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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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abgesegnet.«
    Hartmann legte die spärlichen Fakten dar, während Patrizia dampfende Becher verteilte, bevor sie sich ebenfalls niederließ und Zinkel offenbar unter dem Tisch einen Stoß versetzte, denn er zuckte zusammen und gab sich alle Mühe, hellwach zu erscheinen.
    »Und du meinst, wir suchen nach einer Leiche?« Paul nuschelte, was nur bedingt mit seinem Schlafmangel zu tun hatte. Vielmehr handelte es sich um eine Gewohnheit, die er nur zu ganz besonderen Anlässen abzulegen pflegte. Bei einer Pressekonferenz etwa, darunter tat er es selten.
    »Ich hoffe nicht.« Hartmann hatte nur noch selten Probleme, Paul zu verstehen, jahrelange Übung hatte sein Gehör geschult. Er fragte sich, ob er sich bei Patrizia mehr Mühe gab, sich deutlich zu artikulieren, oder wann sie das dauernde Nachfragen leid wäre.
    »Wie sollen wir vorgehen?«, erkundigte sich Patrizia.
    Dies, immerhin, war eine erfreuliche Veränderung. Früher hätte sie augenblicklich einen Plan vorgeschlagen, vor Tatendrang übersprudelnd, eine Eigenart, die er mehr als lästig gefunden hatte. Er schätzte eine gewisse Systematik bei seinen Ermittlungen und nicht dieses wilde Umherstochern, in der Hoffnung, schon irgendwann auf die richtige Spur zu stoßen. Was ihr ärgerlicherweise nicht nur einmal gelungen war.
    »Ich hätte gern, dass du dich an den Computer setzt. Ich weiß«, nahm er ihr den Wind aus den Segeln, bevor sie ihre Einwände äußern konnte, »aber du bist nun einmal besser darin als wir zwei zusammen, also bitte. Ich möchte alles über die Buchhandlung wissen, Mitarbeiter, auch ehemalige, Finanzen, Veranstaltungen, Schlagzeilen, Strafanzeigen in beiden Richtungen, was weiß ich. Und außerdem alles, und ich meine wirklich alles, über Michael Martens.«
    »Verdächtigst du ihn?«
    Die Nächste bitte, dachte Hartmann. »Er ist ein Mann, er kennt die Vermisste, er kommt in Frage.«
    »Okay.« Sie dehnte die Silben zu einem Wenn-du-meinst.
    »Außerdem ist schon einmal eine Praktikantin aus dem Betrieb verschwunden«, fuhr er fort. »Sie ist nach acht Wochen wieder aufgetaucht, hat aber keine Angaben zu ihrem Verbleib machen können oder wollen. Ich möchte, dass wir das vorerst unter dem Deckel halten, um den Ermittlungen nicht die Dringlichkeit zu nehmen.« Hartmann wartete wiederum auf einen Einwand, der nicht kam, auch dies ein Novum, aber vielleicht war Patrizia auch nur froh, nicht in die Kälte hinauszumüssen.
    »Wir beide«, wandte er sich an Paul, »fahren zunächst in die Buchhandlung, und zwar mit der Spurensicherung.« Ein Fest, dachte er, wenn er sich das Chaos dort in Erinnerung rief, den gewellten Teppich im Flur. »Wir müssen halbwegs sichergehen, dass es nicht dort schon zu einem Verbrechen gekommen ist und dass Franziska Eising wirklich das Haus verlassen hat. Wir brauchen Zeugen. Es geht nur um eine kurze Zeitspanne, fünfzehn Minuten höchstens, aber es war noch nicht so spät, dass kein Mensch mehr unterwegs gewesen wäre oder aus dem Fenster hätte schauen können.« Hartmann hielt inne und sah gedankenverloren Patrizia zu, die bereits in die Tasten hämmerte. Was noch?, überlegte er.
    »Martens fährt einen grünen Vectra,  RÜD–BM –113.«
    »Sehr gut«, lobte er sie und nahm am Rande wahr, wie Zinkel ein neues Notizbuch anlegte und die Information notierte, bevor er, mittlerweile doch etwas wacher, das Telefon zur Hand nahm und der Spurensicherung die Adresse nannte.
    »Was noch?«, fuhr Hartmann fort, laut diesmal. »Ja, da ist eine Bushaltestelle. Also Fahrplan, Busfahrer checken, falls in der fraglichen Zeit einer dort war. Einen Taxistand gibt es auch, dasselbe überprüfen bitte. Und Zugführer für die Zeit gegen zwanzig Uhr, wer weiß, vielleicht ist sie ja doch mitgefahren, also zieh das doch bitte vor. Paul, übernimmst du das?« Er drückte ihm das Foto aus der Akte in die Hand. »Mach erst mal drei Abzüge, bitte.«
    Leider war die Aufnahme im Sommer entstanden. Sie zeigte Franziska Eising in kurzer Hose und luftigem Top, wie sie auf einer Schaukel saß und, Beine gestreckt, mit fliegendem Haar den Himmel anlachte. Die wenigsten Zeugen waren in der Lage, ein solches Foto zu abstrahieren, sich die abgebildete Person in anderer Umgebung, anderer Kleidung vorzustellen, aber das war nicht zu ändern, er würde sich jetzt nicht mit der Familie auseinandersetzen und sämtliche Fotoalben durchblättern.
    Nein, die Familie musste warten. Ohnehin nahm er an, dass sie zunächst Groen die Tür einrennen

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