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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Anspringen des Motors.
    Sie nahm einen kräftigen Schluck, hoffte, der heiße Kaffee würde ihr wenigstens die Zunge verbrennen, damit sie aufwachte und sich in ihrem alten Leben wieder fände. Doch er war nicht heiß genug. Sie schaltete den Fernseher auf dem Kühlschrank an, zappte zum lokalen Nachrichtenprogramm. Noch fünf Minuten bis zum Anfang der Nachrichten. Normalerweise holte Matthew die Zeitung von draußen herein und überflog sie beim Kaffeetrinken in der Küche. Sie ging über die vordere Terrasse, stieg die Treppe hinunter. Die Zeitung lag noch in der Plastikfolie verpackt im Vorgarten neben der Einfahrt.
    Vielleicht hatte man den Täter schon gefunden? Vielleicht wäre dann endlich – auch ihr bewiesen - dass sie nichts mit dem Mord zu tun hatte. Mit angstvoller Ungeduld riss sie die Folie auf und entrollte die Zeitung. Sie musste nicht lange suchen. Es stand auf Seite drei. Mord an Rechtsanwältin.
    Am gestrigen Abend fand Ben D. nahe seines Hauses zwi schen dem Royal Darwin Hospital und dem Lee Point Coastal Reserve die nackte, aufgeschlitzte und ausgeweidete Leiche einer jungen Frau. Die sofort verständigte Polizei versicherte, dass es sich um die seit dem Morgen vermisste Valerie Tate handelt. Sie arbeitete als Assistentin …
    Alison las nicht mehr weiter. Ihr war speiübel und ihr Herz hämmerte unangenehm. Neben dem Text zeigte ein Foto die sechsundzwanzigjährige Geliebte ihres Mannes mit jenem überheblichen Lächeln, das sie auch Alison gegenüber aufgesetzt hatte.
    Das Läuten des Telefons ließ sie zusammenfahren. Sie brauchte eine Weile, um es zu orten, währenddessen es immer dringlicher klingelte.
    „Ja!“, rief sie, „ja, ich komm’ ja schon!“ Sie eilte die Treppe hinauf ins Wohnzimmer.
    „Endlich! Wo bist du denn?“
    „Christine, was ist los?“, fragte sie außer Atem.
    „Was los ist? Du bist gut! Ich wollte hören, wie es Matthew geht.“
    „Matthew?“ Hatte sie sich verhört? „Wieso interessiert dich das? Christine, wir müssen zur Polizei! Ich halte das nicht aus! Sie werden irgendwie darauf kommen, dass ich von der Affäre wusste, und im Gericht war …wir müssen es der Polizei sagen!“
    „Spinnst du? Was willst du denen denn erzählen? Dass du Valerie Tate den Tod an den Hals gewünscht hast, deine Schwester gebeten hast, einen Typen zu schicken, der ihr erst mal nur die Finger bricht? Dann nehmen sie dich richtig in die Mangel, glaub’ mir! Phil hat so was mitgemacht. Es ist wie im Krankenhaus, wenn sie dich auf den Kopf stellen: sie suchen so lange, bis sie irgendwas gefunden haben, dann beißen sie sich fest und du kommst nicht mehr lebend raus!“
    Alison hörte, wie ihre Schwester an einer Zigarette sog. „Und wenn die Presse davon Wind bekommt, bist du sowieso erledigt! und nicht nur du, sondern Matthew und Prudence, dein Vater, deine Mutter – und ich – und Phil.“ Christine Worte gingen wie eine Lawine über Alison nieder. „In den Nachrichten sagen sie auch nichts Neues“, fuhr Christine fort. „Sie haben keine neue Spur, nichts. Das war ein verdammter Zufall!“
    Alison brauchte einen Moment, um zu reagieren.
    „Hast du Phil erreicht?“
    „Nein – aber – er hat ganz sicher nichts damit zu tun!“, kam die Antwort.
    Sie wollte es glauben, aber s ie musste unbedingt mit ihm reden.
    „Was ist jetzt mit Matthew?“, fragte ihr Schwester erneut.
    „Matthew weiß, dass du es mir erzählt hast.“
    „Sag’ mal, bist du total bescheuert, ihm das zu sagen!“ Christine schrie.
    „ Er hat es selbst raus gefunden, Christine!“
    „Und nun? Glaubt er, dass wir, ich meine, dass du mit dem Mord ...?“
    Alison fiel ihr ins Wort. „Nein. Ich hab’ ihm nichts von dem Auftrag erzählt.“
    Christine stöhnte auf.
    „ Christine, was machen wir jetzt?“ Ihre Schwester hatte doch sonst für so viele Dinge eine praktische Lösung parat!
    „Gar nichts. Wir haben doch auch vorher nichts gemacht, hast du das vergessen? Phil hat es nicht weitergegeben. Der Auftrag existiert nicht.“ Sie klang, als wolle sie Alison hypnotisieren.
    „Aber Christine: ich habe dir Geld gegeben! Wenn Phil nichts unternommen hat, dann soll er mir das Geld wieder zurückgeben. Erst dann gibt es keine Beweise.“ Sie stockte. „Sag’ mal, vertraust du Phil wirklich? Könnte es nicht sein, dass er selbst den Auftrag durchge …“
    Ein kurzes, schrilles Auflachen. „Also wirklich, Alison! Phil war zwar ein harter Cricket-Spieler, aber das ist Jahre her! Er würde so was

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