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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Beobachtung gemacht. Die Gewissheit ging dem Ermittler in all ihrer Entsetzlichkeit auf. Die Aluminiumform mit der Mahlzeit. Alf Boris Moen hielt Kathrine irgendwo gefangen. Lebte sie noch oder war es schon zu spät?
    Plötzlich fiel ihm etwas ein, das Solveig Wettergren gesagt hatte. Alf möchte auch kommen. Er will mit uns das Kronprinzenpaar vorbeifahren sehen.
    Rasch schaute er auf die Uhr. Es war zwei nach halb sechs Uhr. Konnte Alf Boris Moen im Grand Hotel sein?
    Cato Isaksen stürzte die Kellertreppe hoch, riss die Tür auf und sprang die Steintreppe hinunter. Auf dem Weg zum Auto fiel ihm auf, wie still es war. Kein Mensch war unterwegs. Alle aßen im Haus und schauten sich im Fernsehen die Hochzeit an. Das war gut so, denn Cato Isaksen wusste, dass er im Moment nicht gerade ein guter Fahrer war. Er jagte in Richtung Stadt. Als er sich der Innenstadt näherte, ging ihm plötzlich auf, dass die Straßen natürlich überall abgesperrt sein würden. Ihm blieb nur eins übrig, er setzte das Blaulicht auf das Dach und gab Gas. Er hoffte, dass das seine Wirkung tun würde.
    Er jagte den Bogstadvei hinab, bretterte bei Rot über eine Kreuzung und passierte das SAS-Hotel, um dann bei der Nationalgalerie wirklich eine Straßensperre zu erreichen. Der junge Beamte winkte ihn zur Seite und Cato Isaksen kurbelte das Fenster hinunter und zeigte seinen Dienstausweis. Er sagte, er müsse vorbei, es gehe um eine Schlägerei mit möglicherweise tödlichem Ausgang. Der Beamte sah ihn misstrauisch an, dann machte er sich an einem Walkie-Talkie zu schaffen. «Soviel Zeit haben wir nicht», sagte Cato Isaksen wütend. Der Beamte dachte kurz nach, dann öffnete er die Sperre und ließ ihn durch.
    Cato Isaksen jagte durch die leere Straße. Vor dem Buchladen Norli riss er den Wagen auf den Bürgersteig und hielt an. Er sprang heraus und nahm das Blaulicht vom Dach. Dann warf er es auf den Fahrersitz, knallte die Tür zu und rannte los.
    Er bog um die Ecke und lief über die Karl-Johan-Straße. Überall wimmelte es nur so von Leuten. Er drängte sich durch die Menschenmenge. Stieß eine alte Dame an, die fast aus dem Gleichgewicht geraten wäre. Jemand rief wütend hinter ihm her. Viele hatten sich kostümiert und trugen Pappkronen und vergoldete Plastikdiademe auf dem Kopf. Eine junge Frau in blauem Supermannkostüm schrie hinter ihm her. Ein kleines Kind im Matrosenanzug liess ihm sein Eis vor die Füße fallen. Cato Isaksen drängte sich an dem Kind vorbei und rannte weiter. Er kämpfte sich durch die Hauptstraße und der Zorn wütete in seinem Körper. Das Adrenalin brodelte nur so. Überall gab es Fanfaren und Flaggenburgen und Blumen. Die Leute riefen hurra und sangen und lachten. Endlich hatte er das Grand Hotel erreicht. Er steuerte die Drehtür an, aber ein mürrischer Portier in grüner Livree hielt ihn auf. Cato Isaksen zeigte seinen Dienstausweis und verbat sich jegliche Behinderung. Der Portier schien einen Moment zu zögern, dann ließ er den Ermittler jedoch durch.    
    Im Foyer gab es noch weitere Portiers. Cato Isaksen lief zum Rezeptionstresen und fragte die junge Dame dort nach der Nummer des von Solveig Wettergren gemieteten Zimmers. Die Rezeptionistin bewegte sich überaus langsam. So langsam, dass Cato Isaksen kurz davor stand, zu explodieren. «Bitte, beeilen Sie sich ein wenig», bat er mit lauter Stimme und zeigte seinen Dienstausweis, was aber nicht viel half. Die Frau wurde von seinem Drängen offenbar nur nervös. Sie wuselte hin und her, dann drückte sie endlich auf die Tasten eines Computers und nannte ihm die Zimmernummer.
    «312», sagte sie mit kindlicher Stimme.
    Cato Isaksen lief die rote, mit einem Teppich ausgelegte Treppe hoch. Zwei der Portiers kamen hinterher. Er folgte den langen Gängen und riss dann die Tür zu Nr. 312 auf.
    Die in ihren feinsten Staat gekleideten Damen fuhren überrascht zu ihm herum. Sie sahen lächerlich aus. Die magere Tulla Henriksen mit den vielen Runzeln trug ein knallgelbes Seidenkleid. Sie stand in der Balkontür und hielt ein Glas in der Hand. Solveig Wettergrens Kleid war aus glänzendem hellgrünem Stoff. Alf Boris Moen war nicht bei ihnen. Und auch Helena Bjerke nicht.
    Plötzlich stand ein Portier in der Tür. Cato Isaksen zeigte noch einmal seinen Dienstausweis vor und der Portier schloss leise die Tür hinter sich. Tulla Henriksen kam vom Balkon herein und krakeelte drauflos. «Das war einfach ein fantastischer Tag», sagte sie hingerissen. «Und jetzt

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