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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Fotografien an den Wänden, Bücher und Zeitungen auf dem Couchtisch. Im CD -Player etwas Klassisches, Klavier. Eine beinahe volle Flasche Rotwein und ein Glas standen auf dem üppig verzierten hölzernen Kaminsims über einem schlecht angelegten Feuer, das kurz vor dem Verlöschen war.
    Wir blieben stehen.
    »Mehr Holz«, sagte sie. »Wir brauchen Holz. Ist nicht mehr viel übrig. Bradley hat sich immer ums Holz gekümmert. Es war immer ein riesiger Stapel in der Garage. Ich habe keine Ahnung, wo man Holz kauft.« Sie drehte sich um, zuckte die Achseln. »Das ist mein erster Winter allein in diesem Haus. Es ist viel zu groß für eine Person, aber ich kann die Vorstellung nicht ertragen, es mit Fremden zu teilen. Dieser Teil meines Lebens ist vorüber. Wenn ich es nicht so lieben würde, würde ich mir was Kleineres suchen.«
    »Sehen wir mal, was noch übrig ist.«
    Sie zog Schuhe an. Ich folgte ihr durch den Flur, durch die Küche über den Innenhof in die Garage. Ein halbes Dutzend Scheite waren in der Ecke direkt vor Stuart Wardles BMW aufgestapelt. Ich schaffte es gerade eben, sie alle auf meine Arme zu stapeln.
    Auf dem Rückweg sagte Lyall: »Feuerholz hereinbringen. Eine essentiell männliche Domäne.«
    Ich antwortete: »Und daran wollen wir auch festhalten. Sind ja nicht mehr so viele Domänen übrig.«
    »Ich möchte auch, dass ihr daran festhaltet«, sagte Lyall. »Ich möchte, dass ihr den Besitz der Feuerholz-Domäne spürt.«
    »Empathie. Eine essentiell weibliche Domäne.«
    Sie lachte herzlich, tief und glucksend.
    Im Wohnzimmer sagte ich: »Würde es Sie sehr kränken, wenn ich dieses Feuer noch einmal neu aufbaue?«
    Unsere Blicke trafen sich. Lyall legte den Kopf schräg, blickte nachdenklich. »Nein«, sagte sie, »ich dachte, das fällt auch in die Feuerholz-Domäne. Welcher Idiot würde denn widersprechen, wenn sich jemand freiwillig bereit erklärt, sich schmutzig zu machen und sich Verbrennungen zu holen?«
    »Es gibt solche da draußen, hat man mir gesagt«, sagte ich, während ich nach dem Kaminbesteck griff, um das Durcheinander aus verkohlten Holzscheiten zu ordnen. »Eine gefährliche Sorte Idioten.«
    »Hier jedenfalls nicht«, sagte sie. »Wenn Sie es wieder angefacht haben, hätten Sie dann gern einen Rotwein? Weißen? Ist auch noch Bier da. Ich bin jetzt durch mit dem Bier, vielleicht trinke ich nie wieder welches. Dieser Rote hier ist ein bisschen speziell.«
    »Wenn's mal angefacht ist, wäre ein Wein nett.«
    Sie ging hinaus, während ich mich damit abmühte, das Feuer wieder in Gang zu bringen. Als ich schließlich ins Wohnzimmer zurückkam, nachdem ich mir im Badezimmer unten die Hände gewaschen hatte, reichte sie mir ein Glas. »Er heißt Hills of Grace.«
    »Diesen großzügigen Hügel kenne ich. Aus der Zeit, als ich noch ein verantwortungsbewusster Gesellschaftstrinker war. Und Nicht-Millionäre ihn sich leisten konnten.«
    »Dies ist der großzügige '88er. Mit freundlicher Genehmigung von Bradley Joffrin. Zwei ungeöffnete Kisten in der Vorratskammer. An dem Tag, an dem Sie hier waren. Ich hatte nach irgendwas zu essen gesucht. Etwas zittrig. Der Raum ist so groß, da könnten Leichen drin versteckt sein. Die Regale sind ungefähr einen Meter tief. Sie standen in einer Ecke unter allen möglichen Sachen. Ich hab Bradley eine Mail nach Los Angeles geschickt. ›Zwei Kisten teuren, nicht mehr käuflichen Weins in den Vorräten gefunden. Erwarte Instruktionen.‹ Er hat zurückgeschrieben: ›Man lebt nur einmal und alles hat seine Zeit, Mädchen. Also trink.‹«
    »Für so etwas muss man jemanden lieben.«
    Das schiefe Lächeln. »Ich mag ihn, liebe ihn. Ihn lieben ist okay, sich in ihn zu verlieben, das ist das Problem. Ich war jahrelang in ihn verliebt. Hab's ihm nie gesagt. Sinnlos. Er ist schwul. Ein riesiger Verlust für das weibliche Geschlecht.« Sie hob ihr Glas. »Das heterosexuelle. Prost.«
    Der Hill of Grace war, als trinke man einen verflüssigten, alkoholisierten Pflaumenkuchen. Wir setzten uns einander gegenüber auf die Sofas vor das Feuer, das jetzt lebhafter brannte.
    »Sie haben ein Talent dafür, ein Feuer wieder zu entfachen, Mr. Irish«, sagte sie, während sie durch ihr Glas in die Flammen blickte. »Um ehrlich zu sein, ich muss Ihnen die Vorspiegelung einigermaßen falscher Tatsachen gestehen. Ich glaube nicht, dass das, was mir wieder eingefallen ist, Ihnen viel nützen wird. Ich hatte nur Lust, Sie wiederzusehen.«
    »Hmh. Das ist wirklich

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