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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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schienen, stieß sie sich vom Boden ab und tauchte wieder auf.

 
13
     
     
    Ich glaube nicht, dass man jemals die Wahrheit erfahren wird, und ich verachte die geschriebene Geschichte.
    GEORGE A. MEADE, 1871 A.Z.
     
    Geschichte ist Unsinn.
    HENRY FORD zugeschrieben, ca. 1915 A.Z.
     
    Es war verdammt knapp, für beide.
    Als die Luftrettung endlich bei Solly eintraf, fand sie ihn an einem Gitter im Druckrohr des Kraftwerks, wo er von der Strömung festgenagelt worden war.
    Er hatte fast vier Stunden dort festgesessen.
    Und er war alles andere als glücklich.
    Trotzdem waren er und Kim früh am nächsten Morgen wieder am Schauplatz des Geschehens, als die Polizei einen mumifizierten Leichnam barg. Er war in einen Plastiksack eingeschweißt.
    Die Bergungsoperation wurde von einem großen, dunkelhäutigen, dunkelhaarigen Beamten geleitet, der sich als Inspector Chepanga vorstellte. »Erzählen Sie mir, was Sie darüber wissen«, verlangte er.
    Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover, und sein Bart war penibel sauber getrimmt. Er betrachtete Kim mit einer resignierten Haltung, die vermuten ließ, dass er mit schöner Regelmäßigkeit Leichen aus dem Severin geborgen hatte. In einem Zeitalter allgemeinen Wohlstands und Respekts vor dem Gesetz mochte es tatsächlich alle paar Jahre einen solchen Fall geben.
    »Es ist Yoshi Amara«, sagte Kim. Solly versuchte ihr zu signalisieren, dass sie den Mund halten sollte, doch sie sah keinen Sinn darin. Es gab keinen Grund, Tripley zu schützen oder die Untersuchungen zu behindern, die jetzt ohne Zweifel wieder aufgenommen werden würden.
    »Woher wissen Sie das? Woher wussten Sie, dass sie hier im Wasser lag?«
    Kim berichtete von dem Haftschuh und dem Gold und wie sie die Suche geführt hatten.
    Chepanga lauschte, nickte hin und wieder und runzelte mehrfach die Stirn. Zu guter Letzt sah er zu Solly hinüber, als hätte er zumindest von ihm mehr Verstand erwartet. »Sie beide haben verdammtes Glück, dass Sie noch am Leben sind«, brummte er missmutig, als wäre es ihm wenigstens genauso recht gewesen, wenn Kim ihm kein neues Problem serviert hätte.
    Der Leichnam war mit Steinen versenkt worden. Es war nicht mehr viel davon übrig, bis auf Zähne und Knochen. Und ein goldenes Halsband und ein Armband.
    »Tripleys Villa?«, fragte Chepanga.
    »Ja.«
    Er starrte auf den Fluss hinaus. »Die Spur ist schon verdammt lange kalt.«
     
    Solly und Kim feierten ihre Rettung aus dem Severin, indem sie im teuersten Restaurant aßen, das sie finden konnten. Sie tranken auf ihren Mut und ihr Glück, und Kim lehnte sich zurück, um den Augenblick zu genießen. Sie versicherte ihm, dass er sich heldenhaft geschlagen hatte, selbst wenn die Rettung nicht gelaufen war wie geplant. Sie war tief berührt von seinem neuerlichen Beweis, dass er für sie sein Leben aufs Spiel zu setzen bereit war.
    Solly hingegen nutzte die erste sich bietende Gelegenheit, um über ihren Leichtsinn zu schimpfen. Sie gestand kleinlaut, dass sie sich wohl nicht sonderlich vernünftig verhalten hatte. Es war schon beinahe wieder charmant, wie er darauf beharrte, dass sie beim nächsten Mal zur Abwechslung erst einmal auf ihn hören sollte, bevor sie sich in Dummheiten stürzte. Sie lächelte und drückte seine Hand und füllte sein Glas aus der Karaffe nach. Solly blickte sie mit allem Ernst an, den er aufbringen konnte. Er war auf seine Weise der liebste Mensch, den sie kannte. Vielleicht nicht ganz so charmant wie Mike Plymouth, aber dafür einzigartig.
    Gegen Ende des Essens rief einer von Chepangas Assistenten an und bestätigte, dass es sich bei der Leiche um Yoshi Amara handelte.
    Hinterher kehrten sie in ihr Hotel zurück, und Kim versuchte Sheyel anzurufen. Die Verbindung war nicht besonders gut, es gab irgendwo Schwierigkeiten mit der Leitung. Als das Bild ihres alten Lehrers schließlich auf dem Schirm erschien, war es verschwommen und farblos. Er schien um die Schultern herum zu zerfließen und wirkte immer wieder sekundenlang völlig transparent. Dazu noch seine düstere Stimmung – das Resultat war beinahe geisterhaft.
    »Es tut mir wirklich sehr Leid, Sheyel«, sagte Kim, und die Worte erschienen ihr unpassend, auch wenn das Opfer seit beinahe drei Jahrzehnten tot war.
    »Ermordet?«, fragte er.
    »Die Polizei untersucht den Leichnam. Aber ja, ich würde sagen, wir können von Mord ausgehen.« Kim berichtete ihm die wenigen Einzelheiten, die ihr bekannt waren.
    »In einem Fluss«, sagte der alte

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