Spuren im Nichts
persönlich nimmst.«
Sie wusste, was kommen würde. »Keine Sorge, Solly.«
»Es wäre besser, wenn du mich nicht mehr rufen würdest. Für eine Weile jedenfalls, bis du dein Leben wieder im Griff hast.«
Sie starrte ihn an. Sein Bild verschwamm. »Solly, ich ertrage es nicht, ohne dich zu sein.«
»Ich weiß.«
»Nein, weißt du nicht! Du hast so etwas noch nie durchgemacht!«
»Kim, du warst das Beste, was mir im Leben widerfahren ist. Und ich würde die Reise zum Alnitak gegen nichts auf der Welt eintauschen. Sie war den Preis wert.«
Er wurde immer undeutlicher und verblasste nach und nach. Als er nicht mehr zu sehen war, stand sie auf, um ins Schlafzimmer zu gehen. An der Treppe blieb sie noch einmal stehen. »Shepard?«
»Ja, Kim?«
»Woher wusstest du eigentlich, was an Bord der Hammersmith passiert ist?«
Die KI antwortete nicht.
Zwei Tage später rief Matt bei ihr an und berichtete, dass er Fortschritte mit der Alnitak-Mission machte und optimistisch war. Sie erkundigte sich, ob sie irgendetwas tun konnte.
»Halt dich nur aus allem raus«, antwortete er.
Es war Nachmittag. Sie war gerade nach Hause gekommen, nachdem sie bei einem Mittagessen vor der Literarischen Gesellschaft von Seabright gesprochen hatte. Regen prasselte herunter. In dieser Jahreszeit kamen jeden Nachmittag Stürme und Gewitter auf, immer kurz vor drei und so pünktlich wie die Maglev-Züge. Kim lag auf ihrem Sofa, lauschte dem Trommeln des Regens und dachte an die Valiant, als sich Shepard meldete. »Kim«, sagte er. »Tora Kane ist in der Leitung. Sie möchte mit dir reden. Sie sagt, dass es dringend wäre.«
Kim blickte sich in ihrem Wohnzimmer um. Es war nicht besonders aufgeräumt. »Stell sie durch, Shep. Nur Audio.« Es klickte, und sie fragte: »Hallo, Tora. Was kann ich für Sie tun?«
»Kim, ich bin zu Hause. Könnten Sie vorbeikommen? Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
»Sicher. Worum geht’s?«
»Nicht über eine ungesicherte Verbindung. Ich sage es Ihnen, sobald Sie hier sind. Bitte beeilen Sie sich.«
Also redeten sie sich inzwischen mit Vornamen an. Verwirrt rief Kim einen Flieger herbei. Zehn Minuten später befand sie sich in der Luft und auf dem Weg nach Norden. Regen prasselte auf den Flieger, und der Wind schüttelte die Maschine kräftig durch. Doch als Tora Kanes Haus in Sicht kam, ließ der Sturm wieder nach. Das Taxi sank auf den Landeplatz hinunter, und Kim stieg aus, nachdem sie die KI instruiert hatte, auf sie zu warten. Sie stapfte durch die Pfützen und stieg die Treppe zur Veranda hoch.
»Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sich Toras Haus-KI.
»Dr. Kane bat mich vorbeizukommen.«
»Es tut mir Leid, aber Dr. Kane ist nicht zu Hause.«
»Das kann nicht sein. Bist du sicher?«
»Dr. Kane befindet sich außer Haus. Ich nehme gerne eine Nachricht für sie entgegen, falls Sie es wünschen, Ma’am.«
Kim starrte die Eingangstür an. Nichts rührte sich im Haus.
Sie zog ihren Kommlink aus der Tasche, suchte Kanes Nummer und rief die Archäologin an. Es klingelte zweimal.
»Kane?«
»Tora, hier ist Kim Brandywine.«
»Hallo, Brandywine. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin bei Ihnen zu Hause. Sie hatten mich gebeten vorbeizukommen?«
»Sie sind wo?«
»Bei Ihnen zu Hause. Vor Ihrer Haustür.«
»Was machen Sie bei mir zu Hause? Ich weiß nichts von einer Bitte. Wer hat Sie angerufen?«
»Vergessen Sie’s«, sagte Kim und unterbrach die Verbindung. Sie stellte eine Verbindung zu Shepard her, doch ihre KI antwortete nicht.
Das sah nicht gut aus. Rasch ging sie zum Taxi und flog zurück nach Hause.
Zwei Stunden später betrat sie Matts Büro. Er blickte überrascht von seinem Schreibtisch auf und erschrak, als er ihr Aussehen bemerkte. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
Sie schloss hinter sich die Tür und setzte sich. »Irgendjemand hat Shep manipuliert.«
»Oh. Was haben sie gefunden?«
»Ich schätze, alles.«
»Die Kane-Disk?«
»Die auch.«
Er blickte sich in seinem Büro um, als fragte er sich plötzlich, ob es noch sicher war. »Warum? Wer sollte so etwas tun?«
»Mir fällt nur eine Person ein.«
»Woodbridge.«
»Exakt.«
»Und was meinst du mit ›alles‹? Wissen sie, was wir heute Morgen besprochen haben?«
»Das lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Shep hat das Gespräch nicht geführt, aber vielleicht wurden wir abgehört.«
Matt nickte langsam. »Und was haben sie bekommen, das sie nicht schon längst wussten?«
»Die
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