Spuren im Nichts
mir beim besten Willen nicht denken, dass auch nur einer eurer Experten imstande ist, den Mund zu halten.«
»Solly, ich weiß nicht, was wir sonst tun könnten. Ich habe daran gedacht, mit Woodbridge zu reden …«
»Nein. Dein Gefühl, was Woodbridge betrifft, ist durchaus richtig. Wenn du ihm die Valiant gibst, siehst du sie nie wieder.«
»Und was soll ich deiner Meinung nach machen?«
»Wie willst du denn etwas planen, bevor du weißt, was dort draußen beim Alnitak geschehen ist?«
»Du meinst wieder einmal die Logbücher.«
»Richtig.«
»Ich weiß immer noch nicht, wo sie sind, Solly.«
»Wer könnte es denn wissen? Irgendjemand muss es doch wissen.«
»Ja.« Sie blickte ihm in die Augen. »Mir fällt nur eine Person ein, die dafür in Frage kommt.«
Zu Matts Missbehagen nahm Kim die Valiant wieder in Beschlag, als sie nach Seabright zurückgekehrt waren. Sie gestattete ihm, das Schiff zu halten, während sie im Zug saßen, und die Kiste auf dem Weg zur Capital University zu tragen. Dort überredete sie ein paar Freunde, sie ins Labor zu lassen, und fertigte einen vollständigen Satz von Virtuals des Mikroschiffs an, aus jeder Perspektive, einschließlich des Innenraums. Dann benutzte sie ein öffentliches Telefon, um unter dem Namen Kay Braddock ein Postfach in Marathon anzumieten. »Ich weiß nicht, wer meine Post holen wird«, sagte sie zu dem Beamten und bat um eine ID-Nummer. Dann setzte sie das Mikroschiff in eine gepolsterte Versandkiste und schickte sie zu ihrem Postfach.
Am nächsten Morgen meldete sie sich zur Arbeit und erhielt den Auftrag, für Paragon Media eine Reihe von Artikeln über die Aktivitäten des Instituts zu schreiben. Den ganzen Tag über kam Matt immer wieder zu ihr. War die Valiant unbeschadet angekommen? Er nannte das Mikroschiff ›den Nippes‹ und wollte wissen, wo es war, ob jemand ein Auge darauf hatte und was sie als Nächstes plante.
Alles war in bester Ordnung, versicherte sie ihm, und die Valiant war in einem sicheren Versteck, wo niemand sie finden konnte. Niemals. Das war vielleicht übertrieben, doch es schien den gewünschten Effekt zu zeigen und ihn sowohl zu beruhigen als auch zu verwirren. Angenommen, dir passiert etwas, Kim? Was dann?
Sie zuckte die Schultern. »Ich passe eben auf.«
Matt nannte Namen, Leute, die seiner Meinung nach am Projekt mitarbeiten sollten. Sie nahm die Liste und versprach, sich wieder bei ihm zu melden.
Was ihre Pläne anging – Kim würde einmal mehr das Gesetz brechen. Sie seufzte bei dem Gedanken, was aus der einstigen ehrbaren und anständigen jungen Frau geworden war, die anlässlich der ersten von Menschen ausgelösten Nova vor einem Weltpublikum gesprochen hatte. Ob er Lust hatte, ihr zu helfen?
»Nein, das werde ich nicht tun. Und ich denke, du solltest das lieber vergessen. Was auch immer du vorhast.« Er blickte sie missbilligend an. »Nein, sag mir nichts«, fuhr er fort. »Ich will nichts davon wissen.«
Am Nachmittag ging sie in einen Elektronikladen in der Seabright Place Mall. »Ich brauche ein Abhörgerät«, sagte sie dem automatischen Verkäufer. Es war ein Standardwerkzeug in den Büchern von Veronika King.
»Tut mir wirklich sehr Leid, Ma’am«, antwortete der Automat. »Aber so etwas führen wir nicht.«
»Wissen Sie vielleicht, wo ich es bekommen könnte?«, fragte Kim.
»Nein, leider nicht. Sie sind illegal. Verkäuflich nur an Behörden und Einrichtungen der Exekutive.«
Sie versuchte es bei einem Polizeiausrüster, wo es Uniformen der verschiedensten Moden gab, eine ganze Reihe nicht-tödlicher Waffen und alles nur Denkbare an Kommunikationsausrüstung. Sie fand einen Mikrotransmitter und begann ein beiläufiges Gespräch über Abhörgeräte, doch der Verkäufer informierte sie, dass sie nicht an Jedermann verkauft werden durften. Man musste ein Formular ausfüllen und benötigte eine Genehmigung.
Das Institut unterstützte ein Elektroniklabor beim Hastings College, etwa vierzig Kilometer außerhalb von Seabright. Es wurde geleitet von Chad Beamer, einem guten Bekannten von Kim, der sie außerdem mochte.
»Es könnte mich meinen Job kosten«, sagte Beamer, nachdem sie ihm erzählt hatte, wonach sie suchte.
»Ich verrate es niemandem, großes Ehrenwort«, sagte sie.
Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. Beamer hatte einen Ruf als Herzensbrecher, wahrscheinlich wohlverdient. Aber er war auch ein verdammt guter Techniker. »Wofür brauchst du es?«
»Ich will dich nicht
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