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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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geschlafen hatte, schreckte hoch, erblickte Kim und grüßte. Sie erwiderte seinen Gruß, stieg in den Sattel und ritt zur Stadt zurück.
    Sie ritt langsam. Es war ein angenehmer, sonniger Frühlingstag, doch Kim war viel zu sehr mit ihrer Umgebung beschäftigt, bereit, beim ersten Anzeichen von Gefahr loszupreschen. Der Wald machte sie verletzlich, und im Nachhinein wurde ihr bewusst, dass die Entscheidung, ein Pferd statt einem Taxi zu benutzen, nicht gerade eine gute Idee gewesen war.
    Doch niemand tauchte auf, und Kim kehrte sicher zum Stall zurück. Sie nahm ihr Paket und ging damit zum Bahnhof, wo sie sich auf eine Bank setzte und auf die Ankunft des Zugs nach Terminal City wartete.
    Außer ihr waren nur ein paar andere Personen auf dem Bahnsteig: zwei Familien mit Kindern, ein paar Leute in Skikleidung, die offensichtlich in die Berge wollten, und zwei Männer, die aussahen wie Geschäftsreisende.
    Der Zug nach Terminal City kam durch eine lang gestreckte Kurve dicht über den Baumwipfeln von Osten her. Er bewegte sich bei niedrigen Geschwindigkeiten beinahe lautlos, und die Aussicht war durch das Dach des Stationsgebäudes blockiert, daher gab es keinerlei vorzeitige Anzeichen, wenn er einfuhr. Er tauchte einfach hinter der Biegung auf, glitt in den Bahnhof und sank zu Boden. Ein paar Passagiere stiegen aus, und die Leute, die auf dem Bahnsteig gewartet hatten, stiegen in die Waggons. Kim nahm ihr Paket unter den Arm und folgte ihnen.
    Der Zug war halb leer. Sie fand ein Abteil für sich allein, schloss die Glastür und setzte sich. Der Zug fuhr an, glitt aus dem Bahnhof und wurde immer schneller. Dann verlangsamte er sein Tempo wieder, als er ein paar Bergrücken westlich von Marathon überquerte, bevor er schließlich auf Höchstgeschwindigkeit ging.
    Flüsse und Seen jagten vorbei. Es gab keinen Halt mehr bis Marseille in einer Entfernung von hundertfünfzig Kilometern, was nicht daran lag, dass es unterwegs nur Wildnis gegeben hätte. Die Geschwindigkeit des Zuges verlangte, dass er weitab von besiedelten Gebieten verkehrte.
    Kim packte die Kiste mit der Valiant aus, öffnete den Deckel und spähte hinein. Ihr stockte der Atem. Im Innern ruhte ein Modellraumschiff, aber es war nicht die Valiant. Sie starrte auf den Aufkleber. Es war der Gleiche, den sie in Eagle Point beschriftet hatte.
    Ihr Herz begann zu hämmern. Sie nahm das Modell aus der Kiste. Es war Markis Kanes 376.
    Woodbridge besaß einen schrägen Sinn für Humor, so viel stand fest.
    Sie hörte eine Bewegung draußen auf dem Gang, dann wurde die Abteiltür aufgeschoben, und ein blonder Mann in einer pechschwarzen Jacke trat ein, blickte sie an und setzte sich ihr gegenüber. Sie erkannte einen der Passagiere in ihm, die mit ihr in Marathon eingestiegen waren.
    Sie schloss die Kiste wieder. Die Landschaft draußen vor den Fenstern war verschwommen; in der Ferne glitten majestätisch Berge vorbei.
    »Stimmt etwas nicht, Dr. Brandywine?«, erkundigte sich der Fremde.
    Sie blickte ihn nicht an. »Das wissen Sie doch ganz genau.«
    Er schwieg minutenlang. Dann zeigte er ihr seine ID. Sie achtete nicht auf den Namen, doch sie las die Worte NATIONAL BUREAU OF COMPLIANCE.
    »Darf ich Sie bitten, mit mir zu kommen?«, fragte er freundlich.
    »Wohin?«
    »Bitte sehr.« Er stand auf und öffnete die Tür für sie.
    Sie trat an ihm vorbei auf den Gang.
    »Nach rechts, Dr. Brandywine«, sagte er.
    Sie ging vor ihm her in den nächsten Waggon und blieb auf seine Anweisung hin vor einem geschlossenen Abteil stehen. Die Vorhänge waren vor die Fenster gezogen. Der blonde Mann klopfte. Die Tür wurde geöffnet, und er trat zur Seite.
    Kim blickte ins Innere des Abteils und sah Canon Woodbridge. Und die Valiant. Sie ruhte auf dem Sitz neben ihm, verdeckt durch ein darüber geworfenes Laken, doch Kim erkannte die Form des kleinen Schiffs.
    »Bitte kommen Sie doch herein, Kim«, sagte Woodbridge und lud sie ein zu sitzen. »Es tut mir sehr Leid, dass wir uns unter diesen Umständen begegnen. Ich weiß, wie hart es für Sie gewesen sein muss.« Hinter ihr schloss sich leise die Tür.
    »Hallo, Canon.« Sie lächelte schwach. »Ich habe nicht damit gerechnet, Sie hier zu treffen.«
    »Nein. Das glaube ich.« Er blickte neben sich zur Valiant. »Verraten Sie mir eines«, sagte er. »Ist das wirklich ein Raumschiff?«
    Sie tat, als wäre sie überrascht. Es fiel ihr schwer, seinem durchdringenden Blick standzuhalten. »Ich weiß gar nicht, wovon Sie

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