Stirn. Dann wurde sein Blick klar. »Du!«, wisperte er.
Philo lächelte. »Höchstpersönlich.«
Die strenge Atmosphäre der Intensivstation war erfüllt von aufgeregten Stimmen –
»Gerade Linie. Immer noch kein Blutdruck.« »Wir brauchen Blutgase, verdammt noch mal.«
»Ich werde nichts verraten«, keuchte John Masters.
Philo beugte sich näher. »Ich bin nicht wegen des Sterns von Babylon gekommen. Ich lasse deinen Sohn und diese Armstrong danach suchen. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass Lenore dir nie gehören wird.«
»Was …«
Philo legte seine Hand auf des Professors Kehle. Daumen und Mittelfinger drückten auf je eine Halsschlagader. »Sie gehörte mir«, sagte er laut genug, dass es die Rufe am
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