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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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musst du hier bleiben.«
    »Wieso denn das?«
    Das Zielgebiet lag nur ein paar Meter von dem Betonbrocken entfernt. Wirklich nicht schlecht. Sie hielt einen Haltestrick hoch. »Wenn du ins Wasser gehst und Probleme bekommst, kann ich dich bestimmt nicht rausziehen. Wir brauchen deine Muskelkraft hier.«
    Seine Augen durchbohrten sie. »Das ist vielleicht ein blödes Argument.«
    »Wieso? Außerdem, es ist mein Projekt. Und Solly – ich werde mich ein ganzes Stück sicherer fühlen, wenn ich weiß, dass du hier oben bist und mir helfen kannst, wenn es sein muss, anstatt dort unten. Ich bin hier oben überhaupt nichts wert, wenn dir etwas passiert.«
    Er starrte sie an und sah, wie sie langsam wütend wurde. Weil sie Recht hatte, und er wusste es. Sie nahm ihren Taucheranzug aus dem Heck des Fliegers. »Sehen wir zu, dass wir es hinter uns bringen.«
    »Die Sache gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Zwei eiserne Streben ragten aus dem Beton. »Beruhige dich«, sagte sie und befestigte den Strick an einer der Streben. Das andere Ende schlang sie sich um den Leib. »Wenn irgendetwas schief geht, kannst du mich jederzeit rausziehen.«
    Die Diskussion ging noch ein paar Minuten weiter, bevor Solly nachgab. Sie blickte hinaus auf den vorbeirauschenden Fluss, und während die Wellen über den untergetauchten Teil des Betonbrockens schwappten, überlegte sie kurz, ob die Idee tatsächlich so gut war oder ob sie nicht lieber hätten warten sollen und vielleicht ein Taucherteam zusammenstellen. Sie wollte gerade einen Rückzieher machen, als Solly kopfschüttelnd den Sender ins Wasser tauchte und sie anfunkelte. »Ich bin immer noch dagegen«, brummte er.
    »Es ist doch keine große Sache.«
    Er schnitt eine Grimasse, offensichtlich hatte er ihre Worte nicht verstanden, doch sie zuckte nur die Schultern und sprach in ihre Atemmaske. »Es ist bestimmt nicht mehr so schlimm, wenn ich erst ein paar Meter unter der Oberfläche bin.«
    Er nickte und formte mit den Lippen das Wort dumm.
    Sie zog ihre Flossen an, verband die Antriebsjets mit ihrem Gürtel, streifte eine Lampe über das Handgelenk und zog den Konverter über die Schultern.
    Er musterte sie gequält. »Viel Glück.«
    Sie lächelte ihm beruhigend zu, zog die Atemmaske über und glitt ins Wasser. »So schlimm ist es gar nicht«, sagte sie.
    »Der Betonbrocken bricht die Strömung. Warte nur, bis du weiter draußen bist.«
    Sie tauchte unter, hörte, wie der Konverter sich einschaltete und begann, Sauerstoff aus dem Wasser zu extrahieren. Gegenläufige Strömungen zerrten an ihr, trugen sie erst in diese, dann in jene Richtung. Sie überprüfte das Funkgerät. Solly antwortete. Sie schaltete den Scheinwerfer ein und ging tiefer, während sie sich an der glatten Oberfläche des Betonbrockens entlang tastete. Das Wasser war trübe, und sie sah kaum die Hand vor Augen. Sie sank weiter und weiter, bis sie am Grund angekommen war. Der felsige Boden war von einer dicken Schlammschicht bedeckt.
    »Geradeaus«, kam Sollys Stimme aus dem Empfänger. »Ungefähr zwölf Meter, würde ich sagen.«
    Zuerst war das Wasser relativ ruhig. Kim entfernte sich von der Wand und bemühte sich, den Kontakt zum Untergrund nicht zu verlieren. Sie arbeitete sich an großen Trümmern vorbei, versunkenen Bäumen, Maschinenwracks und Betonruinen. Die Wasserströmung zerrte sie mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung, dann drückte sie von oben herab, bis Kim schließlich jeden Richtungssinn verloren hatte.
    Es war nicht schlimm, solange Solly sowohl sie als auch das Zielsignal auf seinem Schirm sah. »Du weichst nach rechts ab«, sagte er.
    Die Strömung wurde unablässig stärker. Sie musste die Jets benutzen, um den Abtrieb zu kompensieren. Es war ziemlich gefährlich, denn sie konnte nicht das Geringste sehen.
    »Du weichst erneut nach rechts ab. Noch acht Meter, genau vor dir.«
    Ein weiterer Schub aus den Jets trieb sie vorwärts. Der Fluss zerrte an ihr, versuchte, sie mit sich zu reißen. Sie fand Halt an einem Maschinengehäuse und wartete, bis sie wieder Luft bekam.
    »Kannst du da unten etwas sehen, Kim?«
    »Einen halben Meter.«
    »Gut. Du müsstest jetzt genau darüber sein.«
    Der Handscheinwerfer war ein trübes Leuchten. »Ich sehe gar nichts.«
    »Aber du bist genau da.«
    »Vielleicht ist es vergraben.«
    »Würde mich nicht überraschen. Warum kommst du nicht wieder hoch? Wir stellen ein Team mit der richtigen Ausrüstung zusammen und kommen morgen wieder hierher

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