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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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ohne Erklärungen verstanden zu haben, worum es ging. »Haben wir Bier?«, wandte er sich an Marilene.
    »Nein«, wehrte Hartmann ab, »ich bin im Dienst.«
    Marilene wischte den Einwand beiseite. »Fast Feierabend. Holst du uns den Rotwein?«, bat sie Niklas.
    Hartmann gab nach, aber nicht, bevor Niklas zurückgekehrt war und ihm ein Glas auf den Schreibtisch gestellt und eingeschenkt hatte. Erst dann setzte er sich wieder und nur auf die äußerste Kante, beugte sich breitbeinig vor und verschränkte die Hände zwischen den Knien. »Also los«, forderte er Marilene auf.
    »Katharina Martens kenne ich bereits seit ein paar Jahren«, begann sie folgsam, »ich kaufe meine Bücher dort, sie hat einen ähnlichen Geschmack wie ich und mir schon viele gute Tipps gegeben. Im letzten Jahr hat sie mir geholfen, als ich Fragen hatte über die Abläufe, wenn man ein Buch geschrieben hat, Dinge, über die man sich als bloßer Leser nie Gedanken macht. Sie wusste da gut Bescheid, weil –« Nein, bremste Marilene sich, sie würde ihm nicht erzählen, dass Katharina Krimis nicht nur las, sondern auch schrieb, erst recht nicht, dass sie ihr detailliert von dem Fall berichtet hatte. Dieses Donnerwetter ließe sich verschieben, bis der Roman erschiene – mit veränderten Namen, hoffte sie wenigstens, denn ihr selbst waren die echten mit Sicherheit herausgerutscht, das hatte sich gar nicht vermeiden lassen.
    »Weil?«, soufflierte Hartmann.
    »Ach, na ja, sie veranstaltet Lesungen, da hat sie schon mit vielen Autoren geredet und kennt sich aus. Wie auch immer«, fuhr sie fort, »eines Abends sind wir nach Geschäftsschluss was essen gegangen und haben uns ziemlich festgequatscht. Und da habe ich auch Marie erwähnt, dass ich mir Sorgen um sie gemacht habe, weil sie in der Schule so nachgelassen hat. Katharina meinte, dass eine Lehre vielleicht eine Alternative sei, mehr Praxis als Denken, um den Kopf freizubekommen. Sie schlug vor, mal mit ihr vorbeizukommen, falls sie Interesse hätte.« Sie sah, wie Hartmann den Mundwinkel verzog. »Was ist?«, fragte sie.
    »Weißt du, wenn dies meine erste Vernehmung deiner Person zu einem Sachverhalt wäre, ich würde dir kein Wort glauben. Man geht doch nicht mit einer wildfremden Person essen und erzählt ihr seinen ganzen Privatkram. Ich würde mich zumindest fragen, was du mir verschweigst.«
    »Gar nichts«, begehrte Marilene auf, »das war eine spontane Idee und ein richtig netter Abend. Wir haben eine Menge Gemeinsamkeiten entdeckt, und wenn man sich gut versteht, darf es auch mal privat werden. Wir Frauen funktionieren so, manchmal.« Sie fragte sich, warum sie das Gefühl hatte, sich rechtfertigen zu müssen.
    »Und es war genau richtig«, erklärte Niklas, »für Marie, meine ich. Es gefällt ihr echt gut dort, und sie ist viel …«, er stockte, »zielstrebiger vielleicht. Sie lässt sich nicht mehr so treiben. Es wäre richtig scheiße, wenn sie da wegmüsste.«
    »Ich glaube nicht, dass das im Augenblick erforderlich ist. Falls das Verschwinden der beiden Frauen tatsächlich zusammenhängt, wovon ich noch nicht überzeugt bin, dann geschah das im Abstand von mehr als einem Jahr. Aber man muss ihr natürlich schon klarmachen, dass sie sehr vorsichtig sein soll.« Hartmann wandte sich wieder an Marilene. »Dieser spontane Abend«, seine Stimme nahm wieder diesen leicht spöttischen Tonfall an, »war Frau Martens’ Mann da auch zugegen?«
    »Nein, er hatte einen Elternabend.« Und wenn er dabei gewesen wäre, nahm sie an, hätte sich die Unterhaltung sicherlich in anderen Bahnen bewegt. Es  war  eine Frauengeschichte.
    »Kennst du ihn überhaupt?«
    »Flüchtig.« Jedenfalls aus eigener Anschauung, dachte sie. Sie wusste mehr über ihn als von ihm, aber auch dies würde sie für sich behalten. »Anita und ich haben Marie zu ihrer Vertragsunterzeichnung gebracht, und da war er dabei. Nominell ist es ja sein Laden. Er war ganz locker, hat Marie gleich ein paar Bücher in die Hand gedrückt, die sie bis zum Beginn der Ausbildung lesen sollte. Freizeit sei ab sofort Lesezeit, hat er gesagt, und weniger als zwei Bücher pro Woche wären ein Kündigungsgrund. Ich glaube, er kehrt gern den Lehrer heraus, aber Marie findet das wohl ganz in Ordnung, sie fühlt sich ernst genommen, wenn er sich dafür interessiert, wie ihr ein Buch gefallen hat.«
    »Bildungsobjekt«, murmelte Hartmann kaum hörbar. »Und Franziska Eising? Was weißt du über sie?«
    »Praktisch nichts. Sie hat mich

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