Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
Vom Netzwerk:
gleich.«
    »Alles fertig. Deswegen bin ich ja hier.«
    »Geh trotzdem, sonst verweigere ich den Gehorsam.«
    »Okay«, flötete er und sprang auf. Hüpfend verließ er ihr Zimmer und stürmte die Treppe hinunter.
    Es war erst Viertel nach sieben, stellte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr fest, nicht ihre Zeit, nicht an einem eigentlich freien Tag. Sie schwang die Füße aus dem Bett und stand ächzend auf. Die lange Fahrt am Vorabend hatte sie ausgelaugt. Ein Stau nach dem anderen zwischen Köln und Oberhausen hatte dazu geführt, dass sie sechs Stunden unterwegs gewesen waren für eine Strecke, die in höchstens vier zu bewältigen war. Auf der A31 war zwar nicht mehr viel Verkehr, doch der Straßenzustand war tückisch gewesen, sodass sie arg hatte Tempo herausnehmen müssen. Erst um neun waren sie schließlich angekommen, selbst Arne waren vor lauter Müdigkeit die Worte ausgegangen, und so hatten sie nur noch kurz das Haus besichtigt, bevor sie sich auf die wartende Gemüsesuppe gestürzt hatten und ins Bett getaumelt waren.
    Die Vorfreude auf einen Kaffee trieb sie zur Eile, und um Punkt halb acht betrat sie die Küche.
    »Na endlich«, wurde sie im Chor begrüßt.
    »Guten Morgen«, wünschte sie, zauste Arnes Haar und pflanzte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange.
    »Gut geschlafen?«, erkundigte der sich.
    Sie nickte. »Wie ein Stein.«
    »Steine schnarchen nicht«, erklärte Arne, »und ich hab dich gehört. Durch die ganze Wand durch!«
    »Das kann gar nicht sein, ich schnarche nicht«, widersprach sie.
    »Tust du wohl.« Arne blieb stur. »Ich bin extra aufgestanden und hab an deiner Tür gehorcht. Das warst du, nicht Opa Joe.«
    »Na endlich ist mal ein Mann im Haus, der meine Ehre verteidigt.« Ihr Vater zwinkerte ihr zu.
    »Na logisch. Zusammen sind wir stark.«
    Marilene verdrehte die Augen. »Seit wann bist du überhaupt schon auf?« Und seit wann nannte ihr Vater sich »Opa Joe«, fragte sie sich im Stillen. War das auf die Frau, die sie im Hintergrund vermutete, zurückzuführen, oder lag es an Arne?
    »Seit halb sieben«, murmelte Arne zwischen zwei Bissen seines zweiten Brötchens. Sie hatte nicht gewusst, dass Jungs in dem Alter schon so gute Esser waren.
    »Und was hast du die ganze Zeit gemacht?«
    »Ich hab mich auf die Treppe gesetzt und gewartet, bis einer wach wird. War ja nicht so lange.« Arne gab sich großzügig. »Wir sind zum Bäcker gegangen, und auf dem Rückweg, weißt du, was da passiert ist? Da waren ganz viele Vögel am Himmel, Gänse, sagt Opa Joe, die haben vielleicht einen Krach gemacht, das hätte dich eigentlich aufwecken müssen, so laut waren die. Voll cool, echt. Aber es war irre kalt, deswegen haben wir uns beeilt. Und dann haben wir Frühstück gemacht und auf dich gewartet. Können wir jetzt los?«
    »Nee. Ich brauch noch ein bisschen Farbe im Gesicht und –«
    »Iih«, unterbrach Arne sie.
    »Und außerdem kann man so früh am Morgen niemanden besuchen.«
    »Warum denn nicht? Hier sind wir doch auch zu Besuch, und es ist noch früh.«
    »Hier waren wir ja auch angemeldet.«
    »Und warum meldest du uns bei der Frau nicht an?«
    »Weil sie nicht ans Telefon geht.«
    »Vielleicht ist sie ja gar nicht da.«
    »Schon möglich, aber wir versuchen es trotzdem, nur eben nicht so früh.«
    »Du willst Arne mitnehmen?«, fragte ihr Vater. »Ich dachte, er bleibt bei mir?«
    Arne schaute sie mit gespitztem Mund und zusammengekniffenen Augen abwechselnd an, als überlege er, wer von ihnen größere Abenteuer bieten könne. »Wir machen beides«, versprach er, »erst fahre ich mit Marilene nach Leer. Wir gehen auf den Markt und zu der Frau. Das haben wir ausgemacht. Und wenn wir zurück sind, kann ich mit dir in die Werkstatt gehen.«
    Marilene breitete die Hände aus, wie um zu sagen, da könne man nichts machen. Wieso unterschätzte sie seinen Sinn für Ausgewogenheit immer wieder? Sie sollte es längst besser wissen.
    ***
    Er fror und versuchte, sich einzureden, dass dem nicht so war. Normalerweise klappte das ganz gut, er konnte Hunger und Durst ausblenden, Hitze und Erschöpfung, sogar Kälte. Stress nicht. Und der würde erst vergehen, wenn er endlich in Aktion treten könnte. Wenn er ins Haus hineinkäme. Wenn er nur wüsste, wie. Der Trick mit der Kreditkarte funktionierte jedenfalls nicht, zumindest nicht hier, vielleicht klappte das nur bei amerikanischen Türen, nicht bei deutscher Wertarbeit.
    Einmal hätte er es beinahe geschafft, gestern am frühen Abend

Weitere Kostenlose Bücher