Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
Vom Netzwerk:
sie eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt.
    Sie wanderten über den schmalen Weg durch dichten Wald an einer Lichtung vorbei. Nach hundert Metern bog Solvi Steen nach rechts ab und stapfte durch hohe Farnwedel.
    «Ist es hier nicht schön?» Plötzlich schaute sie sich im Weitergehen zu ihm um.
    Cato Isaksen gab keine Antwort. Er war soeben in eine Pfütze aus lauwarmem Moorwasser getreten. Hier drang die Sonne nie durch die dichten Blätter. Im Moor konnte wirklich alles und jedes ungestört verwesen.
    «Wer entscheidet, wo ihr spielt?», fragte er.
    Solvi Steen hielt an. Sie riss eine Hand voll Gras aus dem Boden.
    «Meistens Nils», sagte sie. «Aber wir alle machen Vorschläge. Vorgestern waren wir woanders, ganz unten an der schwedischen Grenze.»
    «Bist du mit André Hansen zusammen?», fragte Cato Isaksen.
    Sie war sichtlich überrascht. Woher konnte der Ermittler das wissen? «Wir sind einfach nur befreundet», sagte sie rasch.
    «Ach ja?»
    «Warum wollen Sie das wissen?» Solvi Steen betrachtete ihre schwarzen Fingernägel. Es war schwer, zu erzählen, was sie wirklich machten. Dass sie zusammen alles Mögliche erforschten. Dinge, von denen normale Menschen keine Ahnung hatten. Dass auch das eine Art von Liebe war, aber nicht diese Art von Liebe.
    Cato Isaksen ließ das Thema auf sich beruhen und gab ihr ein Zeichen weiterzugehen. Ein kleines Stück weiter sah er einen Bach, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Daneben verlief ein fast überwucherter Pfad. Fast hatten sie die Stelle erreicht, an der Roger und er sich in der Mittsommernacht versteckt hatten. Plötzlich kam ihm das vor wie ein Deja-vu-Erlebnis. Er hatte das starke Gefühl, dass jetzt gleich etwas passieren würde. Etwas, das mit Kathrines Verschwinden zu tun hatte. «Bleib bitte einen Moment stehen», sagte er. Solvi Steen fuhr zu ihm herum. In diesem Moment entdeckte er eine Frau, die über den Weg auf sie zukam. Aus einem Impuls heraus zog Cato Isaksen Solvi Steen mit sich in die hohen Farnwedel und hinter einige immergrüne Kiefernsträucher. Es war genau die Stelle, an der er und Roger sich einige Wochen zuvor versteckt hatten.
    Die Frau kam weiter auf sie zu. Durch die Zweige konnte er sie beobachten. Es war Helena Bjerke. Sie ging zielgerichtet und still an ihnen vorbei und steuerte dann den Parkplatz an. Jetzt fiel ihm ein, dass dort ein Auto gestanden hatte, als sie gekommen waren. Aber das hatte er nicht erkannt.
    «Das war Kathrines Mutter», sagte Solvi Steen und richtete sich auf. Sie schaute ihn verwundert an. «Was macht sie hier?»
    «Sie sucht ihre Tochter», sagte Cato Isaksen. Aber es kam ihm doch seltsam vor, dass sie die Suche fortsetzte, jetzt, nachdem die SMS eingetroffen war.
    Er hatte sich vor einigen Jahren schon einmal in einer sehr ähnlichen Landschaft aufgehalten. In Verbindung mit einem anderen Mordfall. Damals hatte eine Frau mehrere Männer umgebracht. Es war ein ungeheuer absurder Fall gewesen. Als er sie endlich durchschaut hatte, war es fast zu spät gewesen. Doch die Antwort hatte fast die ganze Zeit vor seiner Nase gelegen, nur hatte er in eine andere Richtung geschaut.
    Solvi Steen starrte den Ermittler an. Was war das für ein komischer Mensch! 
    Auf einer kleinen Lichtung zwischen drei hohen Bäumen jagte gerade ein Eichhörnchen seinen Schwanz durch einen Flecken aus Sonnenlicht. Im Licht tanzten Samenkörner und Staubteilchen. Plötzlich fiel Cato Isaksen wieder das Gefühl ein, das er in Brenda Moens Wohnung gehabt hatte. Die Sonne hatte sich im Dreieck über den Flickenteppich bei der Kommode gelegt, wo alle Bilder nebeneinander auf der staubigen Oberfläche standen. Es hing damit zusammen, wie der Staub dort gelegen hatte.
    Solvi Steen wartete ein Stück weiter weg ungeduldig auf ihn. Jetzt rief sie ihm etwas zu.
    «Wir gehen ein Stück weiter», sagte er und lief hinter ihr her.
    Solvi Steen fuhr sich ungeduldig durch die schwarzen Haare. Sie schaute kurz auf die Uhr und fragte, wie lang das wohl noch dauern werde. «Noch eine Weile», sagte Cato Isaksen. Er beschloss, sie bald nach der Sache mit dem Blut zu fragen.
    Plötzlich standen sie vor der kleinen Rodung im Unterholz.
    «Hier», sagte sie. «Hier spielen wir ab und zu.» Cato Isaksen ging an ihr vorbei auf den kleinen Platz hinaus. Er lief zu den rußigen Steinen, wo das kleine Feuer gebrannt hatte. Jetzt würde er sie nach dem Blut fragen.
    Sie wurde zuerst ernst, dann lächelte sie. «Haben Sie mich nur deshalb

Weitere Kostenlose Bücher