Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

abzunehmen, die jetzt alle etwas weniger fest saßen. Eine sehr befriedigende Aufgabe, gewürzt mit ein wenig Sorge über die Perfektion der Verbindungen, die Winkligkeit des Rahmens.
    Boss bei Taub's. Es könnte jemand hereinkommen, der etwas gebaut haben wollte. Manchmal passierte das. Hi, sagten sie dann. Das ist aber wirklich schön altmodisch hier. Wahnsinn. Wie in Europa. Aber mehr Maschinen. Wir waren da in dieser Villa in Italien. In Umbrien? Ja? Ist ein Teil von Italien. Und da haben wir diesen Tisch gesehen. Wirklich ungewöhnlich. Lang, ich weiß nicht wie lang, von hier bis zu der Wand da drüben vielleicht. Und schmal, das war das Besondere. Ich habe überall danach gesucht, aber die sind alle zu breit. Stellen Sie sich nur vor, er hatte drei Paar Beine? Sechs Beine? Die äußeren gingen so ein bisschen nach außen. Hab gedacht, Sie könnten so was vielleicht machen. In Pinie? Beizen kann ich ihn dann selbst. Aber bitte nicht zu viele Astlöcher. Was würde das kosten? Ich muss Ihnen sagen, ich bin schon mal von irgendwelchen so genannten Zimmerleuten übers Ohr gehauen worden.
    Höflich zuhören. Und dann freundlich wegschicken.
    Es kam niemand.
    Ich verbrachte den Tag in Einsamkeit, ging auf in dem Bestreben, etwas zu erschaffen, das die Menschen bewundern würden und das sie überdauern würde. Alle Gedanken an Gary Connors, an den Morast, in den ich mich da so unbekümmert vorgewagt hatte, schob ich beiseite.
    Ein guter Tag.
    Charlie hatte mal gesagt, das Kinn leicht erhoben, die Augen leicht zusammengekniffen, was stets ankündigte, dass er eine Botschaft zu überbringen gedachte: »Jack, mach etwas, das dich glücklich macht, wenn du es anschaust. Die Arbeit, die es dazu braucht, das ist keine Arbeit.«
    Zu Hause, geläutert von dem ehrlichen Tagwerk, überwältigte mich der abstoßende Zustand meiner Behausung. Ich verfiel in einen Putzrausch. Während ich staubsaugte und schrubbte und abstaubte, wanderten meine Gedanken zu den Fragen, die ich Dave hätte stellen müssen. Die erste war, warum um Himmels willen ich ihm glauben sollte. Ich war gerade unten beim Entfernen der Spinnweben, als das Telefon klingelte.
    »Jack, Lyall Cronin.« Die Stimme war tiefer, als ich sie in Erinnerung hatte.
    »Sie erwischen mich mit einem Staubwedel in der Hand.«
    Eine bedächtige Pause.
    »Wenn ich bei irgendwas unterbreche …«
    »Sie können mich gern von diesem Staubwedel befreien«, sagte ich. »Eine willkommene Einmischung.«
    Sie lachte. »Einmischung. Gutes Wort. Wahrscheinlich gerade angesagt in vorstädtischen Anwaltskanzleien, kann ich mir vorstellen.«
    »Total angesagt.«
    »Jack. Mir ist da noch was eingefallen, ich weiß aber nicht, ob das überhaupt wichtig ist.« Pause. »Haben Sie Lust, irgendwann noch mal vorbeizukommen?«
    »Gerne. Wann würde es denn passen?«
    Pause.
    »Tja, wann würde es denn passen? Donnerstag? Freitag? Eigentlich würde es sogar jetzt gut passen. Nein, mein Gott, Dienstagabend passt Ihnen ganz bestimmt nicht …«
    Sichten, identifizieren, feuern. Keine Millisekunde zögern. »Dienstagabend ist ein sehr guter Zeitpunkt. Ich könnte den Staubwedel wegräumen, duschen und gleich da sein.«
    »Gut. Ja. Na ja. Sie wissen ja, wo es ist.«
    »Ja. Gut. Bis dann.«
    Einen Augenblick stand ich noch da und dachte über meine Motive nach, dann beschloss ich, nicht länger darüber nachzudenken und ging nach oben, um zu duschen und den Leim von meinen Fingerspitzen abzuschrubben. Erst überlegte ich, den Wagen zu nehmen oder ein Taxi zu rufen, dann ging ich zu Fuß die Brunswick Street hinunter, wies zwei Dealer ab, kriegte ein Taxi mit ukrainischem Fahrer. Ich war in guten Händen. Er war ein Chirurg mit abgeschlossener Berufsausbildung und Mitglied der Olympiamannschaft im Skifahren gewesen, dem seine Wahlheimat erschreckend wenig Wertschätzung entgegenbrachte und der ernsthaft darüber nachdachte, zurückzugehen.

yall Cronins Haar war feucht, schwarz, aus der Stirn gestrichen. Baumwollpulli, Jeans. Barfuß. Größer, als ich sie in Erinnerung hatte. Sogar barfuß. »Mr. Irish.« Ein schiefes Lächeln. »Das ging aber schnell.«
    »Wollen Sie meinen Ausweis sehen?«, fragte ich.
    »Ich denke, ich weiß noch, wer Sie sind. Kommen Sie rein.«
    Sie ging durch den Flur voraus in das Zimmer zur Rechten, ein Zimmer, das ich noch nicht gesehen hatte, ein gemütliches Wohnzimmer, lang und schmal, ein paar Sessel, zwei große Sofas, die einander gegenüberstanden, Gemälde und