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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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da und starrte die Milchstraße an.
     
    Nach und nach verlegten sie ihre Mahlzeiten ganz ins Missionskontrollzentrum. Es war ein kleiner und folglich intimerer Raum als der normale Speisesaal. Sie breiteten ein Tischtuch über einer der Konsolen aus und entdeckten, dass es richtig gemütlich war.
    Solly veränderte hin und wieder die Aussicht aus den Fenstern. Manchmal waren Sternenfelder zu sehen, manchmal künstlich generierte Welten. Manchmal blickte sie auf Wasserfälle hinab, manchmal auf einen schneebedeckten Gebirgszug oder auch auf die Innenstadt Seabrights.
    »Wie sieht es wirklich draußen aus?«, fragte sie.
    »Absolute Schwärze«, sagte er. »Keine Sterne, nichts. Selbst die Positionslichter unserer Schiffe scheinen weniger hell zu strahlen.«
    »War schon einmal jemand während eines Hyperraumflugs draußen?«
    »Nein«, antwortete Solly. »Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.«
    In dieser Umgebung gab es keinerlei Gefühl von Bewegung. Sie schien mehr ein Zustand als ein real existierender Ort zu sein. Sieben Wochen bis zum Alnitak. Es würde eine lange Zeit werden, mit nur einer einzigen anderen Person an Bord. Selbst wenn es Solly war.
    Raumschiffe im Hyperraum waren vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten. Sie empfingen keine Sensorinformationen, keine Kommunikationssignale, keine Daten irgendwelcher Art. Genauso wenig, wie sie senden konnten. Solly hätte die Hammersmith in den Normalraum zurückbringen können, um ihre Neugier zu befriedigen, ob die Taratuba-Mission doch noch planmäßig stattgefunden hatte. Wahrscheinlich hatten sie die Mac genommen. Außerdem waren Kim und Solly neugierig, ob der Diebstahl der Hammersmith öffentlich gemacht worden war und ob das Institut versuchte, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Doch ein Rücksprung in den Normalraum hätte Zeit gekostet, sie hätten die Uhren neu justieren müssen, und Kim hätte das Programm ändern müssen, um die Unterbrechung in die Berechnungen mit einfließen zu lassen. Also ließen sie es.
    Eine der merkwürdigeren Eigenschaften des Hyperraums war die Tatsache, dass die Zeit indifferenter war. Zeitmessungseinrichtungen an Bord transdimensionaler Passagen mussten bei der Rückkehr in den Normalraum stets neu justiert werden. Manchmal gingen sie vor, manchmal gingen sie nach. Niemand wusste, warum das so war, doch glücklicherweise war die Differenz nie größer als der Bruchteil eines Prozents, so dass die Navigation im Hyperraum nicht übermäßig beeinträchtigt wurde. Das war eine grundlegende Bedingung, weil die im Verlauf überlichtschneller Passagen zurückgelegten Entfernungen nur aufgrund der vergangenen Zeit abgeschätzt werden konnten.
    Rasch kehrte eine Art von Routine ein. Sie frühstückten nach dem Aufstehen und nahmen die restlichen Mahlzeiten zu festen Zeiten ein, die Letzte jeden Tag gegen Mitternacht. Den Morgen verbrachte Kim mit Lesen. Sie verschlang ein breites Spektrum an Literatur, einschließlich biographischer Werke über Wissenschaftler und Politiker. Sie las zwei Klassiker, die zu lesen sie sich seit ihrer Zeit am College vorgenommen hatte: Blackmans Jenseits von Pluto, eine Untersuchung der kulturellen Veränderungen, die sich durch Reisen in entfernte Sonnensystemen entwickelt hatten, sowie Runningwaters Enge Horizonte, eine Geschichte über den Niedergang und das Ende organisierter Religionen. Dazu noch ein paar Romane und Essays. Und natürlich las sie ausgiebig Werke, die sich mit ihrem Fachgebiet beschäftigten.
    Während der ersten Tage ihrer Reise spielten sie nach dem Mittagessen häufig Schach, doch Solly gewann jedes Mal, und so gaben sie das Schachspielen auf und wandten sich dem Poker mit drei oder vier virtuellen Gegnern zu. Außerdem nahmen sie an virtuellen Seminaren mit Julius Cäsar, Isaac Newton, Mikel Kashvady und andere historischen Persönlichkeiten teil. Einer der Höhepunkte der ersten Wochen war, als sie Henry Mencken und Martin Luther dabei zuhörten, wie sie miteinander diskutierten.
    Am sechsten Tag versuchten sie ein interaktives Spiel von Veronika King, das Lachende Genie. Kim mochte die Werke von Veronika King inzwischen sehr, weil in ihnen weit mehr steckte als nur eine Detektivgeschichte. Es ging um das Lösen von Rätseln, bei denen Verbrechen nicht ausschließlich die Hauptrolle spielten. Wenn ein Opfer starb, dann unausweichlich in einem von innen verschlossenen Zimmer oder unter der wachsamen Beobachtung eines Sicherheitssystems, das keinen Eindringling entdecken konnte.

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