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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gefürchteten Banditenchef Aranka gejagt.
    Das Programm schloss einen Selektor mit ein, mit dem das Ausmaß körperlicher Nacktheit eingestellt werden konnte, dem sie begegnen würden.
    Als die Drinks in den Gläsern und die Imbisse auf den Tellern waren, startete sie das Programm.
    Clea sah selbstverständlich aus wie Kim. Sie war Kim.
    Sie hatte sich soeben einen Flieger gemietet und stand im Begriff, einen ausgedehnten Regenwald zu überqueren. Es war der letzte Abschnitt einer Heimreise. Plötzlich taumelte ein Mann unter den Bäumen hervor, dicht gefolgt von einem blutrünstigen Mob. Die Verfolger besaßen Pistolen und Laser und schossen wild auf den Flüchtenden. Der wiederum erblickte Kim/Clea und änderte seine Richtung auf sie zu. Sie war seine einzige Chance.
    Sie zögerte, doch dann öffnete sie die Luke. Er sprang unter einem Hagel von Laserblitzen an Bord. Der Flieger bockte und schüttelte sich, doch dann hob er ab, und sie waren in Sicherheit.
    Doch der Mann war schwer verwundet und blutete stark.
    Clea untersuchte ihn und stellte rasch fest, dass er sterben würde. Sie tat, was sie konnte. In der Zwischenzeit hatte ein weiterer Flieger die Verfolgung aufgenommen. In einer spektakulären Szene lockte sie den Gegner in einen Tunnel, wo er von einem entgegenkommenden Zug erfasst und ausgeschaltet wurde. Doch auch ihr Flieger hatte Schäden davongetragen, und sie war gezwungen zu landen.
    »Was ist passiert?«, fragte sie ihren Passagier, als sie am Boden angekommen waren. »Was wollten diese Leute von Ihnen?«
    Er zog den Raven hervor. Minuten später war er tot, und sie entdeckte Bewegung unter den Bäumen ringsum. Sie konnte den Artefakt gerade noch unter dem Sitz des Fliegers verstecken, als auch schon Nomaden aus dem Dunkel des umliegenden Waldes stürmten und sie gefangen nahmen.
    Sie überlegten, Clea als Sklavin zu verkaufen, und sie bemühte sich, die Gunst ihrer Häscher zu erlangen, indem sie einen leidenschaftlichen Tanz im Fackelschein präsentierte. Es war diese Szene, wegen der Kim das Stück ausgesucht hatte. Der Betrachter sah die Tänzerin niemals deutlich; die flackernden Fackeln und das Feuer warfen ein viel zu unstetes Licht, durchsetzt von flinken Schatten, und alles war Tempo und Rhythmus. Leidenschaft und Versuchung.
    Während sich ihre Doppelgängerin wand und drehte, lehnte sich Kim mit einer Mischung aus Nervosität und Erwartung zurück. Es war schließlich kein besonders subtiler Versuch. Falls es tatsächlich Isabells Gene gewesen waren, die Columbus den Weg nach Amerika eröffnet hatten, dann vollführten Kims Gene nun einen ähnlichen Dienst für Solly. Auf ihren Lippen stand ein Lächeln: Das ewige Weib, wirklich oder virtuell, zivilisiert oder barbarisch. Dieses Spiel änderte sich wohl niemals.
    Solly beobachtete das Spiel der Schatten, doch er blickte sie nicht direkt an.
    Selbstverständlich wusste er, was vor sich ging, und es war offensichtlich, dass er versuchte, sein eigenes Spiel zu spielen, indem er vorgab, sich angesichts der Szene köstlich zu amüsieren. Doch sie bemerkte die Anspannung in seinem Gesicht.
    An dieser Stelle verlor sie den Faden der Geschichte. Die ganze Welt – eigenartig, dass sie in diesem Begriff dachte, eingedenk der Tatsache, dass die ganze Welt in dieser Wirklichkeit aus weiter nichts als der Hammersmith bestand – die ganze Welt schien sich mit einem Mal in Sollys Augen zu spiegeln, die zusammengekniffen geradeaus blickten und sich trotzdem ganz genau ihrer Anwesenheit bewusst waren.
    »Ich glaube nicht«, sagte er schließlich, noch immer ihrem Blick ausweichend, »dass das eine gute Idee wäre.«
    Sie ließ fast eine Minute vergehen, bevor sie antwortete. »Also gut«, sagte sie schließlich. »Ganz wie du meinst.«
    Solly nahm die Fernbedienung und schaltete den VR-Projektor aus. Der Raum wurde dunkel bis auf das schwache Licht der Sicherheitsleuchten entlang der Fußleisten an den Wänden.
    Keiner von beiden bewegte sich.
    »Kim.« Seine Stimme klang leise und schien von weit her zu kommen. »Ich liebe dich.«
    Da war es: Endlich hatte er es gesagt.
    Sie stand auf und trat vor ihn, schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich.
    »Ich habe dich von Anfang an geliebt«, gestand er.
    »Ich weiß.« Das machte den Augenblick besonders erschreckend. Und besonders schön zugleich.
    Er zog sie zu sich hinunter. Ihre Lippen berührten sich sanft, zogen sich zurück, berührten sich erneut. »Das hätte eigentlich nicht passieren

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