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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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einzahlen, dann eine Kreditkarte beantragen. Bescheidenes Kreditlimit. Und weil sie nicht mehr auf Sozialleistungen angewiesen sind und ganz normal ihre Steuern zahlen, werden sie auch nicht beim normalen Suchlauf erfasst.«
    »Suchlauf.«
    »Die Sozialversicherungen lassen alle sechs Wochen alle staatlichen Datenbanken einmal durchlaufen. Gleichen die Daten ab. Jedes Mal ungefähr zehn Millionen Datensätze. Gucken einfach, was dabei rauskommt.«
    »Und das ist legal?«
    Achselzuckend zündete Dave sich eine neue Zigarette an. »Es laufen noch viel schlimmere Sachen. Viel schlimmere«, sagte er. »Zurück zu Black Tide. Wir haben herausgefunden, dass diese Kunden alle über Hongkong oder Manila oder Bangkok reisen, normalerweise auf dem Heimweg, und dass sie dort den größten Teil ihrer Travellerschecks einlösen, dort die größten Summen von ihren Kreditkartenkonten abheben. Und dann ist es weg. Durchschnittlich geben sie da zehn Riesen aus. Außerdem gibt es viele Anschlussgeschäfte bei den Agenturen der Cousins. Eine Kellnerin ist in zwei Jahren sechs Mal geflogen.«
    »Vom Trinkgeld«, sagte ich.
    Dave nickte. »Das ist die heimische Seite des Geschäfts. Die ausländische ist sogar noch besser. Nehmen wir mal an, Sie wären ein junger Italiener, ein Deutscher oder was auch immer, der nach Australien kommt. Rucksacktourist. Sie sind Deutscher und gehen zu einem Reisebüro, das ein Freund von Ihnen kennt, und geben denen, sagen wir mal, 5000 Deutsche Mark. Die geben Ihnen dafür einen Fahrschein für die deutsche U-Bahn, der in der Mitte durchgerissen ist, irgend so was in der Art.«
    »Die öffentlichen Verkehrsmittel sind nicht billig in Deutschland«, sagte ich. Ich wusste, wovon er redete.
    Er würdigte den Witz mit einer Lippenbewegung. »Sie kommen nach Sydney, Melbourne, irgendwohin, wo die Ihnen gesagt haben, dass Sie hinfahren sollen, Sie treffen jemanden, geben ihm Ihren halben Fahrschein, er hat die passende andere Hälfte dazu und gibt Ihnen einen Umschlag voll mit Dollarscheinen, bar, dreißig Prozent über dem Wechselkurs. Vielleicht mehr. Die günstigsten Ferien, die Sie je machen werden. Wer braucht da noch Travellerschecks?«
    »Das Geld, wie viel ist da im Spiel?«
    Ein Zucken der riesigen Schultern. »Unmöglich zu sagen. Viele, viele Millionen, da ist ziemlich viel Bewegung. Nicht so viel, wie sie es vielleicht gern hätten, aber das gehört eben dazu, wenn Straßengeld und anderes Geld gewaschen wird.«
    Vor Erschöpfung schweifte ich ab, meine Gedanken fingen an zu wandern. »Gary«, sagte ich. »Was hat Gary mit all dem zu tun?«
    »Gary ist ein Vielflieger, und er ist den Drogenleuten schon lange aufgefallen. Aber er hat auch ein hohes Einkommen angegeben, zahlt seine Steuern, hat nicht mehr ausgegeben, als er angegeben hat, scheint nicht irgendwo im Ausland Geld zu horten. Kein Ziel, keine interessante Person. Aber dann eines Tages, schon ziemlich spät im Leben von Black Tide, berichtet die Klette, die sich an Jellicoe gehängt hat, der habe mit Gary geredet. Dadurch wurde Jellicoe höchst interessant für Black Tide. Sein Reisebüro, WorldWind Travel, gehört nicht den Cousins. Aber Leute, junge Leute, tauchen erst an einem anderen Ort bei einer Agentur der Cousins auf und dann bei WorldWind. Und umgekehrt. Manchmal fünf oder sechs am Tag. Irgendetwas geht da vor sich. Wir wussten, dass wir keinen von diesen jungen Leuten anrühren durften. Sobald wir einen Kunden angerührt hätten, hätten die das ganze System angehalten. In Sydney waren wir schon ziemlich weit, bis dieser Scheißkerl von uns einen der Kunden angesprochen hat, weil er dachte, es gäbe eine elegante Möglichkeit, das Ganze kurzzuschließen.«
    Ich konnte ihm nicht gut folgen.
    »Damit war das für die Katz, zwei Millionen Arbeitsstunden, verdammte Mannstunden. Wie auch immer, das ist die eine Seite von Jellicoe. Die andere ist, dass eine Menge Touristen bei ihm reinkommen. Er ist einer von denen mit dem halben Fahrschein. Wir haben eines Abends sein Auto im Parkhaus kontrolliert, zweihundertzehn Riesen im Kofferraum, Zehner, Zwanziger, Fünfziger. In Melbourne wussten wir noch von zwei anderen wie Jellicoe. Einer in St. Kilda, einer in Fitzroy.«
    »Und was ist mit Gary?«
    »Wie ich schon sagte, Gary kam erst spät ins Spiel. Was wissen Sie über Gary?«
    Die Frage traf mich überraschend. »Er ist TransQuik. Er ist Levesque.«
    Pause. »Das stimmt. Wir wussten nicht, wessen Geld die Cousins gewaschen haben, bis

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