Spur der Flammen. Roman
ihren Anrufbeantworter abgehört – keine Nachricht aus San Francisco –, hatte Zora angerufen, um ihr von dem Professor zu berichten und nach Huffy zu fragen, geduscht und sich umgezogen. Und auf dem Weg zum Anwaltsbüro von Whalten, Adams & French hatte sie sich immer wieder gefragt, warum sie im Testament des Professors erwähnt wurde.
Beim Verlassen des Fahrstuhls lief sie Glenn geradewegs in die Arme. Auf den Schultern seines Trenchcoats und der Krempe seines Filzhutes glitzerten Regentropfen. Er musste kurz vor ihr eingetroffen sein.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte sie. »Sie sind ja gar nicht nach Hause gekommen.«
»Ich bin zu meiner Dienststelle gefahren, um mein Team zusammenzustellen. Philo hat meinen Vater ermordet und wir werden ihn kriegen.«
»Detective«, begann Candice zögernd. »Es tut mir sehr Leid wegen gestern Abend. Nur meinetwegen waren Sie nicht an der Seite Ihres Vaters, als er verschied.«
Glenn winkte ab. »Nicht Ihre Schuld, Dr.Armstrong. Die Verantwortung lag bei mir, und es war meine Entscheidung. Ich hätte schon viel früher meinen Stolz überwinden und mich mit meinem Vater versöhnen sollen. Damit muss ich jetzt leben.«
Sein Blick jedoch verriet deutlich, dass das kein leichtes Unterfangen sein würde.
»Hören Sie zu«, sagte er zu Candice. »Sie sind in Gefahr. Der Mörder wird annehmen, mein Vater hätte seine Geheimnisse Ihnen anvertraut.«
»Und Ihnen.«
»Ich kann auf mich aufpassen.«
»Ich auch.«
»Können Sie nicht!« Glenn schaute auf das Pflaster an ihrem Hals, auf die rosafarbene Kamee, die in ihrer Halsmulde ruhte. Die Blutspur, die gestern darauf geleuchtet hatte, fiel ihm ein.
»Na schön«, lenkte er ein. »Vielleicht können Sie doch.«
Schließlich bat Mr.French – groß, geschniegelt, professionell – sie in das private Konferenzzimmer, wo sie an einem langen Tisch Platz nahmen. Der Anwalt setzte sich ans Kopfende und zog ein umfangreiches Dokument hervor, das John Masters’ letzten Willen und Testament enthielt.
Zunächst sprach er den Anwesenden knapp sein Beileid aus, dann wandte er sich direkt an Glenn: »Es war der Wille Ihres Vaters, dass der Inhalt seines Testaments Ihnen sofort nach seinem Tode zugänglich gemacht wird. Es sei zwingend, dass keine Zeit verloren werde.«
Bevor Mr.French mit der Verlesung des Testaments beginnen konnte, nahm Glenn ihn, der seinen Vater schon viele Jahre kannte, beiseite und fragte, ob er wüsste, was Morven sei. Doch der Anwalt hob nur die Augenbrauen. »Morven? Ist das ein Name?«
»Kennen Sie Philo Thibodeau?«
»Ich weiß von ihm, habe ihn aber nie persönlich kennen gelernt. Seine Frau und Ihre Mutter waren befreundet, soweit ich mich erinnere. Verbindungsschwestern, nicht wahr?«
Glenn nickte und bat den Anwalt fortzufahren.
Mr.French las die allgemeine Aufteilung von John Masters’ Besitztümern vor, und Glenn nahm überrascht zur Kenntnis, wie reich sein Vater gewesen war. Mit angespannter Miene hörten er und Candice allen weiteren Verfügungen zu. Und dann das: »Candice Armstrong vermache ich alle Rechte an dem Salomo-Projekt.«
Candice war gerührt. Obwohl sie ihm bei seinen Recherchen geholfen hatte, war das Projekt doch ganz und gar die Frucht von John Masters’ genialer Schöpferkraft. Das Buch verkaufte sich unvermindert an Colleges und in Museen und würde einen willkommenen Beitrag zu ihrem Einkommen leisten. Noch wichtiger jedoch erschien ihr der Gedanke, dass der Professor ihr auch ein klein wenig von sich selbst vermacht hatte.
»Meinem Sohn Glenn vermache ich den restlichen Besitz, nach Aufteilung der oben genannten Legate. Er soll das Grundstück und das Haus darauf mitsamt der kompletten Möblierung erhalten.« Glenn spielte nervös mit seinem Goldring. »Ebenfalls meinem Sohn Glenn vermache ich«, Mr.French räusperte sich bedeutungsvoll, »den
Stern von Babylon.«
Glenns Kopf schoss hoch. »Sagt er auch, was der
Stern von Babylon
ist?«
»Tut mir Leid. Darüber steht hier nichts. Aber ich wurde angewiesen, Ihnen das hier zu geben.« Er reichte Glenn einen schmalen Briefumschlag. »In dem Umschlag befindet sich der Schlüssel zu Ihres Vaters Safe. Vielleicht finden Sie dort, was Sie suchen.«
Der Bankmanager, ein kleiner grauer Mann mit hoher Stimme, führte sie in den Tresorraum und dort zu einem kleinen Nebenzimmer mit Tisch und Stühlen. Er bat sie, sich Zeit zu lassen und den Summer zu drücken, falls sie Hilfe bräuchten, und ob er ihnen irgendetwas
Weitere Kostenlose Bücher