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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Arbeit.
    »Erzählen Sie mir was von Black Tide«, sagte ich.
    Dave öffnete die Augen, fand sein Päckchen Camels, zündete sich eine mit dem alten Ronson an.
    Eine Weile schwieg er.
    »Geldwäsche«, sagte er. »Suche nach den Männern dahinter. Operation der Victoria-Police, Betrugsdezernat, keine Drogenleute. Sechs Vics und sechs aus Canberra. Klein, sehr begrenzt. Wir dachten, es wäre wasserdicht. Das war der Irrtum.«
    Einer der Männer vorne sprach ruhig in das Mikrofon an seinem Headset. Eine ruhige und friedliche Atmosphäre, die Kompetenz und Vertrauen ausstrahlte.
    »Es fing mit diesen Südafrikanern an«, sagte Dave. »Waren zu zweit. Wirtschaftsmigranten. Wissen Sie, was das ist?«
    »Sie müssen eine gewisse Geldsumme mitbringen.«
    »Investieren, Arbeitsplätze schaffen, das war die Idee«, sagte er. »Diese Kerle, Cousins, hatten das nötige Geld. Aber das Geld kam nicht aus Südafrika. Es kam aus Hongkong. Die Cousins sind ins Tourismusgeschäft eingestiegen. Nicht das, womit sie in der alten Heimat ihr Geld gemacht hatten, ein kompletter Neuanfang. Sie kaufen ein kleines Reisebüro in Carlton. Dann eins in Camberwell. Und so weiter. Überall in Melbourne. Aber auch in Sydney, Brisbane, Perth. Darwin. Überall. Ungefähr dreißig Stück. Sie leihen sich Geld in Hongkong, um diese Geschäfte zu finanzieren.«
    Er blickte mich an, zog, blies einen dünnen Rauchfaden nach oben. »Das Erste, was interessant daran ist, ist Folgendes. Das sind alles kleine Firmen mit zwei oder drei Leuten. Nachdem sie gekauft worden sind, dauert es nur ein paar Wochen, bis das alte Personal weg ist. Neue Leute. Leute ohne Erfahrung im Reisegeschäft. Und die Cousins verbinden diese Büros nicht miteinander, bilden keine Kette, verzichten auf die größere Schlagkraft gegenüber den Fluggesellschaften, die sie dadurch hätten. Nein. Die bleiben alle kleine, unabhängige Reisebüros.«
    Wir zischten durch die Nacht, in der Kabine war es angenehm warm.
    »Nun«, sagte Dave, »trotzdem verwandeln sie sich in ziemlich gut laufende Geschäfte. Der Umsatz steigt an, nichts Spektakuläres, aber er steigt ganz nett. Und alles wird bei der Steuer angegeben.«
    »Gute Wirtschaftsmigranten«, sagte ich. »Eine Erfolgsgeschichte.«
    »Exzellente Migranten. Exzellente Manager. Die Cousins managen eine ganze Menge. Und sie schaffen Arbeitsplätze. Hauptsächlich für Verwandte. Wir haben rausgekriegt, dass nach zwei Jahren beinahe zwanzig Verwandte mit im Geschäft sind. Sie fliegen viel. In jedem Reisebüro taucht mindestens zwei Mal in der Woche jemand von der Familie auf. In Melbourne einmal am Tag. Streng kontrollierender Führungsstil. Diese Erfolgsstory ist erst aufgefallen, als sich eine junge Frau mit einer seltsamen Geschichte bei den Cops in Melbourne meldet. Sie hat in einem dieser Reisebüros gearbeitet und am Ende hat sie mit den Leuten vom Betrugsdezernat gesprochen. Sie weiß nicht viel, aber was sie weiß, stinkt zum Himmel. Und dann gibt's ein Problem. Sie verschwindet. Einfach weg.«
    Dave machte seine Zigarette aus. »Das war ein Fehler von den Cousins. Ihre Geschichte hätten sie abbiegen können. Aber sie verschwinden lassen, das ist was anderes.«
    Schweigen. »So fing das an mit Black Tide. Eine mühsame Arbeit, aber nach einer Weile ergibt sich ein Bild. Nicht nur, dass die Reisebüros gut laufen. Das tun sie, aber sie zahlen auch noch die Zinsen für die Kredite in Hongkong. Hohe Zinsen. Den Kunden geht's auch nicht schlecht. Nachdem wir uns die Summen angesehen haben, sind wir drauf gekommen, dass der durchschnittliche Betrag an Travellerschecks, die von den Kunden der Cousins gekauft werden, zwei Mal höher ist, als man es nach dem landesweiten Durchschnitt erwarten würde. Und noch etwas. Wir haben herausgefunden, dass die Kunden Geld auf ihre Kreditkartenkonten einzahlen, bevor sie ins Ausland reisen. Vier Monate, bevor sie ihre Reise antreten, fangen sie normalerweise an, kleinere Summen auf ihre Kreditkartenkonten einzuzahlen, immer in bar, und verwandeln sie in Guthaben-Karten.«
    Ich fing an, klarer zu sehen. Garys Freund Jellicoe von WorldWind Travel, niedergeknüppelt in seinem Wohnzimmer. Novikov, der Reisekaufmann, in seiner Garage erschossen.
    »Und diese Kunden«, fuhr Dave fort, »sind keine Leute mit hohen Einkommen. Manche von denen sind gerade ein paar Monate vom Arbeitslosengeld runter oder in Rente gegangen, bevor sie mit einer bescheidenen Summe ein Konto eröffnen, regelmäßig etwas mehr

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