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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ihr die Hand auf die Finger. »Haben Sie keine Angst.« Seine dunkelgrauen Augen hielten ihren Blick, durchdrangen sie mit der Kraft seines Willens. »Wir werden Ihnen nichts tun. Ich verspreche es.«
    Ihre Hand lag noch immer auf dem Hörer. »Sie können die Papiere nicht haben.«
    »Meine Partner werden Ihre Wohnung durchsuchen, aber sie werden behutsam vorgehen. Ich habe sie angewiesen, alles so zu belassen, wie sie es vorgefunden haben. Wenn irgendetwas nicht nach Wunsch läuft, sagen Sie es mir bitte.«
    »Suchen Sie ruhig«, erwiderte Britta trotzig.
    »Das werden wir.« Er ging in die Küche.
    Britta nahm den Hörer ab und begann die Wählscheibe zu drehen. Dann bemerkte sie die Stille im Hörer und wusste, dass die Leitung tot war. Sie legte den Hörer auf die Gabel zurück. Mittlerweile machte es sich der Mann in dem langen Kaschmirmantel in ihrer Küche bequem. Britta ließ keine Angstgefühle aufkommen. Er konnte noch so lange suchen, er würde die Papiere nicht finden. Und keine Macht der Welt würde Britta dazu bringen, den Verbleib der Papiere zu verraten.
    »Meine Partner und ich sind weder Diebe noch Kriminelle«, erklärte Philo, als er den Wasserkessel zur Hand nahm. »Wir sind Ritter eines geheimen Ordens, Mitglieder der ältesten und heiligsten Gemeinschaft auf Erden, und unsere Mission darf durch persönliche Eitelkeiten nicht behindert werden.«
    Britta sah ihn herausfordernd an. Sie konnten sich alles nehmen, was ihnen gefiel, sie konnten ihre Wohnung einfach leer räumen. Sie hatte schon mehr als das überlebt, inzwischen stand sie über solchen Dingen.
    Philo ließ Wasser in den Kessel laufen. »Bitte hören Sie mir gut zu, Frau Buschhorn.« Seine dunkelgrauen Augen fixierten sie.
    »Es ist wichtig, dass Sie Bescheid wissen.«
    Philo stellte den Wasserkessel auf den Herd und drehte die Flamme an. »Unsere Wurzeln liegen in einer Priesterschaft der Antike, einer Bruderschaft von Männern und Frauen, den Hütern des Wissens. Das war dreihundert Jahre vor Christi Geburt, als Alexander der Große eine Vision erlebte, die ihm auftrug, alles Wissen der Welt zusammenzutragen.« Während Philo mit Tassen, Untertassen, Löffeln, Milch und Zucker hantierte, gingen die zwei Männer daran, Brittas Schlafzimmer systematisch zu durchsuchen.
    »Um dieses Ziel zu erreichen«, fuhr Thibodeau fort und füllte dabei Milch in ein Kännchen, »sandte Alexanders Nachfolger Ptolemäus Botschaften an alle Könige, Königinnen, Kaiser und Herrscher der bekannten Welt und bat sie um die Werke ihrer Dichter und Denker, Schriftsteller und Propheten, um heilige und weltliche Schriften, Lieder und Hymnen, und dann schickte er Mittelsleute in alle Städte Asiens, Afrikas und Europas, die diese Werke zusammentragen sollten. Ausländische Schiffe, die in Alexandria festmachten, wurden nach Schriftrollen und Manuskripten durchsucht, und was immer gefunden wurde, wurde in die große Bibliothek getragen und dort ohne jeden Skrupel kopiert.«
    Thibodeau fand eine kleine braune Teekanne. Unterdessen wurden Brittas Schränke im Schlafzimmer so gründlich durchsucht, als handelte es sich um eine polizeiliche Ermittlung. Britta ließ sich keine Unruhe anmerken. Sie war zwar eine zerbrechliche Frau im Rollstuhl, aber von drei Eindringlingen in ihre Privatsphäre wollte sie sich nicht einschüchtern lassen. In seinem Käfig am Fenster putzte Sammy eifrig sein Gefieder.
    »Zwei Jahrhunderte später«, fuhr Thibodeau unbeirrt fort, »vergrößerte und bereicherte Ptolemäus’ Nachfolgerin Kleopatra die Bibliothek noch, indem sie weiterhin Botschafter in alle Welt aussandte, Bücher und Wissen nach Alexandria zu bringen. Es wird behauptet, dass zu Lebzeiten Jesu die Bibliothek von Alexandria Kopien und Übersetzungen aller Bücher dieser Welt enthielt. Stellen Sie sich das vor, Frau Buschhorn.
Aller Bücher dieser Welt.«
    Thibodeau holte ein Tablett hinter dem Toaster hervor, breitete ein Platzdeckchen darüber, das er in einer Schublade gefunden hatte, und setzte Tassen und Teller darauf. Dann trug er es ins Wohnzimmer. »All diese Bücher wurden in der Bibliothek Gelehrten aus aller Welt zugänglich gemacht, chinesische, arabische, hebräische Handschriften, die Werke von Plato, Cäsar und Ptah-Hotep. Eine Versammlung der brillantesten Köpfe wandelte durch die großen Vorlesungshallen, durch die Gärten und Museen des riesigen Gebäudekomplexes. Es war eine Universität, Frau Buschhorn. Die erste Universität der Welt. Ein

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