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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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an und stürzte zwei Gläser Wasser hinunter. Er hatte tagsüber viel zu wenig getrunken und kaum etwas gegessen. Doch allein der Gedanke an etwas Essbares ekelte ihn. Er musste an Tony denken. Als der ihn am Dienstag aus dem Flugzeug geholt hatte, schien er vollkommen gesund zu sein. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenfahren.
    „Alex hier , ziehen Sie sich was an!“. Rief sie hinter der Tür.
    Diesmal war er weniger überrascht. Sie trug wieder einen dunklen Anzug und Pumps, in der linken Hand hielt sie eine Aktentasche. Ihr Haar fiel ihr offen auf die Schultern.
    „Kommen Sie jetzt aus dem Büro?“, fragte er.
    „Nicht nur Cops arbeiten hart, Shane.“ Jede andere Frau hätte wahrscheinlich zumindest den Anflug eines Lächelns gezeigt – The Shark nicht.
    „Warum schlafen Sie nicht?“ Er ließ sie nur widerwillig herein.
    „Dasselbe könnte ich Sie fragen“, sagte si e, als sie an ihm vorbei ging.
    „Ich muss Ihnen wohl keine Rechenschaft über meine Schlafgewohnheiten abgelegen, Alex.“
    Sie zeigte zum unberührten Bett.
    „ Geben Sie doch zu, dass Sie noch nicht schlafen konnten.“
    „Sind Sie gekommen, um das festzustellen?“, fragte er gereizt.
    Jetzt lächelte sie, kurz, sehr kurz.
    „Ich wohne auch hier im Hotel“, antwortete sie.
    „Ach?“
    „Nun, ich habe mir Ihren Rat zu Herzen genommen.“
    „Aber Eddie Colak ist doch gefasst. Sie haben nichts mehr zu befürchten.“
    „ Wollen Sie etwa, dass ich mich bei Ihnen persönlich bedanke?“
    „W enn Sie jemanden zum Streiten suchen, hauen Sie besser ab!“
    „Schon gut, Detective. Mit Ihnen würde ich mich doch nicht anlegen .“ Sie lächelte herausfordernd.
    „ Haben Sie die Absicht länger zu länger zu bleiben, oder wollen Sie sich nur vergewissern, dass ich auch nicht schlafen kann?“
    „Ich dachte, wir können uns ein wenig unterhalten und dann gehe ich wieder.“ Wieder ihr kurzes Lächeln. Konnte sie überhaupt länger lächeln? Konnte sie überhaupt lachen?
    „ Ich bin müde. Also, machen Sie’s kurz. Außerdem habe ich keinen Gin mehr.“ Warum warf er sie nicht einfach hinaus?
    „Besser so. Ich wäre sogar mit einem Tee einverstanden.“ Sie setzte sich an den Tisch, schlug die Beine übereinander. Er füllte Wasser in den Elektrokocher und hängte Teebeutel in zwei Tassen.
    „Milch, Zucker?
    „Milch. Soll ich Ihnen etwas anvertrauen? Ich bin erleichtert. Er hat eine andere getötet. Und die sieht mir nicht im Geringsten ähnlich.“ Sie lächelte unsicher. „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde es wirklich schrecklich, dass diese Frau getöt…“
    „Ich weiß, was Sie meinen“, schnitt er ihr das Wort ab. Er konnte auf scheinheilige Entschuldigungen verzichten. Er schüttete das kochende Wasser in die Tassen und kam mit ihnen zum Tisch. Schweigend starrten sie in die Tassen und warteten darauf, die Teebeutel herauszunehmen zu können.
    „Ich habe von Tonys Krankheit gehört“, sagte sie schließlich. „Es tut mir leid.“ Sie zupfte am Faden des Teebeutels. „Würden Sie ihm das sagen, wenn Sie ihn sehen?“ Sie zog den Teebeutel heraus und legte ihn in den Aschenbecher. „Sie haben wohl schlechte Laune?“
    „Korrekt“, brummte er und trug den Aschenbecher mit ihrem Teebeutel zur Spüle.
    Schweigend trank sie ihren Tee und musterte ihn dabei über den Rand der Tasse. „Sie kommen in dem Fall nicht weiter, oder?“
    „Was wollen Sie, Alex? Mich noch mal fertig machen? Hat Sie Ihr Auftritt im Gerichtssaal noch nicht befriedigt?“ Er stand vor ihr, die Arme auf die Stuhllehne gestützt. Am liebsten hätte er sie rausgeworfen. Unbeeindruckt setzte sie die Tasse ab.
    „Ich habe nur meinen Job gemacht, Shane. Mein Mandant wird ins Gefängnis wandern, keine Sorge. Dieses mal bin ich gekommen, um Ihnen meine Hilfe anzubieten. Doch Sie sind ja so sehr mit Ihrem Selbstmitleid beschäftigt, dass Sie gar nichts anderes mehr wahrnehmen.“ Sie machte Anstalten, aufzustehen.
    „ Wie kommen Sie darauf, dass ich mich selbst bemitleide?“
    „ Ach, kommen Sie, Shane! Sie lecken Ihre Wunden, tun sich leid, dass Sie den Täter noch nicht haben und Tony nicht helfen können!“ Sie sah ihm direkt in die Augen.
    „Ich brauch keine Therapeutin, Alex.“
    Sie wollte wieder aufstehen.
    Er deutete auf ihre volle Tasse. „Erst trinken Sie Ihren Tee aus.“
    „Sie brauchen das . Die Oberhand über andere.“
    „Wie Sie, nicht wahr?“
    Sie erwiderte nichts. Als sie die Tasse auf den Tisch stellte, sagte

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