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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Wohnzimmer führte. «Das ist alles so schrecklich», sagte sie immer wieder. «Ich mache mir große Vorwürfe, weil ich sie nicht mehr bedrängt und mich so selten gemeldet habe. Ich hatte sozusagen aufgegeben. Kathrine hat mich nie angerufen. Sie kam auch nicht zu Besuch. Für sie schien es nur die andere Großmutter zu geben. Und ich muss schon gestehen, dass ich entsetzlich eifersüchtig war.»
    Cato Isaksen und Randi Johansen setzten sich auf das blaue Sofa. Das Wohnzimmer war klassisch möbliert, es gab Gemälde an den Wänden und in der einen Ecke einen großen Flügel.
    «Hatten Sie denn überhaupt irgendeinen Kontakt zu Brenda Moen?» Cato Isaksen registrierte erleichtert, dass die alte Dame nicht versuchte, ihnen Kaffee aufzudrängen.
    «Natürlich, man hat doch Manieren. Ich kann einfach nicht fassen, dass sie ermordet worden ist. Das ist doch einfach nur entsetzlich.»
    Die Gäste stimmten zu. Randi Johansen fiel die schöne Brosche auf, die an der Bluse der alten Dame steckte.
    «Wir haben uns zu Geburtstagen und solchen Anlässen gesehen», sagte Magnhild Bjerke jetzt. «Und natürlich war ich auf ihrer Beerdigung. Ich weiß schließlich, was sich gehört.»
    «Was für einen Eindruck hatten Sie denn von Brenda Moen?», fragte Cato Isaksen.
    «Ach», sie lachte kurz und viel sagend. «Wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich zugeben, dass ich nicht sehr begeistert war. Sie kleidete sich nicht gut, hatte keine schöne Frisur, Sie wissen schon. Sie kam eben aus der Arbeiterklasse.»
    Randi Johansen lächelte kurz.
    «Ja, verstehen Sie das nicht falsch. Das hat wirklich keine Rolle gespielt. Ich bin keine, die über andere urteilt. Aber die ganze Familie ist ein wenig unordentlich, wenn ich das so sagen darf. Als Einar Helena zum ersten Mal mitgebracht hat, habe ich nicht gerade hurra geschrien, das muss ich zugeben. Ich habe schließlich meine Intuition. Damals lebte Einars Vater noch. Er war ganz meiner Ansicht. Wir wussten einfach, dass Helena nicht die richtige Frau für unseren Sohn war.»
    Die Großmutter legte ihre runzligen Hände in den Schoß. Sie trug mehrere Diamantringe an ihren schmalen Fingern.
    «Sie haben ja gesehen, wie sie sich kleidet», sagte sie dann. «Das nimmt sie wirklich nicht so genau, möchte ich behaupten. Und dann erst ihr Bruder. Man sieht es ihnen eigentlich an, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und jetzt hat Helena ja einen neuen Mann. Diesen Schlachter, aber er sieht trotzdem recht sympathisch aus.»
    Die Gäste nickten höflich. «Diese Königsschwärmerei ...», setzte Cato Isaksen an.
    «Ja, darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Das war doch der pure Wahnwitz. Ich weiß nicht, woher sie das haben, aber es ist einfach pathetisch. Dass so eine Familie sich mit Königen und Fürsten und Zaren auskennen will.» Sie schüttelte den Kopf und zupfte an ihrem blanken Rock. «Sie sind alle durch und durch verrückt. Ich bin nur glücklich darüber, dass Einar Mona gefunden und eine neue Familie gegründet hat. Die kleinen Mädchen sind einfach niedlich. Aber das mit Kathrine ist schrecklich. Sie ist meine älteste Enkelin. Ich muss die ganze Zeit an sie denken. Seit sie verschwunden ist, habe ich kaum ein Auge zugemacht. Gibt es jetzt keine Hoffnung mehr», fragte sie jämmerlich. «Ist es zu spät, um sie noch zu finden?»
    «Nein, nein», sagte Randi Johansen tröstend. «Es kommt immer wieder vor, dass junge Menschen verschwinden und wieder auftauchen.»
    «Sicher, sicher», sagte Magnhild Bjerke müde. «Das mag wohl so sein.»
    Als sie sich zum Gehen erhoben, schaute Cato Isaksen sich im Wohnzimmer um. Wie bei den meisten alten Damen war auch hier alles vollgestellt. Bilder an den Wänden, Familienfotos auf dem glänzenden Flügel. Plötzlich überkam ihn wieder dieses Übelkeit erregende Gefühl, dass er in Brenda Moens Wohnung etwas übersehen habe. Es gab Dinge hier, in diesem Raum, die ihn daran erinnerten. Aber noch immer konnte sein Gehirn nicht identifizieren, was das war.

17
    Cato Isaksen stand an der Bushaltestelle, an der Kathrine Bjerke einige Wochen zuvor zuletzt gesehen worden war. Er versuchte, sich in den Februar zurückzuversetzen, in Kälte und Dunkelheit, Schneematsch am Straßenrand, beißenden Wind. Jetzt war es hell, der Himmel war tiefblau. Die Straße war grau vor Staub und Schmutz und allerlei Abfall, der sich mit dem Frühling eingestellt hatte. Es war Dienstag, der 20. März, die Zeit der Tag- und Nacht-Gleiche. Noch zweieinhalb Wochen

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