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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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gerade ausschließen müssen. Das war nun ausgerechnet die Frau, die in derselben Firma gearbeitet hat wie die zurzeit verschwundene Franziska Eising, was uns überhaupt erst auf den Gedanken gebracht hatte, dass es sich um eine Serie handeln könnte. Und darum fürchte ich fast, dass Franziska nicht wieder auftauchen wird.«
    »Dein Kollege hat sich so angehört, als wäre er sich seiner Sache relativ sicher.«
    »Na ja, die Umstände des Verschwindens ähneln denen von einer Claudia Schuch aus Limburg. Vielleicht kann Inka Morgenroth ja jetzt nähere Angaben dazu machen, dann wissen wir definitiv mehr. Und Claudia Schuch und Inka waren beide acht Wochen lang verschwunden, also könnte die Zeitspanne eine Rolle spielen. Dass sie nichts ausgesagt haben über diese Zeit macht uns auch stutzig. Zeitlich dazwischen gab es noch Sophie Rehberg. Die aber, so sie in die Reihe gehört, hat sich umgebracht.« Von Constanze Gentner würde er jetzt nicht reden, das war ihm nun wirklich zu weit hergeholt.
    »Hm. Das ist alles?« Lübben hob skeptisch die Brauen. »Wie hast du die Dienstreise genehmigt bekommen?« Er grinste.
    »Ich bin gar nicht sicher, ob sie das ist«, entgegnete er.
    »Dann ist es ja umso besser, wenn ich dich bei uns unterbringe. Für den Fall, dass das Land Hessen nicht einspringt.«
    »Wenn wir Glück haben, bin ich in ein paar Stunden schon wieder weg«, erklärte Zinkel, »ansonsten will ich dir wirklich nicht auf die Nerven gehen«, wehrte er ab.
    »Kannst du nicht, keine Bange. Wir haben in einem Nebengebäude eine kleine Ferienwohnung. Im Moment steht die naturgemäß leer. Aber ich will mich nicht aufdrängen.«
    »Ja, äh, nein«, stammelte Zinkel. »Also danke. Das ist nett.«
    »Ich weiß genau, was du denkst«, lachte Lübben, »aber wir Ostfriesen sind nicht so. Und wenn du dich nicht als Auswärtiger zu erkennen geben willst«, er fuhr auf einen Parkplatz und stellte den Wagen ab, »dann sagst du hier ›Moin‹. Und zwar immer. Zu jedem. Zu jeder Zeit. Es darf gerne ein wenig gedehnt werden.«
    »Moin«, versuchte Zinkel. »Bei uns heißt das ›Moje‹«, fügte er hinzu, »und ist dem auch vorbehalten.«
    »Geht doch.« Lübben stieg aus und Zinkel folgte. »Wenn du weiter östlich kommst, sagt man auch ›Moin, Moin‹, aber hier gilt das als geschwätzig.«
    »Sprichst du Platt?«, fragte Zinkel, während er sich umsah. Ein augenscheinlich neues Wohngebiet, drei- bis fünfstöckige große Häuser, die ihn an ehemalige Speicher erinnerten. Einige ragten übers Wasser hinaus, äußerst teuer wirkend, Backstein und viel Glas. Teilweise verfügten die Häuser über eigene Bootsanleger, und hier waren nicht kleine Jollen oder das, was er unter einem Boot verstand, gemeint, auch wenn im Moment nur ein Prachtexemplar von Jacht vor Anker lag und träge zwischen kleinen grauen Eisschollen vor sich hin dümpelte.
    »Ich verstehe mehr, als ich spreche«, entgegnete Lübben. »Aber die meisten Leute schalten sofort um auf Hochdeutsch, wenn sie merken, dass man nicht mitkommt. Ist ja nicht so wie bei den Schwaben.« Er grinste. »Hier muss es sein.« Er ließ den Zeigefinger am Klingelschild hochwandern, bis ganz nach oben. »Jau«, sagte er und drückte auf den Knopf.
    ***
    Es klingelte. Eine sanfte, melodische Tonfolge, die ihr schon immer bekannt vorgekommen war, ein Ohrwurm geradezu, und noch jedes Mal, wenn sie es beinahe greifen konnte, so nah dran, entzog sich ihr der Ursprung wieder. Ein Rätsel, das sie nun nicht mehr lösen würde. Jetzt also, dachte sie, nahezu triumphierend, sie hatte sich nicht getäuscht.
    Sie hatte sie sofort entdeckt, den riesigen Blonden und den kleineren Dunklen. Sie sahen nicht aus wie die Architekten oder Bauträger, die hier noch immer herumwuselten, ihnen fehlte der Helm, die Mappe unterm Arm. Sie wirkten bedrohlich, fand sie, der Dunkle vor allem, wie jemand, bei dem die Gewalt nur gerade eben unter der Oberfläche lauerte, jede Sekunde ausbruchsbereit.
    Sie unterhielten sich scheinbar locker, ein offenkundiges Täuschungsmanöver, denn der Dunkle ließ betont unauffällig den Blick schweifen, wie auf der Suche nach potenziellen Zeugen. Die es bei diesem Wetter schlicht nicht gab, außer jemand schaute zufällig aus dem Fenster. Und was würde der schon groß sehen? Zwei Männer betraten ein Haus, was war daran schon bemerkenswert oder gar verdächtig. Nichts würde auf ein bevorstehendes Verbrechen hindeuten und womöglich in letzter Sekunde noch die Polizei auf

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