Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
Schwalbenschwänzen. Ist gar nicht so einfach.«
Der Hauptgang kam: dunkles Fleisch, das beinahe vom Knochen fiel in einem See glänzender Soße, Süßkartoffeln mit irgendwas betupft, grüne Babybohnen, knackig.
Eine Weile redeten wir nicht. Schließlich seufzte Drew: »Mein Gott, wie kann ich Donelly dazu bringen, mir Geld zu schulden, viel Geld? Sind das Aprikosenstückchen?«
»Bleib einfach in der Gegend, sorg dafür, dass man dich kennt und deine Zeit wird kommen. Früher oder später wird er dran sein, weil er eine Küchenhilfe mit dem Messer an die Wand geheftet hat.«
Die Flasche war fast leer. Mit Handzeichen bestellte ich bei der Schwimmerin eine weitere. »Also, Tony Rinaldi weiß etwas über TransQuik?«
»O ja. Mehr als er sollte, nehm ich an. Ich hab neulich abends mit Anthony ein paar Gläschen getrunken, weil seine Frau mit einem Bibliothekar aus der Camberwell Bibliothek abgehauen ist. Einer Bibliothekarin, um genau zu sein. Das hat den Jungen ganz schön mitgenommen. Ein verdammter Künstler aus Eltham ist ja eine Sache, ungeachtet des Schwanzes. Aber immerhin hatte er einen.«
Wir wandten uns wieder dem Genuss unserer Lammkeule zu. Die neue Flasche kam. Ich winkte das Ritual des Kastens durch und ging direkt auf Los.
»Ein bitterer Mann, Tony Rinaldi«, sagte Drew. »Erst bekommt die Frau zwischen den Bibliotheksregalen weiche Knie, dann wird er im Büro des Generalstaatsanwalts übergangen. Er nimmt an, der Generalstaatsanwalt ist an diesem neuen Lokal beteiligt, The Dining Room . Oben an der Collins Street. Kennst du das?«
Ich schüttelte den Kopf. Ich war zu benommen davon gewesen, Lindas Parfüm gerochen zu haben, als ich zum letzten Mal oben an der Collins Street war.
»Ist wohl wie Essen im Melbourne Club. Nur mit anständigem Essen und jüdischen Mitgliedern. Viktorianische Opulenz, sagt mein Klient Simeon Haldane, Melbourne Grammar und Cambridge. Also Simon mit 'nem e drin. Du warst auf der Grammar, müsstest ihn kennen. Ungefähr dein Jahrgang. Genau das gleiche lasterhafte Erscheinungsbild.«
»Und angeklagt weswegen?«
»Das Übliche. Sex mit Minderjährigen, alle Körperöffnungen, Besitz von allerlei Bildern zur Sexualerziehung. Ein bisschen leichtes Schlagen.«
»Hört sich an wie ein ganz normaler Tag im Internat.«
»Simeon hat letzte Woche beim Lunch im Dining Room nur zwei Tische vom Premier entfernt gesessen. Der oberste Herrscher isst immer da, führt die Reichen, die zu Besuch kommen, zum Essen aus. Stopfen sich da mit erstklassigem viktorianischen Fleisch voll. Das ist im Grunde genau das, was Simeon auch wollte.«
Wir passierten die Ziellinie und legten das Besteck auf unsere bis auf die Knochen geleerten Teller.
»Nein«, sagte ich. »An Simeon kann ich mich nicht recht erinnern. Könnte jeder von den fünfzig Leuten aus der Schule sein. Warum ist Rinaldi beim Generalstaatsanwalt gefeuert worden?«
Drew betrachtete traurig seinen leeren Teller. »Ist mir nicht ganz klar. Hat irgendwas mit der Levesque-Gang zu tun. Tony ist zu dem Zeitpunkt mit dem Flammenwerfer auf alles losgegangen, die Frau, die Bibliothekarin, den Generalstaatsanwalt, alles abgefackelt. Also, das war jetzt Flasche Nummer drei.«
Ich schenkte ein. »Hast du Lust, am Samstag mit zum Footy zu gehen?«
»Zum Footy? Was, einfach irgendein Spiel? Irgendwelche namenlosen Spieler?«
»Saints gegen Geelong.«
»Himmel, was für eine Paarung. Also gehen wir einfach so dahin, ohne für irgendwen zu sein, nur so, um ein Spiel anzusehen? Irgendein abgefucktes Spiel? Mehr nicht?«
»Nein. Wir sind für die Saints.«
Drew leerte ein Glas des Barone Ricasoli 86er Chianti Classico. »Wir? Du und der Prince?« Ungläubiger Ton in der Stimme, laut. Die Leute starrten uns an.
»Na ja, nicht der ganze Prince.«
Drew sah sich wütend um, als wollte er sagen, was glotzt ihr alle so blöd. »Die alten Kerle? Du und die alten Kerle?« Noch lauter, noch ungläubiger.
»Ja. Drew, ganz ruhig, die anderen Gäste denken schon, wir hätten Streit.«
Er seufzte, schaute sich wieder um, teilte den Rest des Ricasoli auf. »Das ist, nun – man hört schon manchmal seltsame Dinge. Ich fass es nicht.«
Mir fiel keine passende Antwort ein.
Drew seufzte noch ein paar Mal mehr. »Du lieber Gott, Jack, bist du denn jetzt total durchgeknallt? In den verdammten Brisbane Lions steckt wenigstens noch ein bisschen was von den alten Roys. Okay, die trainieren in Brisbane. Na und? Was macht das schon? Alle spielen doch
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