Spuren im Nichts
mit denen der anderen Brandywine vergleichen.«
Er betrachtete sie für einen langen Augenblick. »Ich frage mich«, sagte er dann unvermittelt, »ob es dort draußen irgendwo einen Ort gibt, an dem wir ein Liebespaar sind?«
Die Worte sprudelten aus ihm hervor, als müsse er sie loswerden, bevor irgendeine Macht ihm die Sprache raubte. Hinterher blickte er sie verlegen an, und sie wusste, dass er es am liebsten ungeschehen gemacht hätte, wenn das möglich gewesen wäre.
Sie nahm seine Hand und suchte nach Worten. Zwischen ihnen hatte es immer ein unausgesprochenes Einvernehmen gegeben, eine Distanz, geschaffen aus dem beiderseitigen Wunsch, ihre langjährige Freundschaft nicht wegen einer sexuellen Begegnung aufs Spiel zu setzen. Er war das Einzige, was sie als Familie besaß, und sie wollte ihn auf keinen Fall verlieren. »Ich hoffe es«, sagte sie vorsichtig lächelnd, aber in unverbindlichem Ton.
Während Solly beim Empfang anrief und Tickets für den Snowhawk bestellte, nahm Kim vor dem Monitor Platz und ging einmal mehr die Logbücher der Hunter durch.
Emily und Kane.
Ich liebe dich, sagten die früheren Unterhaltungen, in beiderseitiger Übereinstimmung. Es war überhaupt kein Zweifel möglich.
Und dann: »Es war wie immer angenehm, Zeit in deiner Gesellschaft zu verbringen, Markis.«
Die nicht-verbalen Verhaltensweisen waren beinahe professionell korrekt. Keinerlei Hinweis auf eine sexuelle Spannung, keine Berührungen, kein sehnsüchtiges Lächeln. Nichts. Selbst die Stimmen klangen freundlich, aber unverbindlich. Könntest du mir bitte den Kaffee geben?
»Es stimmt vorne und hinten nicht«, sagte sie laut.
»Wenn du es herausgefunden hast«, sagte Solly, während er sich von dem Sofa erhob, auf dem er gelegen hatte, und ausgiebig streckte, »lass es mich wissen. Wir sehen uns morgen früh.«
Kim teilte den Schirm einmal mehr, Kane und Emily zu Beginn der Mission auf der einen Seite, Kane und Emily beim Abschied auf der anderen. Sie ließ beide Sequenzen in normaler Geschwindigkeit ablaufen, dann spulte sie zurück und ließ sie erneut laufen, in Zeitlupe. Und dann sah sie es.
Mein Gott.
Sie spulte zurück und sah erneut hin. Es gab überhaupt keinen Zweifel.
»Solly!«
Sie klopfte an seine Tür.
Er kam seufzend hervor, schlang seinen Morgenmantel um sich und hatte einen Ausdruck unendlicher Geduld im Gesicht. »Was denn nun schon wieder, Kim?«, hauchte er.
Sie schaltete den Ton ab und zeigte ihm die Aufnahmen. »Achte auf die Sitze«, sagte sie.
Er setzte sich auf das Sofa. Eine kleine Tischlampe brannte neben ihm. »Worauf soll ich achten?«
Auf der linken Seite, wo die frühere Unterhaltung zu sehen war, kam das Gespräch zu einem Ende, und Emily verlagerte ihr Gewicht, um sich zu erheben. Kim hielt die Aufzeichnung an.
Auf der rechten Seite des Schirms verstummte das Gespräch ebenfalls. Auch hier machte Emily Anstalten aufzustehen. Kim startete die Sequenz erneut, beide Aufnahmen in Zeitlupe, beide synchron. Auf beiden Schirmhälften öffnete Emily mit einer graziösen Bewegung der linken Hand die Sicherheitsgurte und schob mit der anderen Hand die Armlehne nach hinten.
Kim betätigte die Pause-Taste. »Kannst du es sehen?«, fragte sie.
»Ich geb’s auf«, antwortete Solly.
»Sieh dir den Sitz an.« Das Polymodgewebe der ersten Sequenz zeigte den unverkennbaren Abdruck eines menschlichen Hinterns. Auf dem rechten Schirm war es völlig glatt.
»Das ist eigenartig«, sagte Solly.
Sie ließen andere Ausschnitte laufen. Wann immer irgendjemand vom rechten Sitz aufstand, war sein Körperabdruck noch eine Weile deutlich zu sehen, bevor sich das Gewebe nach und nach wieder straffte.
Bei jedem mit Ausnahme von Emily. Emily während des Rückflugs.
Vor dem Zwischenfall, auf dem Weg nach draußen, hinterließ auch sie einen Abdruck. Kim spielte die erste Unterhaltung auf der Rückreise ab:
»Man kann schließlich nicht erwarten, gleich zu Beginn Glück zu haben«, sagte Markis Kane. »Wir müssen uns in Geduld üben.«
»Wir haben uns in Geduld geübt.«
Emily saß noch ein paar Minuten schweigend da. Dann schnallte sie sich los. »Ich muss gehen.«
Kane nickte, während sie sich erhob.
Kim hielt die Aufnahme an.
Kein Abdruck im Sitz.
»Sag mir, was ich davon halten soll, Solly. Du bist doch gut in so etwas.«
Er kratzte sich am Kopf. »Ich würde sagen, auf dem Rückflug betrachten wir eine virtuelle Emily.«
»Also sind die Logbücher gefälscht.«
Solly atmete tief
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