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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Schuld, pervertierte Sexualität. … War das wirklich das ganze Leben? Sein ganzes Leben? Er sah Carol vor sich. Sie trug ein buntes Sommerkleid und stand mitten in einem üppigen, tropischen Gartens auf Vanuatu. Im Hintergrund breitete sich das klare Türkis des Pazifiks aus.
    „Wir machen die Welt ein bisschen besser“, hatte sein Vater immer zu ihm gesagt, als er noch ein kleiner Junge war, und Shanes ältere Schwester hatte ernst genickt. Aber sie hatte die Aufgabe nicht bewältigt. Sie hatte kapituliert. Bilder tauchten auf, Bilder, die er unter Verschluss hielt, die es nur selten schafften, dem tiefen Verließ in die er sie eingesperrt hatte, zu entfliehen. Und er ...?
    S ein Telefon schrillte. Er schaltete das Licht an.
    „Shane?“
    „Carol!“
    „Hab’ ich dich geweckt? Ich wollte unbedingt deine Stimme hören!“ Sie klang sanft und verführerisch.
    „ Vermisst du mich?“
    „Ja. Sehr. Aber – wie geht es dir?“
    „Oh, mir geht es großartig.“ Was für eine Lüge!
    „Shane? Du machst dich jetzt nicht über mich lustig, oder?“
    „Nein, ich meine es ernst. Ich …“
    „Wann begreifst du endlich, dass du mir nichts vormachen musst?“
    Er sagte nichts. Warum versuchte er immer wieder dieselbe Masche?
    „Was ist passiert, Shane?“
    „Ich kann es dir nicht so einfach erklären, es ist …“
    Er berichtet e ihr von Costarellis Krankheit, dabei hatte er sie nicht damit belasten wollen. „Carol, ich muss nur noch diesen einen Fall lösen. Diesen einen. Dann ... dann fange ich ein neues Leben an.“
    Er hörte sie seufzen. Ein ungläubiges Seufzen.
    „Carol? “
    „ Ich habe diesen Satz schon so oft im Kino gehört, Shane, und dann ist der Held bei diesem letzten Fall gestorben …“
    „Ach Carol! Der Fall ist nicht gefährlich. Ich muss ihn nur lösen.“
    „Ja.“ Es klang weder überzeugt noch zuversichtlich. „Shane, mein Akku ist gleich leer. Ich rufe dich morgen wieder an. Versprich mir, dass du auf dich aufpasst.“
    „Carol?“
    „Ja?“
    „Ich liebe dich. Und ich werde diesen letzt en Fall lösen und nicht sterben.“
    „ Ich liebe dich auch.“
    Es klickte in der Leitung, er legte auf und gönnte sich noch einige Sekunden Gedanken an sie. Er würde wirklich ein neues Leben anfangen. Sie würden miteinander glücklich sein.
    Sein Blick fiel auf Brett Horkays Buch neben der Nachttischlampe. Er war noch nicht dazu gekommen, es durchzublättern. Er stopfte das Kissen in seinen Rücken und schlug den Buchdeckel auf. Auf der ersten Seite stutzte er. Da stand in steiler Handschrift: Für Valerie – Brett Horkay.
    Aus dem Inhaltsverzeichnis konnte er entnehmen, dass es sich nicht um einen Roman handelte, sondern um Reiseerzählungen. Horkay hatte sich auf Südostasien spezialisiert: Malaysia, Philippinen, die Salomonen, die Fidjis. Unter den Erzählungen, die, soweit er das beim flüchtigen Durchsehen beurteilen konnte, neben Reiseerlebnissen auch historische und ethnologische Fakten enthielten, war das jeweilige Reisejahr angegeben. Er wäre ein schlechter Cop gewesen, wenn er nicht fast reflexartig die Daten und Orte mit denen der Morde verglichen hätte.
    War es Zufall, dass Horkay im Jahr 2005 in Thailand gewesen war? Valerie Tate hatte bei Brett Horkay einen Schreibkurs gebucht.
    Und dann d as Writer’s Festival . Alison Griffith hatte es erwähnt, und ihm waren die Plakate in der Stadt aufgefallen. Brett Horkay war in Darwin …
    Er blätterte das Buch durch und stieß auf ein Foto des Schriftstellers. Horkay sah mit zwingenden Blick in die Kamera. Keine Spur von Selbstzweifel oder Unsicherheit. Ein gutaussehender, sportlicher Typ. Er dachte an Evelyn Fitzpatricks Beschreibung. Der Mann hatte eine Baseballmütze getragen. Die Haarfarbe war nicht zu erkennen gewesen. Außerdem war es dunkel. Könnte Valerie Tates unbekannter Essensgast im Casino-Restaurant Brett Horkay gewesen sein?
    Jetzt, mitten in der Nacht, könnte er unmöglich Brett Horkay aus dem Bett klingeln, schließlich hatte er nichts gegen ihn in der Hand. Einen Haftbefehl aufgrund des Buches und einer Quittung bekäme er auch nicht. Er hielt es nicht mehr aus im Bett, stand auf und zog sich an. Fünfzehn Minuten später saß er in seinem Büro und durchforstete das Internet.
    Über Brett Horkay fand er ein paar persönliche Angaben:
    1963 in Adelaide geboren als einziges Kind von Istvan, Ethnologe und Schriftsteller und Mutter Marika Horkay, beide 1956 aus Ungarn nach Australien emigriert.
    Shane fragte sich,

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