Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple

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gemacht haben. Entweder hatte Canetti ihn am Arsch oder nicht.«
    Er warf mir einen Blick zu, duckte sich, zog an der Camel. »Egal, das war jedenfalls das Letzte, was wir von ihm gesehen haben.«
    »Und Canetti?«
    »Wir wollten nicht, dass er mit Gary flog. Auch zu riskant. Er kam mit dem nächsten Flug zurück. Wir wissen, dass er in dem Flieger war, wissen, dass er ausgestiegen ist. Das ist alles, was wir wissen. Deswegen haben wir angefangen, nach beiden zu suchen.«
    »Hat ihn keiner abgeholt?«
    Dave blickte mich an, kratzte sich den dichten Schnurrbart mit dem linken Zeigefinger. »Ihn abholen? Canetti war der einzige saubere Mann, den wir hatten. Keiner sollte in seine Nähe kommen. Niemand kannte ihn, bis auf drei von uns. Wir haben darauf gewartet, dass Canetti das Verhör mit Gary zu Ende führt und sich dann bei uns meldet.«
    Er nahm seine Zigaretten, wog das Päckchen in der Hand, sah mich wieder an.
    »Nun«, sagte er. »Das war Black Tide. Angefangen mit zwölf Leuten. Und heute Nacht besteht Black Tide mehr oder weniger nur noch aus mir und Ihnen, Jack.«
    »Kann mich nicht erinnern, gefragt worden zu sein, ob ich mitmachen will«, antwortete ich.
    Er lächelte. »Nein. Ich mich auch nicht.«
    Wir saßen eine Weile schweigend da.
    »Was wir machen, ist Folgendes«, sagte Dave. »Wir rollen im Leerlauf da runter, Lichter aus, beten, dass uns nicht irgendein Eierkopf mit seinem Laster entgegenkommt. Dann halten wir hinter der Kurve, gehen zu Fuß zurück, hinten ums Haus herum.«
    »Hunde«, sagte ich. »Sieht aus, als könnten da Hunde sein.« Plötzlich pulste das Adrenalin wieder, fühlte ich mich nicht mehr müde und alt, nicht mehr verängstigt. Mir kam der Gedanke, dass das vielleicht nicht gut war.
    »Mit Hunden kommen wir schon zurecht. Ein paar Hunden.« Er öffnete das Handschuhfach und holte ein flaches, in Alupapier eingewickeltes Päckchen heraus in der Größe einer Tafel Schokolade.
    »Was ich versuchen werde«, erklärte Dave, »ist, den Jungen mit einem Bluff rauszulocken. Hatte schon mal Erfolg damit. Was einen Scheißdreck bedeutet. Aber immerhin wird ihn nicht irgendein Idiot umlegen, werden keine anderen Leuten umgelegt, Unschuldige womöglich. Wenn's nicht funktioniert, haben wir ein Problem. Trotzdem. Das Problem ist dasselbe, egal, ob man zu zweit dasteht oder mit fünfundzwanzig Testosteron-verrückten Arschlöchern mit Waffen. Das Wichtigste ist, dass Gary lebend rauskommt.«
    »Was soll ich machen?«, fragte ich.
    Er berührte meinen Arm mit den großen Fingern. »Jack, das Einzige, worum es geht, ist, dass Gary am Leben bleibt. Wenn Gary tot ist, war alles umsonst. Black Tide eins und zwei zu Ende, absolute Zeitverschwendung, die Mistkerle gewinnen. Noch einmal.«
    »Was soll ich machen?«
    »Richten Sie das Licht auf ihn, legen Sie ihm die Handschellen an. Sie sind der Handschellenmann. Abgesehen davon – nichts. Sie kennen seinen alten Herrn. Vielleicht hilft das. Wenn der Bluff fehlschlägt, schleichen wir uns weg, versuchen was anderes. Was, fällt mir im Moment nicht ein. Kommt dann vielleicht.«
    Er hustete. »Vielleicht auch nicht.«
    »Der Bluff?«
    »Nur ein Bluff. Beten wir, dass das Telefon geht. Beten wir, dass die verdammten Handynetze diesen Teil des Eierkopflandes abdecken. Behaupten sie ja zumindest.«
    Er blickte ins Tal hinunter, auf die dunklen Gebäude. »Dean Canetti«, sagte er. »Ein ganz normaler Typ, nicht besonders groß, hatte mehr Mumm als John Wayne. Wenn John Wayne echt gewesen wäre.«
    Ich schuldete diesem Mann nichts, wusste nicht einmal seinen Nachnamen. Ganz im Gegenteil. Er war schuld daran, dass ich bis zum Hals in diesem Sumpf steckte. Er hatte es geschafft, mich mit ins Boot zu ziehen und mich dann davon zu überzeugen, dass Aussteigen keine Option war.
    Er konnte nichts von mir verlangen. Aber er war ein Mann, der das Richtige tat, ein mutiger Mann. Ich empfand Zuneigung für ihn.
    Dave hob seine Ellbogen, dehnte seine Schultern. »Na gut, schauen wir mal, wie es läuft.«
    »Sollte ich nicht auch bewaffnet sein? Er hat drei Leute umgebracht, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    Er löste die Handbremse. Wir setzten uns in Bewegung. »Ein Mann mit einer Waffe ist mehr als genug«, sagte er.

ir hielten abseits der Straße. Dave holte die Handschellen heraus, flache Hightech-Teile, kein Metall, leicht. »Einfach nur ans Handgelenk halten und fest andrücken. Sie schließen durch eine Feder.«
    Er machte den Kofferraum auf, holte