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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Tony Costarellis Krankheit wusste. Shane hatte schon zweimal im Krankenhaus angerufen. Tony Costarelli, hieß es, ging es den Umständen entsprechend. Auf eine genauere Antwort ließ sich der Dienst habende Arzt nicht ein.
    Shane gab den beiden Polizisten, die ihn begleiteten, ein Zeichen, zu warten und ging auf eine korpulente Dame zu, deren Gesicht er vom Festivalprogramm her kannte. Meg Rowan war ihr Name, erinnerte er sich. Sie war damit beschäftigt, an einem Tisch Bücher zu verkaufen. Er zeigte ihr seinen Ausweis. „Können Sie mir sagen, wo ich Brett Horkay finde?“
    An Megs Hals hatten sich rote Hitzeflecken gebildet. „Oh, er müsste da drüben sein.“ Sie streckte ihren Arm mit bunten Glasperlenarmbändern aus „Sehen Sie, da hinten auf der Terrasse! Der Workshop müsste gleich eine Pause machen. Gehen Sie ruhig hin!“
    Shane e ntdeckte im Schatten der Museumsterrasse Alison Griffith mit ihrem kurzen blonden Haar und einem roten Oberteil. Sie saß an einem der voll besetzten Tische und wirkte sehr konzentriert.
    „Sind Sie Schriftsteller?“ Meg Rowan musterte ihn durch große, runde Gläser einer altmodischen Brille.
    „Nein.“
    „Komisch, ich hätte geschworen, Sie zu kennen.“ Sie setzte ein mädchenhaftes Lächeln auf. Er kümmerte sich nicht weiter um sie und ging über den grünen Rasen, vorbei am weißen Zelt zur Terrasse.
    Brett Horkay bedankte sich gerade bei den Teilnehmern. Sie klatschten, einige standen auf und strebten, mit Stift und Buch bewaffnet, auf den Schriftsteller zu. Als Alison Griffith Shane über die Wiese kommen sah, versteifte sich ihre Haltung, und sie schien nicht mehr zuzuhören. Sie rechnete wohl damit, dass er zu ihr kam, und wirkte fast enttäuscht, als er ihr nur zunickte und auf Brett Horkay zuging, der damit beschäftigt war, Autogramme und Widmungen zu schreiben. Shane drängte sich an der Schlange vorbei.
    „ Mr. Horkay?“
    Der Mann drehte sich um. Seine Augen waren hellblau und zeigten weder Erstaunen noch Angst.
    „Homicide Squad. Wir müssen Ihnen einige Fragen stellen.“ Shane klappte seinen Ausweis auf und zu. Horkay zögerte zuerst, doch dann steckte er den Kugelschreiber in die Brusttasche seines gebügelten dunkelblauen Hemdes und stand auf. Alison war aufgesprungen.
    „Was …?“ Sie brach ab , als Brett ihr ein Zeichen gab.
    „U nsere Pause wird nur etwas länger dauern, Alison.“ Horkay lächelte. „Wir holen die zwei Stunden morgen nach, ja?“ Er sprach mit ruhiger, sanfter Stimme. Er schien keineswegs beunruhigt. Alison nickte, während ihr Blick bei Shane vergeblich eine Antwort suchte. Auf Shanes Zeichen hin näherten sich die beiden Polizisten. Als Brett Horkay sie bemerkte, lächelte er gezwungen. „Das wäre nicht nötig gewesen, Detective.“
    Shane antwortete nicht . Zusammen mit Horkay ging er zum Wagen. Die beiden Polizisten folgten ihnen.
    „Wohin bringen Sie mich?“ Horkay wandte sich Shane zu, als einer der Polizisten die Türen öffnete. „Warum fragen Sie mich nicht hier, was Sie wissen wollen?“
    „Im Büro können wir uns ungestörter unterhalten, Mister Horkay“, antwortete Shane.

3
    Shane führte Horkay in den kleinen Vernehmungsraum im ersten Stock. Der stahlblaue Teppich, die schallgedämpften weißen Wände und das Neonlicht verliehen ihm etwas Kaltes, und die Tatsache, dass er kein Fenster hatte und die Isolation jeden Laut schluckte, ließ bei den Befragten schnell das Gefühl aufkommen, ausgeliefert zu sein.
    Brett Horkay sah sich kurz um, bevor er sich auf den einen der beiden Stühle an dem schmalen Tisch setzte. Er schätzte wohl gerade ab, wie ernsthaft diese Unterhaltung werden würde.
    „Einen Moment noch“, sagte Shane und ließ ihn allein. Er wollte Horkay ein wenig schmoren lassen.
    „Shane ...“. Vicky kam auf ihn zu „Wir haben gerade einen Anruf vom Krankenhaus bekommen. Tony geht es sehr schlecht, wir sollten möglichst bald zu ihm fahren.“
    E r hatte damit gerechnet und nickte.
    „Für eine Unterhaltung ist es hier recht ungemütlich“, sagte Horkay, als Shane die Tür hinter sich schloss und den anderen Stuhl heranzog.
    Shane stellte ein Aufnahmegerät auf den Tisch. „Sie haben nichts dagegen, wenn ich unser Gespräch aufzeichne?“
    „Was würden Sie tun, wenn ich nein sagte?“ In Horkays Ton lag etwas Herausforderndes.
    „Dann würde ich jemanden holen, der mitschreibt.“
    Brett Horkay verzog den Mund. „So etwas dachte ich mir.“ Er blieb betont aufrecht sitzen, die

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