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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Werkzeugschuppen mit einer Leiter darin. Das war eine gute Nachricht; Kim hatte damit gerechnet, auf einen Baum klettern zu müssen, um sich Zutritt zu verschaffen.
    Die Märsche waren anstrengend gewesen. Trotz der modernen Medizin war sie noch nicht wieder völlig genesen, und sie wusste, dass ihre Ärzte wütend mit ihr geschimpft hätten, wenn sie gewusst hätten, was sie tat.
    Zu Hause arbeitete sie mit Shepard an einem virtuellen Anwalt, der zugleich glaubwürdig und eindringlich war.
    Das Modell war von Aquilla Selby abgeleitet, dem berühmten Strafverteidiger des letzten Jahrhunderts. Selby war kein Anhänger schwerer Bestrafungen gewesen und hatte sich darauf spezialisiert, die Wehrlosen zu verteidigen. Er hatte eine große Zahl von Mördern und Sadisten vor der Todesstrafe bewahrt und in einigen Fällen sogar einen Freispruch erwirkt.
    Selby hatte sein Alter nie verborgen, sondern den Alterungsprozess im Gegenteil kultiviert. Er hatte graue Haare und eine gefurchte Stirn besessen und die Form würdevoller Reife ausgestrahlt, die vor Gericht so viel zählte, und das, obwohl er körperlich ein gesunder Dreißigjähriger gewesen war.
    Kim veränderte seine Erscheinung ein wenig, gab ihm braune statt blaue Augen, schnitt ihm die Haare entsprechend der heutigen Mode, rasierte ihm den Bart ab und machte ihn ein wenig schlanker. Sie straffte seine Gesichtszüge und gab ihm hohe Wangenknochen und eine schmale Nase.
    »Was sagst du?«, fragte sie Shepard, als das fertige Produkt vor ihr stand.
    »Er sieht gut aus«, antwortete die KI. »Ich würde jedenfalls auf ihn hören.«
    Nachdem das äußere Erscheinungsbild stand, bearbeitete sie seine Stimme. Sie eliminierte den deutlichen Akzent von Terminal City und die für die heutige Zeit zu schwülstige Ausdrucksweise. Dann fügte sie ein wenig Rauheit hinzu und veränderte die Sprechgeschwindigkeit. Als sie fertig war, klang er wie ein zeitgenössischer Bewohner von Greenways Ruby Archipelago.
    Als Nächstes kümmerte sie sich um ihre Ausrüstung. In dem Paket mit dem Mikrotransmitter befand sich außerdem ein Empfänger sowie eine Flexantenne für Langstreckenübertragung.
    Sie mietete einmal mehr einen Flieger und befestigte die Antenne auf der Kanzel, bevor sie zu Bett ging und sich gründlich ausschlief.
     
    Am nächsten Morgen meldete sich Chad. »Alles ist bereit«, sagte er.
    Sie flog am Nachmittag zu ihm und nahm ihr Päckchen in Empfang.
    »Vergiss nicht«, ermahnte er sie, nachdem er ihr gezeigt hatte, wie das Gerät arbeitete, »falls du in Schwierigkeiten gerätst – ich weiß von nichts.«
    Sie versprach ihm, dass sie selbst unter Folter nichts ausplaudern würde.
    Am Abend landete sie einen Kilometer von Toras Haus entfernt und ging den Rest der Strecke zu Fuß. Die Lichter brannten, als sie eintraf, und sie sah Bewegung im Innern des Hauses. Tora hatte Besuch. Mehrere Personen, wie es aussah. Draußen auf dem Landeplatz standen drei Flieger.
    Kim wusste, dass der schlanke orange-schwarze Kondor der Archäologin selbst gehörte. Sie beobachtete das Haus einige Minuten, bis sie sicher war, dass sich niemand draußen aufhielt. Dann umrundete sie das Anwesen und befestigte den Mikrotransmitter mit Klebeband an einer Wasserleitung, die in einen Brunnen führte. Als sie zufrieden war, zog sie sich in den Wald zurück und schaltete ihren Empfänger ein. Das Signal kam laut und deutlich durch.

 
27
     
     
    Kein Schatz sollte als sicher vor Dieben erachtet werden, solange auch nur eine andere Person weiß, wo er liegt.
    - Aus den Notizen von COLIN COLIN, 2440 A.Z.
     
    Am nächsten Tag stand Kim in aller Frühe auf. Sie nahm ein leichtes Frühstück zu sich und verwandelte ihr Äußeres in das eines attraktiven jungen Mannes einschließlich Schnurrbart, den sie persönlich sehr schick fand. Dann flog sie mit ihrem gemieteten Flieger zu Tora Kanes Haus. Sie hatte die Zeit so abgepasst, dass sie über dem Grundstück war, als die Archäologin aus der Tür trat. Sie hielt eine Tasse in der Hand und eine Ledertasche unter dem Arm, als sie in den Flieger stieg und davon flog.
    Kim verfolgte ihren Flug, bis sie an der Grabungsstelle gelandet war. Dann landete sie nahebei auf einer Lichtung, denn sie wollte nicht, dass Kanes Haus-KI den Flieger möglicherweise später identifizieren konnte. Es gab nur wenige Häuser in der Gegend, und keins davon in Sichtweite. Niemand schien unterwegs zu sein.
    Sie konnte nicht wissen, ob es ein Sicherheitssystem gab, das sie bei

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