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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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außen, kümmern sie sich nicht um die Rails. Sehen Sie, wie er mit dem Tempo umgeht. Wenn er zufrieden damit ist, mit den anderen zu laufen, dann gucken Sie mal, ob er so drei-, vierhundert Meter vor zu Hause denen seinen Hintern zeigen und das Tor zumachen kann. Wenn er das macht, hören Sie auf. Scheiß auf den Zielpfosten. Und nicht treiben. Entweder hat er den Mumm dafür oder nicht.«
    Mickey verdrehte die Augen, sah aus, als hätte man ihn gebeten, ein Sonett zu schreiben, ein Haiku, die Präambel zu einer neuen Verfassung.
    McCurdie half den Reitern hoch, drei leichte Klapse, und sie ritten los wie eine kleine Reitschulabteilung. Dann fuhr er in seinem Toyota weg, um die Startmaschine zu bedienen.
    »Ist es okay, wenn ich auf den Transporter steige?«, fragte Cam Kate.
    »Oh. Klar. Ja.« Sie sah ihn so schüchtern und gleichzeitig elektrisiert an, dass unübersehbar war, dass sie jeden seiner Wünsche ernsthaft bedenken würde. Mindestens.
    Cam stieg auf die vordere Stoßstange, kletterte auf den Transporter und stellte sich auf das Dach der Fahrerkabine. Aus der Innentasche seines Jacketts zog er ein Fernglas etwa in der Größe einer CD, nicht stärker als ein Taschenbuch. Ein Druckknopf an der Unterseite aktivierte eine eingebaute elektronische Stoppuhr mit Digitalanzeige.
    »Lass uns mal ein Stück da runtergehen«, sagte Harry.
    Wir gingen etwa hundert Meter weiter und fanden einen intakten Zaunabschnitt, wo wir uns aufstützen konnten. »Ist wahrscheinlich reine Zeitverschwendung, das Ganze hier«, sagte Harry. »Ist ja nicht wie ein Rennen. Nichts ist wie ein Rennen außer einem Rennen. Aber man kann doch ein bisschen was über das Tier rausfinden. Vor allem, ob er wirklich der Chef sein will. Pferderennen sind ja genau wie eine Stampede, weißt du, Jack. Manche Pferde wollen immer der Anführer sein. Wenn sie die Kraft dazu haben, dann muss der Jockey nur das richtige Timing finden. Ihn dahin bringen, wo's drauf ankommt. Manche wollen, haben aber nicht genug unter der Haube. Wenn man die richtigen Rennen auswählt, kann der Jockey noch ein bisschen was machen, sie an die richtige Position bringen, sie da halten, hoffen, dass die anderen es versauen. Und dann gibt's da noch welche, die wollen gar nicht. Geben auf. Passiert in den besten Linien. Die sabotieren alles, was der Jockey machen kann. Und manche wollen noch Boss sein, wenn sie jung sind und sagen dann, ach, was soll's. Großartige Pferde hören nie auf, es zu versuchen, aber die Gegner werden immer jünger. Der hier hat früh aufgehört.«
    Harry hob sein Fernglas, ein altes Stück, fünfzehnfache Vergrößerung, gefertigt von Steiner aus Bayreuth. »Da gehen sie ab«, sagte er.
    Als sie die Kurve erreichten, etwa tausend Meter von uns entfernt, befolgte Mickey Moon seine Anweisungen buchstabengetreu und hielt sich gut hinter dem zweiten Pferd. Das Tempo war ordentlich, und das in Führung liegende Pferd zog in der Kurve noch etwas an. Auf der Geraden, etwa noch sechshundert Meter zu laufen, schloss das zweite Pferd zum ersten auf und so kamen sie auf uns zu galoppiert. Mickey nahm Vision Splendid nach außen, mit reichlich Abstand zu dem Pferd zu seiner Linken.
    Bei vierhundert gab der Reiter des zweiten Pferdes Gas, schob sich eine Kopflänge vor, eine halbe Pferdelänge, setzte sich ab.
    »Jetzt ist es Zeit, Mickey«, sagte Harry.
    Als hätte er die Anweisung gehört, berührte Mickey Vision mit der Peitsche, kein Schlag, nur ein leichter Klaps zum Aufwecken.
    Die Reaktion erfolgte unmittelbar.
    Der große Schimmel verlängerte seine Galoppsprünge, senkte den Kopf, machte den Hals lang, wurde flacher, hatte innerhalb von zwanzig Metern das zweite Pferd überholt und den Ersten nach weiteren dreißig. Stürmte daran vorbei, ließ sie eine Länge, zwei, drei, vier, fünf, sechs in vollem Lauf hinter sich.
    Mickey richtete sich auf, blickte sich zu den Pferden hinter ihm um und begann Vision zu zügeln. Am Zielpfosten führte er immer noch mit drei Längen.
    »Der läuft gern, der alte Knabe«, sagte Harry nachdenklich.
    Cam kam von hinten zu uns und lehnte sich neben Harry an den Zaun. »Nicht ganz ohne Zulegen«, sagte er ausdruckslos.
    »Heute«, sagte Harry. »Heute.«

ann immer es möglich war, aß ich bei Donnelli's in der Smith Street, Collingwood, weil ich dann auf die Rechnung schreiben konnte: Abzuziehen von den An waltskosten, die dem Unterzeichneten noch zu zahlen sind. Dann unterschrieb ich und setzte in Großbuchstaben

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