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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Kathrines Schule gesprochen, aber das hatte keine neuen Antworten gebracht. Die Klassenlehrerin bezeichnete Kathrine Bjerke zwar nicht als Musterschülerin, aber doch als guten Durchschnitt. Ein wenig vorlaut vielleicht, aber von der Sorte hatten sie mindestens noch vier oder fünf in der Klasse. Konnte Kathrine als Anführerin gelten? Ja und nein. War sie fürsorglich? Ja und nein. Intelligent? Ja. Es gab auch einen Bericht über ein Gespräch mit der Pastorin, bei der sie den Konfirmandenunterricht besuchte. Die Pastorin beschrieb Kathrine als ganz normal. Nicht sonderlich interessiert an Religion, aber das galt für die allermeisten, die den Unterricht besuchten. Die Polizei hatte überprüft, ob Kathrine Kontakte zur Drogenszene gehabt haben könnte. Hier waren sie gründlich vorgegangen, da Rauschgiftprobleme oft den Ausschlag gaben. Aber das Ergebnis war negativ. Politisch engagiert war Kathrine auch nicht, und das Internet interessierte sie ebenfalls nicht sonderlich.
    Die Fahnder hatten Theorien aufgestellt, nach denen Kathrine möglicherweise schwanger oder unglücklich oder böse war. Ergebnisse gab es nicht, und die Auskünfte, die in ihrem Freundeskreis gesammelt worden waren, wiesen nicht darauf hin. Kathrine Bjerke konnte freiwillig verschwunden sein, wie es jedes Jahr so viele Jugendliche taten, die dann nach einiger Zeit doch wieder auftauchten. Sie konnte entführt und ermordet worden oder ins Wasser gefallen und ertrunken sein. Zuletzt gesehen hatte sie die Autofahrerin, die sie am 20. Februar einige Minuten nach Mitternacht vor dem Tunneleingang beobachtet hatte.
    Natürlich war alles möglich. Allein in den vergangenen zwei Jahren waren in Norwegen siebzehn Kinder und Jugendliche umgebracht worden. An sich gab es keinen Grund zu der Annahme, dass der Mord an ihrer Großmutter in Ullevål Hageby etwas mit Kathrine Bjerkes Verschwinden zu tun haben könnte. Trotzdem war es ein seltsamer Zufall. Es kam vor, dass Fälle auf eine unglaublich unwahrscheinliche Weise miteinander zusammenhingen. Weshalb es wichtig war, sich nicht in eine bestimmte Theorie zu verbeißen.
    Anders Ovesen von der Kripo ergriff das Wort. Cato Isaksen kannte ihn als etwas selbstgerechten, aufgeblasenen Mann. Die Beziehung zwischen Ingeborg Myklebusts Abteilung und der Kripo war bisweilen alles andere als herzlich. Erfahrungsgemäß war es nicht immer leicht, wenn viele Polizisten zusammenarbeiten sollten. Prestige und Neid prägten den Alltag der Polizei. Erwachsene Männer wurden zu Kindern, wenn es darum ging, die anderen zu übertrumpfen.
    Ovesen teilte mit, dass die Kollegen aus Folio sich vor einer Woche an die Kripo gewandt hatten. Als Erstes hatten sie daraufhin Kathrine im ganzen Schengengebiet gesucht, das geschah in solchen Fällen immer. Dann hatten sie alle Ergebnisse aus Folio zusammengetragen. Cato Isaksen Intuition sagte ihm, dass dieser Fall sie noch lange beschäftigen würde. «So, wie die Sache jetzt aussieht, ist alles möglich», endete Ovesen und bat alle drei Instanzen zu enger Zusammenarbeit.
    Cato Isaksen bedachte Roger Høibakk mit einem vielsagenden Blick, und nachdem er in Erfahrung gebracht hatte, wo er und seine Leute Zugang zu Berichten und anderem Material finden konnten, das mit diesem Fall zu tun hatte, setzte er sich mit Roger ins Auto und fuhr nach Drøbak. Sie hatten die Namen von Kathrine Bjerkes Freund, von Freundinnen und Nachbarn und anderen erhalten, die vielleicht mit Auskünften weiterhelfen konnten.     
     
    «Ihr Freund heißt Kenneth Hansen. Er ist sechzehn», las Roger Høibakk aus seinen Notizen vor. Cato Isaksen konzentrierte sich aufs Fahren.
    «Vor ihrem Verschwinden war sie noch mit diesem Freund und mit ihrer besten Freundin zusammen, Maiken Stenberg», teilte Høibakk dann mit. «Was uns jetzt interessiert, ist, wie ihre Beziehung zu ihrer Großmutter war, und ob sie mit ihr an den Tagen vor ihrem Verschwinden Kontakt hatte. Danach müssen wir ihre Mutter fragen.»
    Cato Isaksen nickte und schaute gereizt einem jungen Spund hinterher, der unmittelbar vor einer Kurve in einer alten Karre an ihren vorüberrauschte. Er unterdrückte den Drang, das Blaulicht aufs Dach zu knallen und die Jagd auf den Temposünder aufzunehmen.
    «Ich bin ziemlich sicher, dass Brenda Moens Sohn eine Fahne hatte, als wir ihm erzählt haben, was passiert war.» Roger Høibakk kurbelte das Fenster herunter. «Aber warum hat er abgestritten, dass er einen getrunken hatte?»
    «Die Leute streiten

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