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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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allzu gern einen Platz auf dem Rücksitz ihres klapprigen Mercedes anboten.
»Ahlan wa sahlan!«,
riefen sie, als der Fahrer Gas gab und den Wagen wieder auf die Straße steuerte. »Willkommen in Syrien!«
    »Das war leichtsinnig«, zischte Glenn Candice auf dem Rücksitz zu. Sie saßen eng aneinander gedrängt, da sie sich den Rücksitz mit dem dritten Bruder teilen mussten.
    »Aber wir haben eine Fahrgelegenheit, oder etwa nicht?«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Wenn es nach Ihnen oder Ian gegangen wäre, hätten wir dort gewartet bis zur Wiederkunft Christi.«
    »Kein Grund zickig zu werden«, erwiderte Glenn, während er versuchte, seinen Arm über die Rücklehne zu legen. Überall türmten sich Waren und ließen ihm keine andere Wahl, als den Arm um Candices Schultern zu legen, und da ließ er ihn dann auch.
    Etwa siebzig Meilen vor Palmyra hielten sie in einem Dorf an, das, wie ihr Fahrer stolz verkündete, für seine Brüder berühmt war: Kain hatte Abel hier erschlagen. Man lud die Fremden zum Mittagessen ein – eine Geste, die sie akzeptieren mussten. Die fünf Schwestern der drei Brüder trugen Platten mit Eiern und Joghurt, mit Brot und Oliven beladen heran, und zu Ehren der Gäste wurde sogar ein Huhn geschlachtet und gebraten. Ihre Gastgeber sprachen kein Englisch, also fungierte Ian als Dolmetscher, und bald schon entspann sich eine lebhafte gestenreiche Unterhaltung, die von Kinofilmen – die Brüder entpuppten sich als Fans von Jackie Chan – bis zur Politik im Nahen Osten führte.
    Sie schmausten im Schatten einer gewaltigen Sykomore, neben dösenden Hunden und von staunenden Kindern umringt, wobei die drei Reisenden ständig die Straße im Auge behielten. Ihre Sorge blieb unbegründet, und schließlich wurde das Trio mit warmem Händedruck verabschiedet. Das angebotene Geld lehnten die Brüder entschieden ab. Ein Bauer und sein Sohn wollten die Fremden in ihrem rostigen alten Lastwagen mitnehmen. Unterwegs luden die beiden freundlichen Syrer ihre Mitfahrer zu süßem Tee und köstlichen, mit Nüssen gefüllten und vor Honig triefenden Küchlein ein und Candice starrte in die Ferne, wo die Ruinen von Palmyra aus der Wüste aufragten. Die in den letzten Sonnenstrahlen golden aufleuchtenden Mauern ließen etwas von dem Glanz unter der Herrschaft der großartigen Kriegerkönigin Zenobia ahnen. Im Zentrum der ›neuen‹ Stadt ließ der Bauer seine Mitfahrer aussteigen, winkte, als man ihm Geld anbot, lächelnd ab und wünschte ihnen viel Glück.
    Dem Glück allein wollte Glenn jedoch ihren weiteren Weg nicht überlassen. »Wir sollten uns möglichst unauffällig verhalten und nicht in einem Hotel übernachten. Camping wäre das Beste«, schlug er vor, als sie durch den überfüllten Ort gingen.
    Aber Candice hatte den so genannten Campingplatz gesehen, staubig, ohne sanitäre Anlagen oder Schatten. Auf einmal konnte sie nicht mehr. Vor zwei Tagen waren sie in Los Angeles abgeflogen und seither ständig auf Achse, dazu die Erinnerungen an den brennenden Wagen – ihre Nerven lagen bloß.
    Der Empfangschef im Lotus-Hotel bedauerte sehr, aber wie überall in der Stadt, gäbe es auch bei ihm keine freien Zimmer mehr. Candice erspähte Zimmerschlüssel am Schlüsselbrett und fragte, was damit sei. Wie ihr bedeutet wurde, seien diese für Gäste reserviert, die im Voraus bezahlt hätten.
    Nach einem Blick auf die überfüllte Hotelhalle, die zahlreich herumstehenden Gepäckstücke, den Mann auf dem Sofa, der mit dem Kopf auf dem Rucksack schlief, griff Candice entschlossen in ihre Schultertasche und zog ein Bündel amerikanischer Dollarnoten hervor. Bevor Glenn noch etwas tun konnte, sagte sie: »Sollte sich bei den Zimmern etwas ändern, halten Sie bitte eins für mich frei.«
     
     
    Ein Taxi brachte das Trio zu dem Beduinenlager in Dschebel Mara.
    Ihr Plan war, die ortsansässigen Beduinen aufzusuchen und herauszufinden, ob sich unter den Ältesten noch jemand an Baskow und seine Grabungen erinnerte. Da das Geschehen gerade achtzig Jahre her war, bestand durchaus die Möglichkeit, dass es noch Spuren in den Geschichten der Einheimischen gab.
    Auf der Fahrt zeigte ihr Fahrer auf die vielen, über das flache Land verstreuten Beduinenzelte. »Sie sind Nomaden«, erklärte er in passablem Englisch. »Sie ziehen umher, weil ihre Herden ständig neue Weiden brauchen. Inzwischen sind aber schon viele Beduinen sesshaft geworden.«
    Doch selbst die sesshaften Beduinen lebten noch wie einst ihre

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