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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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ihr eine Zigarette anzündete und sie ihr vors Gesicht hielt, griff einfach danach und paffte, während sie weiterschrieb.
    »Und außerdem glaube ich, dass Herr Hartmann meinen Mann verdächtigt.«
    Marilene hielt inne. »Hartmann, wieso Hartmann?«, fragte sie.
    »Na, der Kommissar, der hier war, ich rede doch schon die ganze Zeit von ihm.«
    »Ach du Schande«, entfuhr es Marilene.
    »Wieso? Moment mal, willst du mir etwa damit sagen, dass das derjenige ist, den ich in meinem Roman verbraten habe?«
    »Wenn er groß und hager ist, dunkles Haar, beginnende Glatze, dann ja.«
    »Klingt schon so«, gab Katharina zu. »Und was soll ich jetzt machen?«
    Es klingelte. Jede Wette, dass sie wusste, um wen es sich handelte. Marilene bat Niklas, zur Tür zu gehen.
    »Pass auf«, sagte sie in den Hörer, »ich glaube, er ist hier, Hartmann meine ich, ich melde mich bei dir, wenn ich Genaueres weiß. Mach dir erst mal keine Sorgen, hörst du, jedenfalls nicht um deinen Mann, das ist doch totaler Quatsch. Aber wenn es ernst wird, dann vertrete ich ihn auch. Du kannst dich darauf verlassen.« Sie legte auf. Die Geister, die ich rief, dachte sie und ging Jens Hartmann entgegen.
    »Ich möchte zu Marie und hätte gern, dass du mitkommst.«
    Hartmann saß in ihrem Schreibtischsessel, was Marilene ihm nicht verdenken konnte, die Couch war zu niedrig für einen Mann seiner Größe. Aber fragen hätte er schon können, fand sie, statt geradewegs an ihr vorbeizustiefeln, grußlos, bis auf ein unverbindlich gemurmeltes »Hey«, und sich einfach niederzulassen. Er drehte den Stuhl mit den Füßen hin und her und raufte sich die Haare, eine Geste, die er in allen Nuancen beherrschte.
    »Muss ich sie aus ihrer Stelle rausnehmen? Glaubst du, dass es gefährlich ist, wenn sie dort bleibt?«
    »Welche Buschtrommel war denn da schon wieder am Werk?«
    »Was erwartest du? Wenn du den Mann einer Bekannten von mir verdächtigst, junge Frauen verschwinden zu lassen, bin ich ja wohl der logische Ansprechpartner, oder?«
    »Ich verdächtige ihn doch gar nicht.« Hartmann raufte sich schon wieder die Haare und strafte damit seine Worte Lügen. »Ich kann ihn nur nicht außer Acht lassen. Kein Grund, gleich einen Anwalt anzurufen.«
    »Erstens hat nicht er mich angerufen, sondern seine Frau –«
    »Das habe ich auch nicht anders erwartet«, unterbrach Hartmann sie. »Er ist so arrogant, dass er meint, über jedem Verdacht zu stehen.«
    »Den du ja nicht hast.« Marilene rollte mit den Augen. Es war immer dasselbe, sobald sie bei einem Fall aufeinandertrafen, war eine einigermaßen normale Unterhaltung unmöglich. »Und zweitens«, fuhr sie fort, »habe ich dich nur gefragt, ob es gefährlich für Marie sein könnte, dort weiterzuarbeiten.« Sie warf Niklas, der in der Tür lehnte und dem Gespräch folgte, als handelte es sich um ein Tennismatch, einen Blick zu, der besagen sollte, dass sie ihm später alles erklären würde.
    »Woher soll ich das denn wissen«, entgegnete Hartmann, »ich habe ja noch nicht mal mit ihr gesprochen. Das ist ja genau der Punkt.«
    »Keine gute Idee«, schaltete Niklas sich ein. »Sie war heute beim Zahnarzt und ist total außer Gefecht. Und grantig, sagt Oma, weil sie eine dicke Backe hat.«
    »Unter diesen Umständen werden wir das dann wohl besser verschieben.« Hartmanns Betonung legte nahe, dass er von grantigen Frauen für heute genug hatte. »Weißt du, ob sie morgen zur Arbeit geht?«
    »Oma sagt, nein«, Niklas zuckte mit den Achseln, »aber bei Marie kann man nie wissen.«
    Hartmann nickte mitleidig. So sind die Weiber, schien er sagen zu wollen, doch er verzichtete auf jeden Kommentar. »Dann sehen wir uns morgen«, sagte er und stand auf.
    »Halt«, Marilene sprang auf, »du kannst nicht einfach gehen, ohne mir zu sagen, was genau passiert ist und wie es jetzt weitergeht.«
    »Ich kann nicht nur, ich muss«, erklärte Hartmann. »Ich werde nicht über einen Fall mit dir reden, wenn du beabsichtigst, einen der Verdächtigen zu vertreten.«
    »Also gibt es immerhin mehr als einen?«, fragte sie. Das würde Katharina beruhigen.
    »Bislang nicht. Aber«, fügte er dann doch hinzu, »ich bin auch erst seit heute an dem Fall dran.«
    »Und«, warf Marilene einen letzten Köder aus, »meine Aussage willst du nicht, obwohl ich die Beteiligten kenne?«
    Hartmann schien zu schwanken, wippte auf den Ballen, wie um dies zu verdeutlichen.
    »Möchten Sie vielleicht ein Bier?«, half Niklas nach. Er schien inzwischen auch

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