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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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ehrlich sein soll.» Cato Isaksen musterte ihn mit ernster Miene.
    «Sie haben wieder geheiratet?»
    «Ich wohne mit meiner Freundin und unseren beiden kleinen Töchtern zusammen. Ich glaube, Kathrine war eifersüchtig auf die beiden. Sie hat nie irgendein erwähnenswertes Interesse an Thea und Sofie gezeigt.»
    «Wie alt sind sie?»
    «Drei und zwei Jahre.»
    Cato Isaksen nickte verständnisvoll. «Das ist auch alles nicht so leicht», sagte er und dachte an seine eigene Situation.
    «Mona, meine Freundin, findet das auch schade. Sie weiß ja, was Kathrine für mich bedeutet», sagte Bjerke müde.
    Die Rezeptionsdame brachte ein kleines Tablett mit Kaffee und Mineralwasser, schwarze Tassen und hohe grüne Gläser. Einar Bjerke bat die Ermittler, zuzugreifen. Cato Isaksen nahm Kaffee, die beiden anderen griffen zu den grünen Mineralwassergläsern.
    «Ich muss zugeben, dass ich die Sache anfangs nicht so ernst genommen habe. Oder, verstehen Sie das nicht falsch.» Kathrines Vater rutschte unruhig hin und her. «Natürlich hatte ich schreckliche Angst, als ich von ihrem Verschwinden hörte, aber als sich dann herausstellte, dass sie sich mit Tage und mit ihrem Freund zerstritten hatte, war ich zuerst wieder beruhigt. Kathrine ist ein wenig eigen ...» Er zögerte. «Ich habe mir oft überlegt, dass es vielleicht meine Schuld ist; dass sie so geworden ist, weil ich gegangen bin.»
    Cato Isaksen lächelte verständnisvoll. So denken wir sicher immer. Er bemerkte plötzlich, wie ähnlich Kathrine ihrem Vater sah. Er hatte denselben schmächtigen Bau, wirkte aber durchaus nicht schwächlich. Und er hatte die blonden Haare und die blauen Augen seiner Tochter.
    «Sie halten Kathrine also für fähig, wegzulaufen, um anderen Angst einzujagen oder sie zu bestrafen?»
    «Nein», wehrte Einar Bjerke ab. «So nicht. Wenn es sich um ein oder zwei Tage oder vielleicht auch um eine Woche gehandelt hätte, dann ja, aber so nicht. Ganz bestimmt nicht. Ihr muss etwas passiert sein. Das ist doch gerade so entsetzlich.»
    «Haben Sie irgendeine Vorstellung, was passiert sein könnte?»
    «Nein», sagte er energisch. «Meine Mutter lebt in Basrum, in Jar. Oder genauer gesagt in meinem Elternhaus auf Capralhaugen. Und als Erstes habe ich mich an sie gewandt.»
    «Dachten Sie, Kathrine könnte bei ihr sein?»
    «Eigentlich nicht.»
    «Hatte Kathrine viel Kontakt zu ihr?»
    «Nein. Und das war ziemlich hart für meine Mutter. Für Kathrine gab es nur ihre Oma. Oma hier und Oma da. Brenda war ja in vieler Hinsicht auch eine wunderbare Frau. Kein böses Wort über sie. Sie war immer sehr nett zu mir. Ein wenig verschroben mit ihrem Königstick war sie vielleicht. Aber Helena hasst meine Mutter, hält sie flir einen Snob. Wir haben meine Mutter nie besucht, als wir noch verheiratet waren. Nicht einmal zu Weihnachten. Und das nehme ich Helena im Grunde noch immer übel.»
    Cato Isaksen und Preben Ulriksen tauschten einen Blick.
    «Wie kommen Sie mit Kathrines Stiefvater zurecht, mit Tage Wolter?»
    «Eigentlich gut. Ich bin ihm nur zwei- oder dreimal begegnet. Aber jetzt wäre ja bald die Konfirmation gefeiert worden.»   
    «Bis dahin kann sie doch wieder aufgetaucht sein», sagte Preben Ulriksen diplomatisch. «Was glauben Sie, was dann passieren wird?»
    Wieder sah Einar Bjerke müde aus. «Ach, ich weiß nicht», seufzte er. «Kathrine wollte nicht, dass Mona kommt. Und Brenda ist doch tot.» Er schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen.
    «Und Ihre Mutter?»
    «Die wollte natürlich hin. Helena ist da durchaus nicht unvernünftig. Ich habe ihr das Haus überlassen. Sie konnte es einfach übernehmen, als ich ausgezogen bin. Meine Mutter war nicht damit einverstanden, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich doch gegangen bin. Ich habe das Kathrine zuliebe so gemacht.»
    Cato Isaksen nickte nachdenklich.
    «Sie wissen, dass Kathrine einen Freund hatte?»
    «Ja, aber ich bin ihm nie begegnet.»
    «Wir haben gehört, dass Tage Wolter und Kathrine sich nicht sehr gut verstanden haben.»
    «Ich weiß, aber ich habe mit ihm darüber gesprochen. Kathrine war nicht so leicht. Ich habe volles Vertrauen zu Tage. Der Mann ist in Ordnung. Meinen Sie, es könnte zwischen dem Mord an Brenda und Kathrines Verschwinden ein Zusammenhang bestehen?»  
    «Das müssen wir ja eben herausfinden», sagte Cato Isaksen.  
    Als sie das Haus verließen, reichte Cato Isaksen Preben Ulriksen die Wagenschlüssel. «Hast du Hunger?», fragte er.

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