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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Geister der Toten, als wären sie zugegen«
und vom heiligen Augustinus:
»Am Jüngsten Tage wird das, was unseren Körper ausmacht, wieder erstehen. Der Allmächtige Gott wird alles, was durch Feuer oder durch wilde Tiere verschlungen worden oder in Asche und Staub zerfallen ist, zusammenfügen und uns wieder körperlich machen.«
    In seinem erhitzten und gemarterten Kopf schwoll das Gewirr der Stimmen an. Es waren die Stimmen der Alexandrier. Sie riefen ihm durch die Jahrhunderte hindurch zu, schrien von der anderen Seite zu ihm herüber, so wie Batseba Thibodeau einstmals zu den Toten hinübergeschrien hatte, zu Alexandriern mit Namen Marcus und Julia, Theodorich und Guillem, Comte de Toulouse, Baron of Rosslyn, Egill der Däne, Mary MacLeod, André de Chartres, Charles Brynmorgan, all jene, die ihm die umfangreiche Sammlung des Geheimbunds nahe gebracht und ihm eingeschärft hatten, was er glauben sollte.
    »Aufhören!«, rief er und hielt sich die Ohren zu.
    Das Stimmengewirr verstummte. Nur eine, die eines Dichters namens Yeats, drang leise durch die Stille:
»Wie viele liebten die Momente deiner schönen Reize/Und liebten deine Schönheit mit Liebe wahr und falsch/Doch ein Mann liebte des Wanderers Seele in dir …«
    Philo stockte der Atem. Er blinzelte auf den Marmor.
Des Wanderers Seele in dir …
hallte es in ihm nach und verebbte.
    Und dann begriff er. Urplötzlich. Als ob die Sonnenstrahlen in der Kapelle eine feine Kerbe in seinen Schädel gemeißelt hätten und durch Knochen zur grauen Masse, dem Sitz seines Bewusstseins, vorgedrungen wären. Es war ihm von Anfang an klar gewesen, warum Lenore hatte sterben müssen – um ihm freie Hand zu geben, seine heilige Aufgabe auf Erden durchzuführen –, nur hatte er vergessen, dass Lenore darauf wartete, zu ihm zurückzukehren.
    Er hatte sich daraufhin aufgesetzt, an jenem Tag vor siebzehn Jahren. Noch immer von allen möglichen Gedanken erfüllt, aber nicht länger in Aufruhr, sondern allmählich zur Normalität zurückkehrend, hatte Philo in die Sonne geschaut und dort eine Frage geschrieben gesehen:
Warum noch länger warten?
    Er hatte sich erhoben, mit jetzt geschärfterem Blick hatte er das Herz der ewigen Flamme in der goldenen Schale durchdrungen, er spürte, wie neue Energie in seinen Nerven und Sehnen und Muskeln, frische Tatkraft durch Venen und Arterien und Kapillare strömte. Er vernahm Geräusche mit nie gekannter Deutlichkeit – Vogelgezwitscher im Park um die Kapelle, eine Biene, die zwischen den Blumen auf dem Altar summte – und spürte, dass Haut und Haare prickelten wie zu neuem Leben erwacht.
    Er wusste, warum Lenore gestorben war. Um ihm diesen neuen Weg zu weisen. Er wusste auch, was er tun musste.
Wie
er es tun musste, hatte er genau vierzehn Stunden später erkannt. In einem dreihundert Jahre alten Buch mit dem Titel
Die Prophezeiungen des Nostradamus
las er die VII . Centurie, und darin den Vierzeiler 83 .
    Und jetzt, siebzehn Jahre später, nach hartnäckiger Verfolgung eines fest umrissenen Ziels, den baldigen Besitz des
Sterns von Babylon
vor Augen und in Erwartung darauf, dass der Bombenleger seine pyrotechnische Zauberei in Stellung brachte, würde die Welt Zeuge werden, wie sich Philos ruhmreiches Schicksal und die Prophezeiung eines Astrologen aus der Renaissance erfüllten.

Kapitel 17
    G lenn rang mit sich, ob er Candice erzählen sollte, was er gerade im Tagebuch seiner Mutter gelesen hatte.
    Candice lag zusammengerollt auf dem Rücksitz des klapprigen Pontiac und schlief. Sie hatten unerwartet anhalten müssen, weil der vorausfahrende Toyota Landcruiser mit einer Reifenpanne liegen geblieben war. Während die angeheuerten Fahrer aus Palmyra sich um den Wagen kümmerten, nutzte Ian die Zeit für eine Zigarettenpause und ein Schwätzchen mit den Männern.
    Um sie herum nichts als Ödnis auf dem syrischen Plateau, über das sich nunmehr die Dämmerung senkte.
    Ihre Abreise aus Palmyra war ziemlich überstürzt vonstatten gegangen. Um jede Verfolgung auszuschalten, waren sie noch im Schutz der Nacht aufgebrochen. Mit den erfahrenen Männern am Lenkrad hatte es sich das Trio bequem gemacht, um dringend benötigten Schlaf nachzuholen. Der unerwartete Halt am Wegrand hatte die beiden Männer geweckt, und während Ian sich im Freien die Beine vertrat, war Glenn auf den Vordersitz geklettert und hatte im Tagebuch seiner Mutter geblättert. Was da geschrieben stand, traf ihn wie ein Schock.
    Irgendwann schlug Candice die

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