Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
Hühnerfarm. Gibt's die noch?«
Er richtete sich auf. »Die Hühnerfarm? Keine Ahnung. Hab den Kontakt verloren. Nicht meine Seite. Gary hat für das Mädel geschwärmt, die Tochter. Hat immer Briefe von ihr bekommen. War ein bisschen wie er, nehm ich an. Ist auch erst spät auf die Welt gekommen, als ihre Eltern schon ziemlich alt waren. Dann hat sie eine Familie gegründet, hat einen von den Eierköpfen aus der Gegend geheiratet, hat die Frau erzählt. Ich hatte ein paar davon in der Army. Gute Kerle, auch wenn man mit denen nicht unbedingt züchten sollte. Nein. Ziemliche Sackgasse. Da draußen. Eine Insel.«
Seine Augen schlossen sich.
»Wo ist denn die Hühnerfarm, Des?«
»Irgendwo in Tassie. Bei Hobart.«
»Und der Name, Des? Der Name?«
»Painter. Das ist der Name. Painter, Cousine von der Frau.«
Ich stand auf. Des schreckte hoch. Ich nahm seine Hand, tätschelte sie sanft.
»Du willst los? Ich geb dir noch ein Bier.«
»Heute Abend nicht mehr, Des«, sagte ich. »Ein andermal. Ich find schon selbst raus.«
»Bill«, sagte er. »Kumpel, gut, dich mal zu sehen. Ich sitz nur hier, guck ein bisschen Fernsehen. Schrecklicher Blödsinn …«
Ich schob die Fernbedienung unter seine Hand. Berührte seine Stirn, strich mit der Hand über sein Haar, wuschelte es kurz durch, konnte nicht anders.
Im Stud. Konnte nicht nach Hause. Brachte Unglück über alle, die ich berührte.
Cristopher Anthony Armstrong. Die Familie Painter. Hühnerfarmer. Ein Mädchen.
Ich zog das kleine Handy hervor, drückte die Tasten. Sofortige Reaktion.
»Ja.«
»Ich habe Namen für den 5. April.«
»Ja.«
»Keegan. Dixon. Painter. Christopher Anthony Armstrong oder Kit Armstrong. Zu Hause hat jemand auf mich gewartet. Ein Mann, den ich schon mal in Canberra gesehen habe, an dem Tag, an dem ich mit Meryl geredet habe.«
»Wie sah er aus?«
»Groß. Kurzes Haar. Knochiger Kopf.«
Dave pfiff. »Also sind Sie jetzt nicht zu Hause.«
»Nein.«
»Bleiben Sie weg.«
»Ich hab noch etwas. Wirklich sehr weit hergeholt. Ein Platz, an dem er vielleicht sein könnte. In Tasmanien.«
Pause. »Sie waren fleißig. Hören Sie, fahren Sie nach Tullamarine raus. Parken Sie auf dem Platz für Kurzparker. Gehen Sie zum internationalen Terminal. Finden Sie einen Platz, von dem aus Sie den Qantas-Schalter sehen können und halten Sie nach mir Ausschau. Ich überprüfe diese Namen und bin in einer Stunde dort. Und, Jack …«
»Ja.«
»Nehmen Sie zu niemandem Kontakt auf, sagen Sie niemandem etwas. Haben Sie mich verstanden?«
Ich fuhr noch eine Weile in Northcote umher, dann nahm ich den direkten Weg. Die Brunswick Road entlang zum Tullamarine Freeway. Am Flughafen holte ich den alten Regenmantel aus dem Kofferraum. Mit trockenem Mund und einem leeren Gefühl im Magen ging ich zum internationalen Terminal.
Die Wartezeit war kurz. Ich sah ihn schon von weitem, und er nickte mit dem Kopf zum Ausgang.
Auf dem Weg zu seinem Auto sagte Dave: »War ein guter Name, dieser Christopher Armstrong. Unter diesem Namen ist jemand nach Hobart geflogen, und zwar am selben Tag, an dem das Auto vor dem Hyatt abgegeben wurde. Was ist das für ein Ort, den Sie noch hatten?«
Ich erzählte ihm von Gary und seiner Verbindung zu der Hühnerfarm der Familie Painter. Wir erreichten den Wagen, er schloss auf, stieg ein, machte die Beifahrertür auf. Als ich saß, stieg er noch einmal aus, ging zur Vorderseite des Wagens. Ich konnte sehen, wie er sein Handy hervorholte, mit dem rechten Daumen wählte, redete, zuhörte, redete, das Handy wieder wegsteckte.
»Wir fliegen noch heute Abend«, sagte er, während er seinen großen Körper auf den Sitz fallen ließ. »Wir fliegen vom Essendon aus, gleich hier um die Ecke.«
Es schien keinen Grund zu geben, aus dem ich mich weigern konnte.
wei Passagiere in einem achtsitzigen Flugzeug. Dave saß auf der anderen Seite des Gangs, die Hände im Schoß, die Augen geschlossen, geschlossen seit vor dem Start. Draußen Blinklichter an den Flügelspitzen.
Wir flogen in einer zweimotorigen Maschine bei Nacht über die Bass Strait, zwei Mann Besatzung. Ein kleines Auto hatte uns am Essendon-Terminal abgeholt und uns über das Rollfeld zu einem entfernten Startplatz gefahren.
Hier gab es keine verkehrt herum getragenen Baseballcaps. Kurzhaarige Männer in blauen Hemden und Schlips, die ohne Hektik auf leuchtende Instrumente blickten, sich selten gegenseitig anschauten, zurückgelehnt in ihren Sesseln saßen. Männer bei der
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