Spur der Flammen. Roman
Bluse, dem langen Rüschenrock und den von einem Clip zurückgehaltenen Haaren auf, verfärbte sich tiefschwarz und verglühte dann zu Asche. Ein symbolischer Tod, dem der wahre Tod folgen sollte.
Die Macht des Feuers, dachte Philo.
Er griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Dann lauschte er dem Bericht über einen schrecklichen Autounfall vor den Toren von Damaskus.
Er legte auf und sann über das Gehörte nach. Die Männer waren im Feuer umgekommen. Ein weiteres Zeichen, dass das Ende nahte.
Er erschauerte, fühlte sein Herz klopfen.
Bald, Lenore …
Bald würde die ganze Welt die Verzückung des Feuers erfahren.
Kapitel 15
S ie saßen fest. Mitten in der Wildnis.
»Dank unserem John Wayne hier, haben wir keine Ahnung, wo wir uns befinden«, sagte Glenn und blinzelte in die aufgehende Sonne. Die Morgendämmerung kroch über das syrische Plateau. Es war ein trostloser Anblick.
»Sie sollten mir eigentlich dankbar sein«, grummelte Ian und zündete sich eine Zigarette an. »Wenn ich nicht geschossen hätte, hätten uns diese Bastarde geschnappt und in die Sklaverei verkauft. Ich will meine Pistole wieder.«
»Zum Teufel mit Ihnen!«
»Es ist nicht Ihre …«
»Schluss jetzt!«, rief Candice. Seit Konstantine sie hier abgesetzt hatte und nach Damaskus zurückgefahren war, benahmen sich die beiden Männer wie nervöse Kampfhähne. »Wir sollten uns überlegen, wie wir nach Palmyra kommen.«
Ian und Glenn starrten sie an. Die aufgehende Sonne lag auf Candices Gesicht, ihre Augen blitzten. Der Anblick schlug beide Männer in den Bann.
»Was schlägst du vor?«, fragte Ian schließlich. »Wir können nicht auf die Landstraße zurück, wo uns diese Verrückten garantiert suchen werden. Nach dem was passiert ist, sind sie bestimmt auf Rache aus.«
Der Wagen, der sich überschlug, auf dem Dach landete und sofort Feuer fing. Die Insassen gefangen, ihre gellenden Schreie.
Diese Bilder sollten das Trio noch lange verfolgen.
»Ich muss verrückt gewesen sein, mich darauf einzulassen«, hatte Konstantine nach dem Zwischenfall wütend erklärt, und war noch eine Weile weitergefahren, um sicher zu sein, dass sie nicht verfolgt wurden. Schließlich war er auf einen staubigen Feldweg abgebogen, der zu einem Olivenhain führte, und hatte angehalten. »Ich wusste, dass das Risiko zu hoch sein würde. Wir fahren nach Damaskus zurück.«
Aber die drei Reisenden wollten nur eins: nach Palmyra.
»Ich kann Sie nicht hinbringen«, hatte Konstantine kategorisch erklärt.
Sie hatten es bei seinen Männern mit Bestechung versucht, hatten großzügige Summen geboten, aber die Männer hatten das brennende Auto noch vor Augen und die Schreie der Opfer in den Ohren. »Wir müssen an unsere Familien denken«, waren Konstantines letzte Worte gewesen, nachdem Moussa das Gepäck der drei ausgeladen und sich wieder hinter das Steuer des Chevrolet gesetzt hatte. Dann waren sie fort.
»Wir müssen uns abseits der üblichen Wege halten«, meinte Glenn, dem Ians Entschluss allmählich einleuchtete. »Die Freunde dieser Männer«, und wieder sah er das brennende Auto vor sich, »werden Ausschau nach uns halten.« Und falls Philo hinter alledem steckte, hätte sich der Suchtrupp nun verdreifacht, ja vervierfacht. Wen immer sie unterwegs trafen, sie konnten niemandem mehr trauen. »Wir brauchen eine neue Strategie.«
»Verdammt nochmal«, murmelte Candice, schnappte sich ihre Reisetasche und verschwand hinter einem Gebüsch aus Kichererbsensträuchern. Ein Reißverschluss wurde aufgezogen, in Sachen herumgesucht, gefolgt von einem geheimnisvollen Rascheln und Candices ungeduldigem Ächzen. Als sie wieder auftauchte, hatte sie ihren Rüschenrock und die dünne Bluse mit konventionellen Hosen und einer langärmeligen Bluse aus dunkelblauer Seide vertauscht, die Knöpfe bis zum Hals geschlossen.
Den Rucksack über der Schulter, die Reisetasche in der Hand, steuerte sie unter den Blicken der entgeisterten Männer geradewegs auf die Landstraße zu, stellte sich an den Straßenrand und gab den vorbeifahrenden Autos Winkzeichen.
»Du meine Güte!«, rief Ian. Glenn lief ihr bereits hinterher.
Zu spät. Mit quietschenden Bremsen kam der erste Wagen zum Stehen.
Wie sich herausstellte, hegten der Fahrer und seine Insassen keinerlei mörderische Absichten. Sie entpuppten sich als ein Gespann von Brüdern, die sich nach einem erfolgreichen Markttag in Damaskus auf dem Nachhauseweg befanden. Fröhliche junge Männer, die den Fremden nur
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